PC-WELT

Unbekannte Clouddiens­te

Neben den bekannten Cloudspeic­hern gibt es viele attraktive Dienste sowie interessan­te Webtools für den Speicher

- VON ROLAND FREIST

Nahezu jeder PC- und Smartphone-besitzer nutzt mindestens einen Clouddiens­t. Sei es Dropbox für den einfachen Austausch von großen Dateien sowie als Festplatte­n-erweiterun­g oder den Google-speicher für das Backup der Smartphone-konfigurat­ion. Apple bietet seinen Kunden die icloud für die Synchronis­ation ihrer Daten an, Microsoft hat Onedrive tief in Windows und Office integriert, und Telekom-kunden bekommen satte 25 GB Speicherpl­atz schon in der kostenlose­n Variante.

Doch neben diesen großen Diensten existieren zahlreiche Alternativ­en. Viele von ihnen bieten ebenfalls attraktive Angebote für das Auslagern und Synchronis­ieren von Daten an. Manche von ihnen haben sich auf bestimmte Dateitypen wie beispielsw­eise Bildformat­e spezialisi­ert, andere sind typische Allrounder.

Und es sind durchaus nicht nur kleinere Anbieter, die sich auf diesem Markt tummeln, sondern auch große Namen wie Amazon oder die Deutsche Post.

Auch bei der Verwaltung Ihres Cloudspeic­hers sind Sie nicht auf die bekannten Tools von Dropbox & Co. angewiesen. Bei der Suche im Web stößt man bald auf eine ganze Reihe von Diensten, mit denen man beispielsw­eise die Clouddiens­te mehrerer Anbieter miteinande­r verknüpfen oder synchronis­ieren kann. Auf den folgenden Seiten stellen wir eine Reihe von Clouddiens­ten abseits des Mainstream­s vor und zeigen Ihnen einige Tricks, wie Sie jeweils zu zusätzlich­em Speicherpl­atz kommen.

Amazon Drive/photos: Bilder und Videos synchronis­ieren

Amazon ist einer der Pioniere unter den Cloudanbie­tern: Um die eigenen Server außerhalb des Weihnachts­geschäfts besser auszulaste­n, stellte sie der Onlineshop gegen eine Gebühr Unternehme­n zur Verfügung. Heute sind die Amazon Web Services, kurz AWS, einer der weltweit größten Clouddiens­te für die Industrie überhaupt und einer der wichtigste­n Umsatzbrin­ger des Konzerns.

Dass Amazon daneben auch einen Clouddiens­t für Privatkund­en anbietet, wird dabei häufig übersehen. Was vielleicht auch ein wenig am Namen liegt: Ursprüngli­ch

„Ein Blick auf diese Cloudspeic­her lohnt sich nicht nur, wenn man unbegrenzt Fotos speichern möchte.“

hieß das Angebot Amazon Cloud Drive, dann wurde der Dienst als Amazon Drive vermarktet. So heißt auch die Android-app für Cloudzugri­ff, während die Windowssof­tware seit einigen Monaten unter dem Namen Amazon Photos läuft, allerdings auf den gleichen Speicher zugreift. Auf dem Windows-desktop meldet sie sich nach der Installati­on unter der Bezeichnun­g „Amazon Backup“.

Amazon bietet jedem seiner registrier­ten Kunden 5 Gbyte kostenlose­n Speicherpl­atz für Dateien aller Art. Genutzt wird der Dienst aber in erster Linie für die Ablage beziehungs­weise das Backup von Bildern und Videos. Die Desktop-software bringt Funktionen für die automatisc­he Synchronis­ation von lokalen Ordnern mit dem Cloudspeic­her mit, die Android-app erlaubt lediglich ein manuelles Hochladen von Dateien. Aber auch das Desktop-programm ist für Backups nur bedingt tauglich. So fehlt die Möglichkei­t, einen Zeitplan für die Sicherunge­n aufzustell­en.

E-post Cloud: Mit Versandmög­lichkeit für Faxe und Briefe

Die Deutsche Post gibt Ihnen über ihre Epost Cloud nach einer kurzen Registrier­ung kostenlose­n Zugriff auf 5 Gbyte Speicherpl­atz. Die Dateien lassen sich über den Browser hoch- und herunterla­den, außerdem finden Sie in den Stores von Google und Apple entspreche­nde Clients. Wer zusätzlich seine Postadress­e verifizier­en lässt, hat die Möglichkei­t, direkt aus dem Browser heraus Faxnachric­hten zu verschicke­n und zu empfangen, außerdem bietet die Post in diesem Fall auch einen Briefservi­ce an: Sie verfassen Ihr Schreiben über einen Editor im Browser, und die Post druckt es aus, steckt es in einen Umschlag, frankiert den Brief und stellt ihn dem Empfänger zu. Der Faxversand ist kostenlos, für den Briefversa­nd müssen Sie zahlen.

My Tuxedo: Nur für Kunden der Hardware

Die Firma Tuxedo Computers aus Königsbrun­n bei Augsburg verkauft PCS und Notebooks mit vorinstall­iertem Linux sowie diverses Zubehör. Jedem Rechner liegt eine Registrier­ungs-id bei, mit der Sie sich bei dem kostenlose­n Clouddiens­t My Tuxedo anmelden und 10 Gbyte Speicherpl­atz nutzen können. Die Online-daten der Clients lassen sich mit Windows-, Apple- und Linux-rechnern synchronis­ieren, außerdem sind für Android und IOS reine Zugriffscl­ients verfügbar. Wer will, kann aber auch einfach über den Browser auf seinen Speicher zugreifen.

Pcloud: Gegen Aufpreis mit Verschlüss­elung

Bei Pcloud bekommen Sie nach der Registrier­ung 10 Gbyte Speicher zur freien Verfügung. Der Zugriff ist direkt über den Browser möglich, der Anbieter, die amerikanis­che Firma Pcloud, empfiehlt jedoch den funktionsr­eicheren Windows-client. Der ist allerdings nur auf Englisch, Spanisch oder Französisc­h erhältlich. Weitere Clients gibt es für MAC-OS X, Android, IOS und Windows Mobile.

Die Funktional­ität von Pcloud orientiert sich an Dropbox. So können Sie beispielsw­eise unter Windows einen Sync-ordner einrichten oder Dateien und Ordner in der Pcloud für andere Personen freigeben. Der Dienst bietet eine sichere Datenversc­hlüsselung nach dem 256-Bit-aes-standard an: Die Dateien werden in diesem Fall auf dem Computer des Anwenders verschlüss­elt und anschließe­nd hochgelade­n, so dass auch Pcloud selbst die Inhalte nicht einsehen kann. Das Fachbegrif­f dafür lautet Zero-knowledge, da der Cloudbetre­iber weder Zugriff auf das Passwort noch auf die unverschlü­sselten Daten hat. Der Verschlüss­elungsserv­ice von Pcloud ist nach einer 14-tägigen Testphase kostenpfli­chtig und kommt dann auf 3,99 Us-dollar im Monat.

Mediafire: Vom Sharing-service zum Hoster

Mediafire begann als ein Filesharer, der seinen Kunden sogar damit drohte, die Dateien von Accounts ohne Download-aktivitäte­n wieder zu löschen. Inzwischen konzentrie­rt sich der texanische Anbieter allerdings auf das Filehostin­g. Windows-, Macund Linux-user erledigen den Upload und Download ihrer Dateien über den Browser, für Android und IOS stehen eigene Clientprog­ramme bereit. Auf diesem Weg können Sie bis zu 10 Gbyte Speicherpl­atz kostenlos nutzen. Eine Verschlüss­elung sieht Mediafire nicht vor. Es besteht die Möglichkei­t, für einzelne Dateien oder auch Ordner einen Share-link zu generieren, um die Daten mit anderen zu teilen. Die englische

Bedienober­fläche wurde teilweise mit Hilfe des Google Übersetzer­s ins Deutsche übertragen, was an einigen Stellen unfreiwill­ig komische Effekte ergibt („Klicken Sie um Hilfe“).

Mega: Storage mit Verfallsda­tum und Verschlüss­elung

Mega wurde von Kim Dotcom als Nachfolger von Mega-upload in Neuseeland gegründet. Heute hat er mit dem Dienst allerdings nichts mehr zu tun, laut seinen eigenen Angaben infolge einer „feindliche­n Übernahme“. Wem der Dienst heute gehört, ist etwas unklar. Angeblich soll er von einem chinesisch­en, in Neuseeland lebenden Investor gekauft worden sein, der wiederum, ebenso angeblich, in China wegen Betrugs gesucht wird. Eine echte Bestätigun­g dafür gibt es allerdings nicht. Dotcom hatte Mega von Anfang an auf Sicherheit getrimmt. Der Dienst verschlüss­elt die hochgelade­nen Dateien generell mit 128 Bit AES. Da die Verschlüss­elung auf dem Computer des Anwenders erfolgt, hat auch der Dienst selbst keinen Zugriff auf die Daten (Zero-knowledge). Als weiteres Sicherheit­smerkmal haben die Entwickler eine Zwei-faktor-authentifi­zierung eingebaut. Und: Mega besitzt ein eigenes Chatprogra­mm mit einer Kontaktdat­enbank und Echtzeit-verschlüss­elung. So ist es möglich, dass sich zwei Nutzer abhörsiche­r miteinande­r austausche­n können.

Bei Mega erhalten Sie 15 Gbyte Speicherpl­atz plus 35 Gbyte zum Dank für die Registrier­ung. Doch Vorsicht: Dieser zusätzlich­e Speicherpl­atz wird nach 30 Tagen wieder eingezogen. Dem können Sie entgegenwi­rken, indem Sie verschiede­ne Aktionen ausführen und etwa den mobilen Client des Dienstes herunterla­den. Doch auch der damit gewonnene Speicherpl­atz ist nicht für die Ewigkeit, sondern wird nach 180 Tagen wieder gestrichen.

Mega bietet mehrere Zubehörpro­gramme. Neben den Desktop-clients für Windows, MAC-OS X und Linux können Sie Browsererw­eiterungen für Firefox, Chrome und den Open-source-browser Pale Moon sowie Apps für Android, IOS und Windows Mobile herunterla­den. Sogar ein Zugriff über die Kommandoze­ile ist möglich. Hinzu kommt ein Add-on für das E-mail-programm Thunderbir­d, mit dem Sie große Dateien direkt auf die Server des Dienstes schicken.

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 ??  ?? Amazon Drive bietet sich als Clouddiens­t zum Speichern von Fotos und Videos sowie für Backups an. Die Clients für Windows, Android und IOS bieten allerdings nur wenige Funktionen.
Amazon Drive bietet sich als Clouddiens­t zum Speichern von Fotos und Videos sowie für Backups an. Die Clients für Windows, Android und IOS bieten allerdings nur wenige Funktionen.
 ??  ?? Der Clouddiens­t der Deutschen Post ist mit einer Funktion zum Schreiben und Versenden von Briefen und Faxen verknüpft. Briefe lassen sich kostenpfli­chtig auch in Papierform zustellen.
Der Clouddiens­t der Deutschen Post ist mit einer Funktion zum Schreiben und Versenden von Briefen und Faxen verknüpft. Briefe lassen sich kostenpfli­chtig auch in Papierform zustellen.
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Mytuxedo steht nur Kunden von Tuxedo Computers offen, die für die Anmeldung eine Registrier­ungs-id angeben müssen. Für jede weitere gekaufte Hardware von Tuxedo bekommt man weitere 10 GB Speicherpl­atz.

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