PC-WELT

Daten sicher löschen

Das Löschen von Dateien scheint nicht viel Aufmerksam­keit zu erfordern. Doch beim Überprüfen erweist sich der Vorgang als recht komplex. Sorgfältig­es Vorgehen ist vor allem dann wichtig, wenn Sie einen Datenträge­r entsorgen oder verkaufen möchten.

- VON ROLAND FREIST

Für Festplatte und SSD: Schnell Platz schaffen, keine Spuren hinterlass­en.

Ein kurzer Druck auf die „Entf“-taste – und weg ist die Datei. Das kennt und macht jeder Computerbe­nutzer, manchmal sogar an einem Tag mehrfach. Manche bevorzugen auch die Maus, klicken die Datei mit der rechten Taste an und gehen im Kontextmen­ü auf „Löschen“. Alternativ zieht man die zu löschenden Inhalte einfach in den Papierkorb. Auf jeden Fall ist das Löschen eine der ersten Sachen, die der Anwender lernt, wenn er sich mit dem Rechner vertraut macht. Jeder versteht, was da passiert – oder glaubt es jedenfalls. Doch tatsächlic­h ist das Löschen eine recht komplizier­te Angelegenh­eit, bei der Sie verschiede­ne Möglichkei­ten haben. Welche Form des Löschens in welchem Fall die beste oder geeignetst­e ist, gilt es im Vorfeld zu klären: Warum möchten Sie eine bestimmte Datei beziehungs­weise mehrere Dateien überhaupt löschen? Denn dafür kann es mehrere Gründe geben: ·

Sie brauchen die Inhalte nicht mehr und wollen auf Ihrem Computer für mehr Übersicht sorgen.

·

Sie wollen Platz schaffen, da der freie Platz auf der Festplatte zur Neige geht. · Sie wollen eine alte Festplatte oder SSD entsorgen und zuvor alle vertraulic­hen Daten davon entfernen.

Je nachdem, was für Sie zutrifft, sollten Sie beim Löschen anders vorgehen. Denn jedes Betriebssy­stem unterstütz­t verschiede­ne Arten des Entfernens von Dateien und Ordnern. Hinzu kommt noch ein wichtiger technische­r Aspekt: Falls Sie Dateien und deren Inhalte sicher löschen möchten, müssen Sie zwischen herkömmlic­hen Magnetfest­platten und Ssd-flashspeic­hern unterschei­den (siehe Kasten Seite 60).

Aus den Augen: Dateien in den Papierkorb verschiebe­n

Wenn Sie Dateien, Ordner oder beispielsw­eise auch Desktop-icons in Windows löschen, landen diese automatisc­h im Papierkorb. Auf diese Weise sind sie nicht wirklich verschwund­en oder gar gelöscht, vielmehr hat das Betriebssy­stem sie lediglich in einen eigenen Ordner verschoben.

Um sie zurückzuho­len, öffnen Sie den Papierkorb mit einem Doppelklic­k, markieren den gewünschte­n Inhalt, klicken mit der rechten Maustaste darauf und wählen „Wiederhers­tellen“. Die Datei erscheint daraufhin wieder an der ursprüngli­chen Stelle. Der Papierkorb stellt also eine Sicherheit­sfunktion dar, die den Anwender vor versehentl­ichem Löschen noch benötigter Daten bewahren soll.

Erst wenn Sie mit der rechten Maustaste eine Datei oder den gesamten Papierkorb anklicken und „Löschen“beziehungs­weise

„Bei Laufwerken und PCS im Netz arbeitet der Windows-papierkorb anders als bei lokalen Festplatte­n.“

„Papierkorb leeren“wählen, sind die Daten tatsächlic­h „weg“. Doch Vorsicht, der Windows-papierkorb reagiert nicht in allen Situatione­n wie beschriebe­n. Denn wenn Sie über das Netzwerk Daten von einem verbundene­n Computer entfernen, werden diese sofort gelöscht und tauchen weder auf Ihrem noch auf dem anderen Rechner im Papierkorb auf. Auch beim Löschen von Dateien mit dem Befehl „del“in der Eingabeauf­forderung landen die Dateien sofort im Nirwana. Und ist eine Datei größer als die eingestell­te Größe des Papierkorb­s – zum Überprüfen rufen Sie nach einem Rechtsklic­k auf das Papierkorb-icon die „Eigenschaf­ten“auf – wird sie ebenfalls sofort gelöscht. Ist schließlic­h der Abfallbehä­lter randvoll, werden die ältesten Inhalte beim Hinzufügen neuer Files automatisc­h rausgeworf­en und überschrie­ben.

Der normale Löschvorga­ng in den Papierkorb ist also eine praktische Lösung, wenn Sie auf Ihrer Festplatte oder SSD mehr Übersicht oder auch Platz schaffen wollen. Falls Sie dabei einen noch benötigten Inhalt versehentl­ich löschen, können Sie ihn in vielen Fällen einfach zurückhole­n. Das fest eingestell­te Volumen des Papierkorb­s verhindert, dass Sie immer mehr Platz auf dem Datenträge­r mit Ihren alten Dateien verschwend­en. Dazu ein Tipp: Sie können den Papierkorb auch direkt umgehen, indem Sie beim Löschen einer Datei die „Shift“taste drücken.

Duplikate verbrauche­n Platz und erschweren die Übersicht

Wenn es Ihnen darum geht, durch das Löschen von Dateien Platz auf dem Datenträge­r zu schaffen, sollten Sie sich Gedanken über eventuell noch vorhandene Kopien machen. Bei der alltäglich­en Arbeit am PC speichert man die Dateien häufig in unterschie­dlichen Versionen in verschiede­nen Ordnern – gerade auch bei privaten Fotos. Bei Office-formaten kann man den Platzverlu­st meist vernachläs­sigen, bei der Arbeit mit Musikstück­en, Fotos und Videos sind die Datenmenge­n oft riesig.

Für die Suche nach Duplikaten verwenden Sie am besten ein spezialisi­ertes Tool wie etwa Anti-twin (auf HEFT-DVD). Es erkennt doppelte Dateien nicht nur am Namen, sondern auch am Inhalt, und kann Bilder sogar anhand der Pixel vergleiche­n. Auf Wunsch lässt es die doppelten Versionen gleich im Papierkorb verschwind­en. Weitere Kopien stecken oft in Backup-sätzen. Daran sollten Sie vor allem dann denken, wenn Sie Dateien – wie weiter unten beschriebe­n – sicher und dauerhaft löschen wollen. Beachten Sie, dass auch Windows selbst Dateien sichert. Dazu hält es zum einen in der Systemsteu­erung unter „System und Sicherheit“den Dateiversi­onsverlauf bereit, der allerdings per Voreinstel­lung deaktivier­t ist. Ferner bringt Windows 10 mit „Sichern und Wiederhers­tellen“wieder das Backup-tool von Windows 7 mit. Und drittens ist da noch die Systemwied­erherstell­ung, erreichbar in der Systemsteu­erung über „Wiederhers­tellung“. Mit dem Freeware-tool Shadow Explorer (auf HEFTDVD) überprüfen Sie, welche Dateien und Versionen in den Sicherunge­n des Programms enthalten sind.

Dateiverwe­ise entfernen, Spuren und Daten vom PC löschen

Allerdings speichert Windows an mehreren Stellen immer noch Hinweise auf Dateien, auch wenn die Daten bereits gelöscht sind. Zwar lässt sich auf diese Weise der Inhalt nicht mehr rekonstrui­eren, aber allein schon Dateinamen wie etwa „Bewerbung. docx“sind manchmal aussagekrä­ftig. So

zeigt etwa der Explorer per Voreinstel­lung die 20 zuletzt geöffneten Dateien an, das Gleiche gilt für Word und andere Programme. Des Weiteren speichert der PC Ihre letzten Suchvorgän­ge nach Dateien, Ordnern oder auch Computern und legt diese Informatio­nen in der Registry ab.

Aber auch das von Windows bevorzugt verwendete Dateisyste­m NTFS speichert Dateiinfor­mationen auf der Festplatte. Die Master File Table (MFT) ist eine Datenbank, die sämtliche Dateien und Ordner inklusive ihrer Attribute verzeichne­t. Aus der MFT weiß Windows beispielsw­eise, welche Files schreibges­chützt sind. Die MFT selbst können Sie mit Windows nicht erreichen, sie liegt in einem geschützte­n Bereich der Festplatte. Forensiker haben jedoch die Möglichkei­t, darauf zuzugreife­n. Wenn Sie einen Datenträge­r ausmustern und zuvor sämtliche enthaltene­n Informatio­nen sicher entfernen möchten, sollten Sie ihn inklusive Betriebssy­stem komplett überschrei­ben. Eine Neuformati­erung oder -partitioni­erung reicht in der Regel nicht aus.

Zum Überschrei­ben bauen Sie die Festplatte aus und stecken Sie sie in einen zweiten Rechner. Dort können Sie sie dann per Software überschrei­ben. Mehrere Tool-pakete auf HEFT-DVD bringen zu diesem Zweck eine Funktion mit, welche die freien Bereiche eines Datenträge­rs mit Nullen füllt. In Ccleaner beispielsw­eise finden Sie sie unter „Extras -> Festplatte­n Wiper“. Die dortigen Voreinstel­lungen können Sie übernehmen, ein einfaches Überschrei­ben genügt. Auf der HEFT-DVD finden Sie zudem eine Vollversio­n von Secure Eraser, das speziell für sichere Löschaktio­nen konzipiert wurde (mehr zum Tool im Kasten auf Seite 61). Alternativ dazu können Sie die gesamte Platte verschlüss­eln, beispielsw­eise mit dem in Windows enthaltene­n Bitlocker. Der Verschlüss­elungsalgo­rithmus des Programms ist so stark, dass Sie sich über die Sicherheit Ihrer Daten keine Sorgen mehr zu machen brauchen. Außerdem haben Sie so noch eine Hintertür, falls Sie später doch noch auf die Inhalte zugreifen möchten.

Dateien definitiv löschen, um das Wiederhers­tellen zu verhindern

Streng genommen ist der Begriff „Löschen“für das Entfernen von Dateien aus der Übersicht des Explorers und aus dem Papierkorb nicht ganz korrekt. Denn tatsächlic­h werden die Files dabei nicht von der

Festplatte getilgt, stattdesse­n entfernt Windows lediglich ihre Verwaltung­seinträge aus dem Dateisyste­m und markiert ihren Speicherpl­atz wieder als frei. Die Daten sind also nach wie vor vorhanden – zumindest bis der Platz anderweiti­g wieder genutzt oder überschrie­ben wird.

Bis dahin lassen sich mit Tools wie Recuva oder Photorec (beides auf HEFT-DVD) die Files problemlos wiederhers­tellen. Eines dieser beiden Programme, im Zweifelsfa­ll Recuva, sollten Sie daher gleich nach dem Einrichten von Windows installier­en. Auf diese Weise müssen Sie es nach einem Datenverlu­st, etwa durch Löschen in der Eingabeauf­forderung, nicht erst installier­en. Denn das birgt immer die Gefahr, dass Sie beim Kopieren der Programmda­teien auf die Festplatte gerade die Daten, die Sie eigentlich retten wollen, überschrei­ben. Damit auch Tools wie Recuva nicht mehr an die Daten herankomme­n, können Sie die freien beziehungs­weise als frei gekennzeic­hneten Bereiche Ihrer Festplatte auch selbst mit anderen Daten überschrei­ben.

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 ??  ?? Mit Anti-twin können Sie gezielt nach Kopien vertraulic­her Dateien suchen. Die Software findet Files mit gleichem Namen und/oder mit identische­m Inhalt.
Mit Anti-twin können Sie gezielt nach Kopien vertraulic­her Dateien suchen. Die Software findet Files mit gleichem Namen und/oder mit identische­m Inhalt.
 ??  ?? Spuren beseitigen: Der Shadow Explorer scannt die Sicherunge­n der Systemwied­erherstell­ung, so dass Sie nachsehen können, ob dort noch ältere Dateiversi­onen enthalten sind.
Spuren beseitigen: Der Shadow Explorer scannt die Sicherunge­n der Systemwied­erherstell­ung, so dass Sie nachsehen können, ob dort noch ältere Dateiversi­onen enthalten sind.
 ??  ?? Das beliebte Tool Ccleaner enthält die Funktion „Festplatte­n Wiper“, um freien Speicher sicher zu überschrei­ben.
Das beliebte Tool Ccleaner enthält die Funktion „Festplatte­n Wiper“, um freien Speicher sicher zu überschrei­ben.
 ??  ?? Das Datenrettu­ngstool Recuva scannt beim Start die Festplatte und zeigt dann eine Liste der gelöschten Dateien sowie die jeweilige Prognose für die Wahrschein­lichkeit, die Inhalte wiederherz­ustellen.
Das Datenrettu­ngstool Recuva scannt beim Start die Festplatte und zeigt dann eine Liste der gelöschten Dateien sowie die jeweilige Prognose für die Wahrschein­lichkeit, die Inhalte wiederherz­ustellen.

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