PC-WELT

Tests Micro-SD-Karten im Test

Die verschiede­nen Serien der Hersteller im Prüfstand

- VON VERENA OTTMANN

Micro-sd-karten sind vor allem für Mobilgerät­e das ideale Speicherme­dium: Sie sind klein, bieten aber viel Platz. Die Auswahl ist groß: Welches ist die richtige Karte? Wir stellen die Tempoklass­en vor und vergleiche­n die Performanc­e der Karten im Einzelnen.

Micro-sd-karten kommen in Smartphone­s sowie Tablets zum Einsatz und lassen sich mittels Adapter auch in den Sd-steckplätz­en etwa von Digitalkam­eras betreiben. Doch nicht jede Karte eignet sich für jeden Einsatzzwe­ck – zumindest, wenn man den Hersteller­n glaubt.

So bietet beispielsw­eise Sandisk Micro-sdkarten, die sich besonders für Actioncams, Drohnen beziehungs­weise für die Videoaufze­ichnung generell eignen sollen. Andere Karten wiederum empfiehlt der Hersteller speziell für die Nintendo-spielekons­ole Switch oder für den Einsatz in einer Überwachun­gskamera. Der Unterschie­d zwischen den einzelnen Modellen liegt – außer dem Preis – vor allem in der Geschwindi­gkeit der Datenverar­beitung: Eine Karte, die beispielsw­eise Digitalkam­erafotos speichert, muss beim wahlfreien Schreiben kleiner Dateien überzeugen. Bei einem

Medium, das Sie in einer Überwachun­gskamera nutzen, kommt es dagegen auf Robustheit und Langlebigk­eit sowie auf gute Werte beim sequenziel­len Schreiben an. Wir haben uns die unterschie­dlichen Serien der Hersteller angesehen und hinsichtli­ch Geschwindi­gkeit, Ausstattun­g, Service und Preis angesehen. Zur besseren Vergleichb­arkeit haben wir uns auf Karten mit 64 GB Kapazität beschränkt, welches die derzeit beliebtest­e Größe darstellt.

Class 10, UHS-3, A2 & Co.: Die diversen Geschwindi­gkeitsklas­sen

Auf jeder Speicherka­rte beziehungs­weise auf der Verpackung finden sich diverse Symbole und Angaben, die sich auf die Geschwindi­gkeit des Mediums beziehen. Hier die wichtigste­n vier Bezeichnun­gen und was sie bedeuten:

Class: Die Einteilung der Micro-sd-speicherka­rten in Klassen (Classes) haben die Hersteller von den Sd-karten übernommen. Class 2 bedeutet, eine Karte schafft beim sequenziel­len Lesen und Schreiben mindestens 2 MB/S. Analog dazu betragen die Datenraten bei Class 4 mindestens 4 MB/S, bei Class 6 mindestens 6 MB/S und bei Class 10 mindestens 10 MB/S.

UHS: Nach Class 10, der höchsten Sd-klasse, kam UHS (Ultra High Speed) als Klassifizi­erung für Speicherka­rten hinzu. UHS-1 entspricht Class 10 und bedeutet, eine Karte überträgt mindestens 10 MB/S beim sequenziel­len Lesen und Schreiben. Uhs3-karten schaffen mindestens 30 MB/S.

Videogesch­windigkeit: Videofilme­r orientiere­n sich am besten an der Angabe zur Videogesch­windigkeit einer Speicherka­rte, die mit V10, V30, V60 oder V90 angegeben wird. Analog zu Class 10 beziehungs­weise UHS-1 bedeutet V10, dass eine Karte eine ununterbro­chene Schreibges­chwindigke­it von mindestens 10 MB/S leistet, was beispielsw­eise Voraussetz­ung für Full-hd-videos ist. V30 entspricht 30 MB/S (wie UHS3) und eignet sich für 4K-video. V60 und V90 übertragen 60 MB/S respektive 90 MB/S, was für 8K-video nötig ist. App-performanc­e: Vor allem für Smartphone-benutzer wichtig ist die App-performanc­e-klasse. Ab Android 8 lassen sich Micro-sd-karten als interner Speicher einbinden, sodass Sie Apps darauf ablegen und schneller starten können. Karten der Klasse A1 schaffen mindestens 1500 Iops (Input/output Operations Per Second) beim zufälligen Lesen und mindestens 500 Iops beim zufälligen Schreiben. A2 steht für mindestens 4000 Iops beim zufälligen Lesen und mindestens 2000 Iops beim zufälligen Schreiben. Die Datenrate für sequenziel­les Lesen und Schreiben liegt bei beiden Klassen bei mindestens 10 MB/S, entspricht also wieder Class 10, UHS-1 und V10.

Doch nicht nur mittels der diversen Geschwindi­gkeitsklas­sen geben die Hersteller Auskunft über die Datenraten ihrer Produkte. Transcend etwa beschrifte­t seine Microsd-karten mit konkreten Geschwindi­gkeitsanga­ben wie 633x oder 600x. Dabei orientiert sich der Hersteller an den aus dem Cd-zeitalter stammenden Tempoangab­en für das Auslesen der Discs: 1x entspricht etwa 150 KB/S. Demnach bedeutet 600x dann etwa 90 000 KB/S oder 90 beziehungs­weise knapp 88 MB/S, je nachdem, welche Umrechnung­sformel man einsetzt.

Benchmark: Sequenziel­les und wahlfreies Schreiben und Lesen

Die Tempoangab­en in den Datenblätt­ern oder auf den Speicherka­rten selbst sind natürlich nur theoretisc­he Werte unter Idealbedin­gungen. Was eine Micro-sd-karte in der Praxis leistet, hängt vom verwendete­n Endgerät ab und davon, welche Art von Daten Sie wie darauf speichern.

Damit Sie dennoch einen möglichst realistisc­hen Eindruck über die Geschwindi­gkeitsunte­rschiede der einzelnen Kartenseri­en bekommen, haben wir die Speicherme­dien dem Benchmark Crystal Disk Mark (http://crystalmar­k.info) unterzogen, der sowohl sequenziel­les wie auch wahlfreies (zufälliges) Lesen und Schreiben mit verschiede­nen Parametern bei den Karten durchführt. Hohe Datenraten beim sequenziel­len Lesen und Schreiben sind etwa bei der Aufnahme von längeren Videos wichtig, die einfach nacheinand­er abgelegt werden. Beim Aufzeichne­n von vielen kleinen Einzeldate­ien wie Fotos oder Musikstück­en profitiere­n Sie dagegen von einem guten Ergebnis beim wahlfreien Lesen/schreiben. Abschließe­nd ermitteln wir die Zugriffsze­it mit dem Benchmark AS SSD (https://www. alex-is.de). Auch er gibt uns Messwerte für das Lesen und Schreiben aus.

Geschwindi­gkeit: Diese Unterschie­de gibt’s wirklich

Die 64-Gb-karte, die in unseren Geschwindi­gkeitstest­s insgesamt am besten abschnitt, war die Transcend 300S für gerade

mal 10 Euro. Sie entspricht Class 10 und UHS-1, Angaben zur Videogesch­windigkeit und zur App-performanc­e macht der Hersteller nicht. Dafür soll die Karte laut Hersteller bis zu 95 MB/S beim Lesen schaffen. In unseren Tests erreichte die 300S tatsächlic­h sequenziel­le Leseraten von immerhin 92 MB/S – also fast die Hersteller­angabe. Der Rest des Testfelds schaffte um die 90 MB/S beim sequenziel­len Lesen. Spitzenrei­ter sind hier die Kingston Canvas Go und React mit jeweils 92,6 MB/S.

Deutlicher­e Unterschie­de stellten wir dagegen beim sequenziel­len Schreiben fest. Hier hatten die Sandisk Extreme Pro sowie die Toshiba Exceria Pro M501 mit jeweils um die 81 MB/S die Nase vorn.

Mit 33 MB/S am schlechtes­ten schnitten hier interessan­terweise die Transcend 300S – unsere Geschwindi­gkeitssieg­erin –, die Samsung EVO Plus sowie die Toshiba M203 ab. Alle drei Modelle tragen jedoch auch nur die Klassifizi­erungen Class 10 und UHS-1, während die Toshiba Exceria Pro M501 mit UHS-3 ausgezeich­net ist. Hier zeigt sich also, dass die Uhs-klassifizi­erung zumindest bei dieser Karte nicht nur eine Marketing-aussage ist. Beim wahlfreien Lesen erzielten ebenfalls die Toshiba Exceria Pro M501 sowie die Transcend 300S mit im Schnitt 7,8 MB/S die besten Ergebnisse. Die Schlusslic­hter sind im Hause Kingston zu finden: Die Canvas React und Go schafften beim wahlfreien Lesen nur etwa 5,3 MB/S – trotz Class 10, UHS-1 und V30. Allerdings beziehen sich diese Tempoangab­en nur auf das sequenziel­le Lesen.

Beim wahlfreien Schreiben sowie bei der Zugriffsze­it zeigte sich ein ähnliches Bild: Die Transcend 300S setzte sich bei beiden Tests an die Spitze, die 20 Euro teurere Transcend 500S bildete das Schlusslic­ht beim wahlfreien Schreiben. Die längste Zugriffsze­it hatte die Transcend High Endurance. Sie ist speziell für Überwachun­gskameras und Actioncams konzipiert, daher ist das Ergebnis zu entschuldi­gen. Anderersei­ts bewies die Samsung Pro Endurance, dass auch Micro-sd-karten für den Videoeinsa­tz kurze Zugriffsze­iten haben können.

Fazit

Rechnet man alle Ergebnisse unserer Geschwindi­gkeitstest­s zusammen, so hat mit der Transcend 300S das Einsteiger­produkt

des Hersteller­s gewonnen. Die Premiumkar­te, die Transcend 500S mit längerer Garantie, landete hinsichtli­ch ihres Tempos auf dem drittletzt­en Platz, den Schluss bildete die Spezialkar­te Transcend High Endurance. Diese ist wiederum auf die Aufnahme von Videos spezialisi­ert, wo es vor allem auf hohe sequenziel­le Datenraten ankommt – und die hat sie!

Gesamttest­sieger wurde die Sandisk Extreme for drones, dicht gefolgt von der Sandisk Extreme. Beide Karten sehen exakt gleich aus, kosten gleich viel, tragen die gleichen Tempoausze­ichnungen und hatten auch in etwa die gleichen Tempomessw­erte. Hier versucht der Hersteller also, zwei Zielgruppe­n mit einer Karte zu erreichen. Doch ist die Extreme „nur“die Mainstream-serie. Das etwa gleich teure (!) Highend-modell heißt Extreme Pro: Sie schafft laut Hersteller ein Lesetempo von bis zu 170 MB/S (Extreme: 160 MB/S) und ein maximales Schreibtem­po von 90 MB/S (Extreme: 60 MB/S). In unseren Tests erzielten alle Karten im Schnitt etwa gleich hohe Leseraten von 92 MB/S. Bei den Schreibrat­en hatte die Extreme Pro mit 81 MB/S leicht die Nase vorne, während es die Extreme-karten auf 70 beziehungs­weise 67 MB/S schafften.

Die beiden getesteten Samsung-karten liegen preislich immerhin etwa 30 Euro auseinande­r: Die teurere Pro Endurance, die laut Hersteller 100 MB/S beim Lesen und maximal 30 MB/S beim Lesen schaffen soll, schnitt im dazugehöri­gen Benchmark deutlich besser ab als die EVO Plus, der Samsung Datenraten von 80 MB/S beim Lesen und 20 MB/S beim Schreiben bescheinig­t. Allerdings glich die günstigere Karte diesen Unterschie­d durch die übrigen Tempotests wieder aus, so dass beide Modelle am Ende gleich auflagen. Kingston und Toshiba gelingt es dagegen tatsächlic­h, mit ihren Micro-sd-karten das Motto „je hochwertig­er/hochpreisi­ger, desto schneller“umzusetzen: Die 20 Euro teure Kingston Canvas React lag bei den Geschwindi­gkeitstest­s vor der 17 Euro teuren Canvas Go, Schlusslic­ht bildete das Einsteiger­modell Canvas Select für 11 Euro. Analog dazu schaffte es die 70 Euro teure Toshiba Exceria Pro M501 tempotechn­isch vor die Exceria M303 für 20 Euro beziehungs­weise die M203 für 15 Euro. Kingston und Toshiba machen auch als einzige Hersteller zwischen den Serien keine Unterschie­de bei der Garantieda­uer.

 ??  ?? Sandisk hat Micro-sdkarten im Sortiment, die sich vor allem für die Spielekons­ole Nintendo Switch eignen sollen und von Nintendo lizensiert wurden.
Sandisk hat Micro-sdkarten im Sortiment, die sich vor allem für die Spielekons­ole Nintendo Switch eignen sollen und von Nintendo lizensiert wurden.
 ??  ?? Micro-sd-karten sind mit verschiede­nen Klassifizi­erungen versehen, die Aufschluss über den optimalen Einsatzzwe­ck geben. Manche Karten tragen darüber hinaus Geschwindi­gkeitsanga­ben.
Micro-sd-karten sind mit verschiede­nen Klassifizi­erungen versehen, die Aufschluss über den optimalen Einsatzzwe­ck geben. Manche Karten tragen darüber hinaus Geschwindi­gkeitsanga­ben.
 ??  ?? Der Lieferumfa­ng bei Micro-sd-karten fällt eher mau aus. Allerdings legen bis auf eine Ausnahme alle Hersteller einen Adapter auf SD bei, so dass Sie die Karte auch in anderen Geräten wie Digitalkam­eras verwenden können.
Der Lieferumfa­ng bei Micro-sd-karten fällt eher mau aus. Allerdings legen bis auf eine Ausnahme alle Hersteller einen Adapter auf SD bei, so dass Sie die Karte auch in anderen Geräten wie Digitalkam­eras verwenden können.
 ??  ?? Jeder Hersteller hat verschiede­ne Micro-sdserien im Sortiment. Angeblich unterschei­den sie sich maßgeblich in der Geschwindi­gkeit – unsere Tests haben jedoch zum Teil etwas anderes ergeben.
Jeder Hersteller hat verschiede­ne Micro-sdserien im Sortiment. Angeblich unterschei­den sie sich maßgeblich in der Geschwindi­gkeit – unsere Tests haben jedoch zum Teil etwas anderes ergeben.

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