Multi-gigabitnas im Praxistest
Nas-systeme für den privaten Gebrauch zünden mit 2,5-Gigabit-ethernet-schnittstellen die nächste Lan-tempostufe. In der Theorie lassen sie damit 1-Gigabit-nassysteme weit hinter sich. Ob das auch in der Praxis stimmt, untersucht dieser Test anhand von fünf Zweischachtmodellen.
Netzwerkspeicher, die die Gigabit-grenze hinter sich lassen, sind im Unternehmensumfeld schon lange angekommen. Sie haben 10Gbe-schnittstellen (10-Gigabitethernet) und setzen eine angepasste Verkabelung voraus, um das Tempo auch auf der gesamten Strecke bis zur 100-Metergrenze zu gewährleisten. Fürs private Umfeld kommt ein Austausch von Kabeln für mehr Lan-tempo jedoch meist nicht in Frage. Die Lösung liegt in Nas-geräten, die auf Basis der bestehenden Cat-5e- oder Cat-6-kabel die Beschränkung von Gigabitethernet durchbrechen.
Das erreichen Sie mit Nas-modellen, die mit 2,5-Gigabit-ethernet-lan-ports ausgestattet sind. Die ersten Modelle sind bereits seit gut einem Jahr erhältlich. Als Vorreiter in diesem Segment hat sich Asustor mit der Nimbustor-reihe hervorgetan. Aktuell setzt der Hersteller diesen Weg mit der Lockerstor-serie fort. Auch andere Hersteller sind mit von der Partie: So bietet Buffalo mit den Terastation-modellen TS3220DN und TS3420DN zwei Modelle mit Multi-gigabitschnittstellen für kleine und mittlere Unternehmen an. Und ganz aktuell ist mit Qnap ein weiterer Nas-hersteller hinzugekommen, der mit den Serien TS-X53D und TSX31P3 auf Multi-gigabit setzt.
2,5-Gigabit-nas: Zwei Schächte, unterschiedliche Konfigurationen
Um festzustellen, wie sich das Geschwindigkeitsplus in der Praxis auswirkt, haben wir fünf Zweischacht-netzwerkspeicher einem Test unterzogen. Die Nas-systeme unterscheiden sich im Einsatzzweck und in der Konfiguration.
Asustor Lockerstor 2 (AS6602T): Das 2-Bay-leergehäuse ist auf die Anforderungen des Power-users zugeschnitten. Das zeigt schon die Materialauswahl, denn sowohl Gehäuse als auch Festplattenschächte sind aus Metall gefertigt. Statt einer vorderen Abdeckung bietet das Nas-system verschließbare Schächte. Neben den beiden 2,5Gbe-lan-anschlüssen sorgen die Intelceleron-cpu J4125 mit vier Kernen und die 2,0-Ghz-taktung (Burst bis 2,7 GHZ) zusammen mit 4 GB DDR4 RAM für Performance. Steigern lässt sich die Zugriffsleistung durch zwei Einschübe für M.2-SSDS (NVME) für einen schnellen Ssd-cache. Mit rund 440 Euro (UVP) ist das Leergehäuse auch entsprechend kostspielig.
Asustor Nimbustor 2 (AS5202T): Das Leergehäuse für den Technik-enthusiasten hat zwei 2,5Gbe-ports, die sich dank Link Aggregation auch koppeln lassen. Im Idealfall sind dann sogar 5 Gigabit möglich. Auch beim Design soll das Modell mit seinen abgeschrägten Kanten Dynamik ausstrahlen. Für den Anschluss an ein Display bietet das Gehäuse einen HDMI-2.0-PORT. Im Nassystem werkelt der Intel-prozessor Celeron J4005 mit zwei Kernen und 2,0 GHZ Taktung, der sich auf 2,7 GHZ pushen lässt. Dazu sind 2 GB DDR4 (SO-DIMM) eingebaut. Sie finden es ab 320 Euro im Handel.
Buffalo Terastation TS3220DN: Dieses Nas-modell gibt es ausschließlich inklusive 3,5-Zoll-magnetfestplatten. Unser Testgerät ist mit zwei Seagate-hdds der Ironwolf
„Multi-gigabit lohnt sich bei Netzwerkspeichern – selbst in der kleinsten Stufe von 2,5-Gigabit.“
Reihe mit je 4 TB Kapazität bestückt, hat den Vierkern-prozessor Annapurna Labs Alpine AL-214 mit 1,4-Ghz-taktung eingebaut, dem 1 GB DDR3-RAM zur Seite stehen. Die Besonderheit: Neben dem 2,5Gbeanschluss bietet das NAS auch einen Gigabit-ethernet-port. Zum Recherchezeitpunkt liegt der Straßenpreis bei etwa 440 Euro – für ein fertig bestücktes System mit dieser Speicherkapazität ein faires Angebot. Qnap TS-231P3-4G: Am weißen Leergehäuse, das zu Hause oder im kleinen Büro seinen Platz finden soll, sitzen sowohl ein 2,5Gbe-port als auch ein Gigabit-ethernetanschluss, die sich jedoch nicht zusammenschalten lassen. Dazu gesellen sich die Annapurna-labs-alpine-cpu AL-314 mit vier Kernen und einer 1,7-Ghz-taktung sowie 4 GB DDR3L RAM. Der Arbeitsspeicher lässt sich über einen Modultausch auf maximal 8 GB ausbauen. Die Preisempfehlung des Herstellers liegt bei rund 440 Euro, im Handel findet sich das Gerät weit günstiger – etwa ab 320 Euro.
Qnap TS-253D-4G: Für das kleine Unternehmen und den Gamer gleichermaßen soll sich dieses Nas-leergehäuse eignen. Es finden sich zwei 2,5Gbe-ports an der Geräterückseite, die sich per Link Aggregation zusammenschalten lassen, um bei Mehrfachzugriffen bis zu 5 Gigabit pro Sekunde zu realisieren. Das Nas-system hat einen Pcie-2-slot, über den es sich zusätzlich erweitern lässt. Im Inneren sitzt der Intelceleron-prozessor J4125 mit vier Kernen und 2,0 GHZ Taktung inklusive Turbo-funktion auf bis zu 2,7 GHZ. Mit 4 GB DDR4-RAM (SO-DIMM) ist es bereits ab Werk üppig bestückt. Der Herstellerpreis liegt bei rund 430 Euro. Zum Recherchezeitpunkt wird dieser von den Straßenpreisen teils deutlich übertroffen.
Benchmark-test: Hohes Tempo bis zum Arbeitsspeicher-limit
Für den Pc-welt-netzwerkspeicher-test sind alle Testkandidaten als Raid-1-verbund konfiguriert. Hier liegen die Daten gespiegelt vor. Wenn ein Laufwerk ausfällt, ist das zwar ärgerlich, aber keine Gefährdung des Datenbestandes und darum in der Praxis empfehlenswert. Im Falle der Leergehäuse kommen stets dieselben Nas-magnetfestplatten zum Einsatz – genauer die WD60EFRX von Western Digital. Das Komplettsystem Terastation TS3220DN von Buffalo testen wir mit den installierten Laufwerken Seagate Ironwolf ST4000VN008.
Mit der Open-source-software „NAS Performance Tester 1.7“ermitteln wir die sequenziellen Schreib- und Leseraten von Netzwerkspeichern anhand unterschiedlich großer Dateien. Dabei zeigen die Ergebnisse aus den Benchmark-läufen ein gemischtes Bild: So können die Nas-systeme das Schnittstellenlimit bei Dateien mit geringerem Umfang nahezu ausreizen. Der Grund: Hier reicht die Arbeitsspeicherausstattung meist aus, um die Datei im RAM zwischenzulagern.
Auf diese Weise erreichen die Nas-systeme bei Dateigrößen von 100 und 400 MB im Lesen Werte im Bereich von 270 bis gut 290 MB/S. Im Schreiben sinken die Transferraten. Trotzdem sind Werte von knapp 180 MB/S wie beim Buffalo-modell eher ein Zeichen dafür, dass die Ausstattung mit einem GB RAM etwas knapp bemessen ist. Im Ver
gleich zu schnellen Gigabit-nas-systemen verdoppeln die 2,5Gbe-nas-geräte die Datenraten locker – der Tempovorteil der Schnittstelle ist damit offensichtlich. Die ermittelten Datenraten finden Sie in der Tabelle „Benchmark-ergebnisse mit NAS Performance Tester 1.7“auf Seite 57.
Große Dateien bremsen das 2,5Gbe-nas-system mit HDDS
Der Benchmark-lauf mit der 8000-Mbgroßen Datei zeigt deutlich, wie die Datenraten sinken, sobald neben RAM und CPU auch die Magnetfestplatten gefordert sind. An den Schreibraten lässt sich das nachvollziehen: Selbst bei einem Nas-system mit Topwerten wie dem Asustor Lockerstor sinkt der Durchsatz auf rund 180 MB/S.
Von den Einbußen im Schreiben sind die Leseraten oft nicht gleichermaßen betroffen. Der Benchmark-lauf zeigt, dass Nassysteme vielfach auf schnelles Lesen hin optimiert sind und die vorhandene Systemkonfiguration hier gut ausnutzen. Unter den Testkandidaten liefern die Netzwerkspeicher von Qnap und Asustor die besten Ergebnisse mit Werten von bis zu 253 MB/S. Aber auch bei weniger lesestarken Modellen sind mehr als 160 MB/S drin. Damit lassen 2,5Gbe-nas-systeme die Gigabitgeräte deutlich hinter sich, denn hier liegen die Bestwerte bei rund 117 MB/S.
Die Netzwerkspeicher Buffalo Terastation TS3220DN und Qnap TS-231P3-4G haben auch einen Gigabit-ethernet-port. Hier wird das Tempoplus von Multigigabit besonders deutlich. Denn über den Gigabit-port erreichen sie Leseraten von nur 109 und knapp 118 MB/S. Die Datenraten im Einzelnen finden Sie wiederum in der Tabelle „Benchmark-ergebnisse mit NAS Performance Tester 1.7“auf Seite 57.
2,5 versus 1 Gigabit in der Praxis: Im Schnitt ein Drittel schneller
Dass die 2,5-Gigabit-nas-systeme in den Benchmark-läufen hohe Transferraten erreichen, ist schon einmal sehr schön. Wichtiger ist jedoch, wie sie sich in der Praxis schlagen. Die höhere Geschwindigkeit sollte sich gerade im Umgang mit umfangreichen Datenmengen bezahlt machen. Dazu schreibt und liest jeder Testkandidat den UHD-FILM „Tears of Steel“, der 6,3 GB um
fasst. Die ermittelten Datenraten zeigen, dass kein 2,5GBE-NAS die Schnittstelle komplett ausreizen kann. Das lassen die installierten Magnetfestplatten nicht zu. Die Nas-systeme erreichen jedoch Schreibraten zwischen 155 und 165 MB/S und damit ein Durchsatzplus von gut einem Drittel im Vergleich zu flotten Gigabit-netzwerkspeichern.
Wie schon bei den Benchmark-läufen legen die Testkandidaten im Lesen noch eine Schippe drauf. Im Test erreichen sie Datenraten von knapp 165 bis 243 MB/S. Dass über die Ethernet-schnittstelle sogar mehr als das doppelte Lesetempo im Vergleich zu Gigabit möglich ist, zeigt das Modell Qnap TS-231P3-4G mit beiden Ethernet-varianten: Während über ein Gigabit gut 105 MB/S gehen, erreicht das NAS über 2,5GBE sogar eine Leserate von fast 243 MB/S.
Kein Tempogewinn beim klassischen Backup
Interessanterweise kann keines der 2,5-Gigabit-nas-systeme im Backup-schreiben das Tempoplus des Ports auch tatsächlich auf die Straße bringen. Im Gegenteil: Unser Test-backup mit 4125 kleinen Dateien und einem Gesamtumfang von 2 GB verarbeiten schnelle Gigabit-netzwerkspeicher sogar vielfach mit höheren Schreibraten. Flotte Kandidaten schaffen hier fast 35 bis gut 42 MB/S. Die 2,5Gbe-testkandidaten mit weniger RAM wie Asustor Nimbustor und Buffalo TS3220DN erreichen hingegen nur 23 oder fast 25 MB/S. Nur 2,5Gbe-nasspeicher mit mehr RAM sind in dieser Disziplin
durchsatzstärker. Aber auch hier ist im Test bei 42 MB/S das Ende der Fahnenstange derzeit erreicht.
Der Vorteil von Gigabit-netzwerkspeichern kommt wieder mehr zum Tragen, wenn mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen sind. Lassen wir die Heimserver das Backup schreiben und parallel den UHD-FILM kopieren, schaffen NAS mit 2,5-Gigabit-ethernet Datenraten zwischen 83 und gut 111 MB/S. Flotte Gigabit-nas-systeme kommen bei Mehrfachbelastung auf maximal 79 MB/S. Allerdings ist auch in dieser Disziplin der Tempovorteil nicht so groß, wie er eigentlich zu erwarten wäre. Die Datenraten zu jedem Testkandidaten finden Sie in der Tabelle „2,5GBE versus 1GBE: Praxis-werte“unten auf dieser Seite.
Fazit: Tempoplus, aber noch hohe Investition in Gerät plus Zubehör
Insgesamt profitieren Sie von einem MultiGigabit-netzwerkspeicher. Das gilt gerade für alle Anwender, die oft mit großen Dateien umgehen – etwa Iso-abbildungen, Videos oder Spielesammlungen. Denn hier übertreffen NAS mit 2,5-Gigabit-schnittstelle ihre Gigabit-konkurrenz deutlich im
Transfertempo. Der Flaschenhals liegt dann bei den eingebauten Magnetfestplatten. Um den Datentransfer weiter zu beschleunigen, müssen Sie auf SSDS als Nas-laufwerke umsteigen oder – falls möglich – das Nas-system über einen Ssd-cache tunen. Wer das nicht will, sollte beim 2,5-Gigabitnetzwerkspeicher zumindest auf eine großzügige Ram-ausstattung achten. Alle Testkandidaten mit 4 GB haben von dieser Ausstattung profitiert. Empfehlenswert ist auch ein erweiterbarer Arbeitsspeicher. So stellen Sie sicher, dass Sie später bei Bedarf upgraden können, wie etwa bei den Modellen von Asustor und Qnap.
Im Moment ist ein Multi-gigabit-nas noch eine echte Investition. Bei den hier getesteten Zweischachtvarianten kostet Sie der Einstieg gut 300 Euro. Dazu müssen Sie noch die Kosten für die HDDS oder SSDS hinzurechnen. Wem das noch zu viel Geld ist, raten wir zu ein wenig Geduld. Es werden sicher weitere Modelle folgen. Denn die Multigigabit-technik ist ausgereift und das Netzwerk-equipment wie Switches, Adapter und Schnittstellenkarten, an das Sie zusätzlich noch denken müssen, in wachsender Auswahl erhältlich.