Windows schlank & schnell
Was Windows ausbremst, lässt sich mit diesen Tools und Tipps leicht beseitigen
Von Betriebssystemen und Anwendungen erwartet man, dass sie schnell starten und ohne große Verzögerungen reagieren. Bei einem neuen PC oder Notebook ist die Freude über die hohe Geschwindigkeit anfänglich groß. Das liegt – im Vergleich zum wahrscheinlich betagten Vorgänger – an der leistungsfähigeren Hardware, aber auch am frisch installierten Windows. Ohne den Ballast zahlreicher Programme läuft das System angenehm flott.
Nach einiger Zeit hat man sich an den schnelleren PC gewöhnt, der einem jedoch irgendwann nicht mehr ganz so schnell vorkommt. Aber auch objektiv hat sich etwas geändert. Nach der Installation und Deinstallation von Software, Treibern und Updates startet Windows tatsächlich langsamer. Zudem belasten zunehmend mehr Hintergrundprozesse die CPU und belegen Hauptspeicher. Windows und Programme suchen nach Updates, Cloudspeicher werden synchronisiert, der Posteingang wird geprüft und der Virenscanner sucht nach Schadsoftware.
Was das System bremst, ist nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Für eine oberflächliche Untersuchung genügen die Windowsbordmittel. Wer es genauer wissen will, muss etwas tiefer graben. Am Anfang steht eine Bestandsaufnahme. Wie schnell startet Windows? Gibt es Auffälligkeiten in den Windowsprotokollen? Leisten Festplatten oder SSDS, was sie sollen? Im Anschluss kann man dann untersuchen, welche Programme automatisch starten und das System verlangsamen – und ob diese tatsächlich nötig sind. Windows bietet standardmäßig Tools dafür, besser geht es aber mit zusätzlichen Programmen, die Sie auf der HEFTDVD finden.
Wie schnell startet Windows aktuell tatsächlich?
Damit sich später feststellen lässt, ob die Beschleunigungsmaßnahmen wirkungsvoll waren, sollten Sie zuerst die Startgeschwindigkeit von Windows ermitteln. Anhaltspunkte dafür bietet das Windowsereignisprotokoll. Drücken Sie die Tastenkombination Winr, tippen Sie Eventvwr in das Feld ein, und klicken Sie auf „OK“. Im linken Bereich des Fensters gehen Sie auf „Anwendungs und Dienstprotokolle –› Microsoft –› Windows –› Diagnosticsperformance –› Betriebsbereit“. Im mittleren Bereich des Fensters sehen Sie Protokolleinträge, die sich auf das Starten und Herunterfahren von Windows beziehen.
Mit der Ereignisid 100 protokolliert Windows den Systemstart. In der Spalte „Ebene“steht hier in der Regel „Warnung“, wobei es sich aber eher nur um eine unbe
„Was Windows ausbremst, lässt sich am besten mit einer genauen Analyse des Startvorgangs ermitteln.“
denkliche Information handelt. Sollte die Startdauer über 30 Sekunden liegen, steht in der Spalte „Fehler“.
Wenn Sie eine Zeile anklicken, sehen Sie auf der Registerkarte „Allgemein“, wie lange der Start gedauert hat, beispielsweise „23533ms“(gut 24 Sekunden). Klicken Sie auf die Registerkarte „Details“. Ein interessanter Wert ist „Mainpathboottime“. Das ist der Zeitraum, zwischen dem Erscheinen des Windowslogos auf dem Bildschirm bis zum Anmeldefenster. „Bootpostboottime“ist die Zeit nach der Anmeldung bis zum benutzbaren Desktop. Beide Zeiten zusammen ergeben die Startdauer.
Die Ereignisid 100 informiert nur über eine Startverzögerung, gibt aber keinen Hinweis auf die Ursache. Die nächst höheren IDS sind gesprächiger. Bei 101 hat eine Anwendung den Start verzögert, 102 bezieht sich auf Treiber, 103 auf Dienste, und bei 106 hat eine Hintergrundoptimierung für Verzögerungen gesorgt. Die IDS 107 und 108 stehen für Verzögerungen bei der Anwendung von Gruppenrichtlinien für Computer sowie Benutzer, bei 109 geht es um die Hardwareinitialisierung und bei 110 um einige wichtige Windowskomponenten. In der Regel steht in der Beschreibung, welcher Treiber oder welches Programm der Verursacher ist und wie lang die Verzögerung war.
Wenn ein Problem beim Herunterfahren von Windows auftritt, erstellt die Ereignisanzeige einen Eintrag mit der ID 200. Infos zu dem jeweiligen Bremsklotz bekommen eine ID von 201 aufwärts.
Sollte ein Programm nur einmal oder sehr selten im Protokoll auftauchen, lohnt es sich nicht, das Problem weiter zu untersuchen. Verzögerungen sind beispielsweise normal, wenn ein Programm nach Updates sucht oder nicht gleich eine Netzwerkverbindung herstellen kann. Taucht es häufiger auf, sollten Sie der Sache nachgehen und beispielsweise im Internet nach Benutzern mit ähnlichen Erfahrungen suchen. Programme, die Sie nicht benötigen und
die den Windowsstart verzögern, sollten Sie deinstallieren und bei Treibern nach Updates suchen. Es genügt auch, das Programm vorübergehend oder dauerhaft aus der Autostartliste zu entfernen (Punkt 4).
Windows Boot-protokoll per Script auslesen
Wer sich einen schnellen Überblick über die Start/stopereignisse verschaffen möchte, kann dafür Pcweltperformance verwenden (auf HEFTDVD). Entpacken Sie das Tool von der HEFTDVD in ein beliebiges Verzeichnis und starten Sie aus diesem RunasAdmin.cmd. Damit rufen Sie das Vbscript Pcweltperformance.vbs mit administrativen Rechten auf. Das Script gibt in einem Fenster hinter „Boot Time“die letzte Startzeit aus, sowie die Einzelwerte für „MainPathboottime“und „Bootpostboottime“. Es erstellt zusätzlich die Datei Bootlog.csv, mit den Zeiten der letzten Starts. In Lastlog. csv wird bei jedem Scriptlauf jeweils die letzte Startzeit nebst Datum hinzugefügt. Die Csvdateien lassen sich beispielsweise in einer Tabellenkalkulation öffnen und der Verlauf untersuchen.
Bei einem einigermaßen aufgeräumten und durchschnittlich leistungsstarken System sollte die Startzeit zwischen 30 und 45 Sekunden liegen. Kommt eine SSD zum Einsatz, sind Startzeiten von 15 Sekunden zu erreichen.
Wenn der Wert von „Main Path Boot Time“ungewöhnlich hoch ist (mehr als 10 bis 15 Sekunden), liegt die Ursache möglicherweise bei einem Treiber oder Defekten auf der Festplatte. Wird für „Boot Post Boot Time“eine Zeit von mehr als 30 bis 40 Sekunden angezeigt, ist das Problem eher bei Programmen zu suchen, die Windows automatisch startet (Punkt 4).
Bootzeiten regelmäßig mit Bootracer messen
Wer die Windowsstartzeiten regelmäßig erfassen möchte, greift zum Tool Bootracer (auf HEFTDVD). Es kann nebenbei Verzögerungen durch Autostartprogramme ermitteln, die sich über das Tool auch gleich deaktivieren lassen.
Bevor Sie das Tool verwenden, sollten Sie zuerst die automatische Windowsanmeldung aktivieren (siehe nebenstehenden Kasten). Das ist zwar nicht zwingend erforderlich, weil Bootracer die Anmeldezeit berücksichtigt, erleichtert aber die Messungen bei mehreren Neustarts.
Nach Installation und Start des Tools klicken Sie auf „Volltest“und dann auf „Den Test starten“und „Ja“. Nachdem der Desktop wieder zu sehen ist, meldet sich Bootracer automatisch mit einem Countdown, der die Sekunden bis zum vollständigen Start herunterzählt. Nach kurzer Zeit sehen Sie ein Fenster mit der Gesamtstartzeit, in dem Sie auf „Mehr Informationen?“klicken. Im Hauptfenster gibt Bootracer an, wie lan
ge der Windowsstart gedauert hat („Windowsboot“) und nach welcher Zeit die Oberfläche einsatzbereit war („Desktop“). Starten Sie Windows über das Startmenü und „Ein/aus –› Neu starten“mehrfach neu, um mehrere Messwerte zu erhalten. Verwenden Sie danach einige Male „Ein/aus –› Herunterfahren“und schalten Sie den Computer wieder ein. Bei aktiviertem Schnellstart (Standard) sollte sich gegenüber „Neu starten“eine deutliche Differenz ergeben.
Einen weiteren Test führen Sie per Klicks auf „Klartest –› Den Test starten –› Ja“im Hauptfenster durch. Der Windowsstart bis zum Desktop erfolgt jetzt ohne AutostartProgramme. Diese werden – eines nach dem anderen – erst danach von Bootracer gestartet. Das allein kann die Startzeit schon um ein paar Sekunden reduzieren. Klicken Sie im Hauptfenster auf „Ergebnisse“. Bootracer zeigt Ihnen die Werte für „Vollständige Bootzeit“und „Saubere Startzeit“sowie die von Autostartprogrammen benötigte Zeit an. Klicken Sie für detaillierte Informationen auf „Verzögerungen finden“. Die Liste enthält die Startzeiten für jedes Programm.
Wiederholen Sie auch diesen Test mehrfach. Wenn ein Programm beispielsweise nach Updates sucht, kann dies zu einer deutlichen Verlangsamung des WindowsStarts führen. Das sollte jedoch nicht bei jedem Start passieren. Wenn doch, ist der Updateserver vielleicht gerade nicht erreichbar, oder es liegt eine Fehlfunktion der betroffenen Software vor, die sich durch eine Neuinstallation beheben lässt.
Autostart-programme finden und deaktivieren
Grundsätzlich ist keines der Programme, die sich im Windowsautostart eintragen, wirklich erforderlich. Meist handelt es sich um Komfortfunktionen einer Software, etwa für die Suche nach Updates oder zur Anzeige von Informationen im Infobereich der Taskleiste links neben der Uhr. Es kommt auf das persönliche Nutzungsverhalten an, was man besser im Autostart behalten sollte und was nicht. Wer beispielsweise regelmäßig Skype verwendet, möchte vielleicht gleich nach dem Windowsstart seinen Onlinestatus bekannt geben. Dazu muss Windows jedoch Skype automatisch starten, und so nimmt man eine gewisse Verzögerung beim System
start in Kauf. Die CPU wird durch Autostartprogramme ebenfalls belastet, und es wird mehr RAM belegt. Kommt Skype selten zum Einsatz, startet man das Programm besser nur bei Bedarf selbst.
Unter Windows 8.1 und 10 verwalten Sie die Autostartprogramme standardmäßig über den Taskmanager, den Sie am schnellsten mit der Tastenkombination Strgshiftesc aufrufen. Um alle Funktionen zu sehen, klicken Sie auf „Mehr Details“und gehen auf die Registerkarte „Autostart“. In der Spalte „Startauswirkungen“erfahren
Sie, wie stark ein Programm Windows bremst: „Niedrig“, „Mittel“oder „Hoch“. Über das Kontextmenü lässt sich ein Programm deaktivieren und bei Bedarf auch wieder aktivieren.
Wenn Sie Bootracer (Punkt 3) installiert haben, lassen sich die Autostarts damit entsprechend verwalten. Klicken Sie auf die Schaltfläche „Autostart“und entfernen Sie die Häkchen vor den Einträgen, die Sie deaktivieren möchten.
Tipp: Glary Utilities (auf HEFTDVD) bietet neben anderen nützlichen Tuningoptionen ebenfalls eine Autostartverwaltung. Die Besonderheit: Autostarts lassen sich verzögern, damit der Desktop schneller einsatzbereit ist.
Autostarts mit Sysinternalsautoruns untersuchen
Weder Taskmanager noch Bootracer zeigen alle Autostartprogramme an. Gründlicher geht’s mit dem Sysinternals/microsofttool Autoruns, über das sich jede AutostartRampe aufspüren lässt. Die Downloadadresse finden Sie in der Tabelle auf Seite 17. Alternativ verwenden Sie das Windows System Control Center (auf HEFTDVD), über das Sie die in diesem Artikel erwähnten Sysinternalstools herunterladen und starten können. Der Vorteil: Windows System Control Center erledigt nicht nur den Download, sondern bietet auch eine Updatefunktion für die Tools.
Autoruns zeigt nach dem Start mehrere Registerkarten für die unterschiedlichen Autostartbereiche. Es ist am einfachsten, auf „Everything“zu gehen und dann im Menü auf „Options –› Hide Microsoft Entries“. In der Liste tauchen dann nur noch Einträge für Programme auf, die nicht von Microsoft stammen.
Durchforsten Sie die Liste und prüfen Sie die Einträge. Bei Gelb markierten Zeilen („file not found“) handelt es sich meist um Überbleibsel von bereits deinstallierten Programmen. Hier können Sie das Häkchen in der Spalte „Autorun“gleich entfernen, auch wenn ein ins Leere laufender Starteintrag kaum Zeit kostet.
Bei allen anderen Einträgen, vor allem in den Bereichen „Task Scheduler“(Aufgabenplanung) und „Hklm\system\currentcontrolset\services“, sollten Sie vorsichtig sein und sich erst über die Funktion informieren. Dabei hilft ein rechter Mausklick und der Menüpunkt „Search Online“. Programme, die Sie nicht mehr verwenden, sollten Sie deinstallieren, was auch Platz auf der Festplatte schafft. Der AutostartEintrag ist dann ebenfalls verschwunden, was Sie aber mit Autoruns kontrollieren sollten.
Mit Autoruns online nach Schadsoftware suchen
Autoruns kann prüfen, ob es sich bei einem Autostartprogramm eventuell um eine Schadsoftware handelt. Gehen Sie auf „Options –› Scan Options...“, setzen Sie ein
Häkchen vor „Check Virustotal.com“und klicken Sie auf „Rescan“. Beim ersten Aufruf öffnet sich die Webseite www.virustotal. com mit den Nutzungsbedingungen. Sie sehen jetzt rechts die neue Spalte „Virus Total“mit den Ergebnissen der Prüfung. Per Klick auf „Options –› Hide Virustotal Clean Entries“im Menü blenden Sie die Zeilen mit den als unbedenklich erkannten Programmen aus. Steht bei einer der Zeilen beispielsweise „1/73“, hat nur einer von 73 Virenscannern einen Fund gemeldet. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um eine fälschliche Einordnung. Wenn jedoch deutlich mehr Virenscanner fündig werden, kann es sich um Schadsoftware handeln, die nicht nur Windows ausbremst, sondern auch für andere Fehlfunktionen verantwortlich sein kann. In diesem Fall klicken Sie den Link in der Spalte „Virus Total“an, um die zugehörige Webseite im Browser zu öffnen. Unter „Details“, „Behavior“(Verhaltensinformationen) und „Community“finden Sie weiterführende Informationen. Im Zweifelsfall sollten Sie das Programm aus dem Autostart entfernen und die zugehörige Anwendung deinstallieren.
Wie schnell ist die Festplatte beziehungsweise die SSD?
Es ist sinnvoll, auf Festplatten und SSDS immer ein paar GB Speicherplatz in Reserve zu haben, damit es bei Windows-updates und vielen temporären Dateien nicht zu Engpässen kommt. SSDS müssen ab und zu die Daten reorganisieren, wofür freie
Speicherzellen erforderlich sind. Dafür wird ein Speicherbereich standardmäßig freigehalten. Um einer Verlangsamung entgegenzuwirken, sollten auch im partitionierten Bereich einige GB übrigbleiben, damit der Controller immer genug freie Zellen für die Reorganisation findet.
Wie schnell SSD oder Festplatte tatsächlich sind, ermitteln Sie mit dem Tool AS SSD Benchmark (auf HEFT-DVD). Eine durchschnittliche SSD leistet um die 500 MB pro Sekunde beim sequenziellen Lesen und Schreiben, eine PCIE-SSD (Nvme) sogar um die 2500 MB/S. Festplatten bringen es nur auf etwa 100 MB/S. Entscheidend für die Windows-startzeit sind jedoch die Zugriffszeiten. Festplatten erreichen beim Lesen
von Daten typische Zugriffszeiten von 10 bis 16 Millisekunden, bei einer SSD sind es meist schnelle 0,05 Millisekunden. Deshalb lohnt es sich auch bei älteren Geräten, die Festplatte durch eine SSD zu ersetzen. Der Bootvorgang läuft deutlich schneller ab, und Windows reagiert flotter als bei der Installation auf einer Festplatte.
Sollten Sie mit AS SSD Benchmark stark abweichende Werte messen, kontrollieren Sie, ob das Datenkabel tatsächlich an einen SATA Port mit 6 Gbit/s angeschlossen ist. Tipp: Für Profis haben wir das Kommandozeilen-tool Fio auf die HEFT-DVD gepackt. Damit lassen sich Transferraten mit unterschiedlichen Parametern sehr genau und ausführlich ermitteln.