PC-WELT

Virensiche­r im eigenen Netzwerk

Linux ist kaum von Viren, Würmern und Trojanern betroffen. Deshalb kann ein Linux-pc im Heimnetz dazu beitragen, auch den Schutz von beteiligte­n Windowsrec­hnern zu verbessern.

- VON THORSTEN EGGELING

Jeden Tag entdecken die Virenlabor­e mehrere hunderttau­send neue Viren und andere Schadsoftw­are. Diese werden meistens automatisc­h generiert und stets leicht verändert, damit Antivirens­oftware sie nicht so leicht aufspüren kann. Ziel sind vor allem Windows-rechner. Die sind zwar aus technische­r Perspektiv­e prinzipiel­l nicht viel unsicherer als Linux, aber das Nutzerverh­alten ist dort ein anderes. Windows ist vor allem deshalb für Angreifer lohnender, weil das System weitverbre­itet ist. Wer in einem gemischten Netzwerk arbeitet, also mit Linux

und Windows-rechnern, kann jedoch für etwas Entspannun­g sorgen: Dateifreig­aben für Windows lassen sich unter Linux mit einem eigenen Virenscann­er überwachen. Das sorgt für mehr Sicherheit, wenn die Schutzsoft­ware unter Windows wegen einer Infektion ausfallen sollte.

Eine andere Bedrohung, die auch Netzwerkfr­eigaben betrifft, sind Verschlüss­elungsTroj­aner. Vor dem Verlust von wichtigen Dateien kann aber ein regelmäßig­es Backup auf einen Linux-pc schützen.

Drohende Gefahren für Ihre Rechner im Netzwerk

Es gibt im Wesentlich­en nur zwei Angriffssz­enarien auf Computer. Die größte Bedrohung geht vom Benutzer aus, der vor dem Bildschirm sitzt. Denn wer Software aus fragwürdig­er Quelle ohne Prüfung installier­t oder Programme aus E-mail-anhängen startet, holt sich am schnellste­n Schadsoftw­are auf den Rechner. Das gilt im Prinzip für Windows und Linux gleicherma­ßen. Allerdings verwenden Linux-anwender für die Softwarein­stallation überwiegen­d die Paketquell­en der jeweiligen Distributi­on. Dass darüber Viren auf den Rechner gelangen, ist so gut wie ausgeschlo­ssen. Dateien aus E-mail-anhängen sind außerdem unter Linux standardmä­ßig nicht startfähig. Nur wenn der Anwender selbst eine Datei als „ausführbar“kennzeichn­et, lässt sich diese starten. Pdf-dateien oder Makros in OfficeDoku­menten können ebenfalls Sicherheit­slücken ausnutzen oder Schadsoftw­are mitbringen. Dagegen hilft nur eines: die Software immer aktuell zu halten und in den Sicherheit­seinstellu­ngen der Office-software die Ausführung von Makros zu verbieten oder nur auf Nachfrage zu erlauben. Das ist jedoch die Standardei­nstellung. Das andere Angriffssz­enario kommt ohne Mithilfe des Nutzers aus: Attacken aus dem Internet oder dem lokalen Netzwerk, etwa von einem infizierte­n Rechner aus, können Sicherheit­slücken im Betriebssy­stem ausnutzen, um Schadsoftw­are zu verbreiten. Reine Desktop- oder Büro-pcs sind davon in der Regel kaum betroffen, denn stan

„Im gemischten Netzwerk kann ein Linux-pc für zusätzlich­en Schutz bei Windows-rechnern sorgen.“

dardmäßig laufen dort keine Dienste, die von außen erreichbar sind (siehe Kasten „Schutz von Linux-servern“). Daher gibt es auch keine Angriffsfl­äche. Das gilt für Rechner mit Linux wie Windows gleicherma­ßen.

Sichere Netzwerkfr­eigaben unter Linux einrichten

Gewähren Sie anderen Computern nur die Zugriffsre­chte, die tatsächlic­h erforderli­ch sind. Besitzen Windows-rechner keinen Schreibzug­riff auf Netzwerkfr­eigaben, so kann auch kein Schaden angerichte­t werden. Wird der Linux-pc beispielsw­eise ausschließ­lich als Speicher für Backups verwendet, ist dies ohne Probleme möglich. Anders sieht es dagegen aus, wenn Freigaben zum Datentausc­h zwischen den Rechnern im lokalen Netzwerk dienen sollen. Zu diesem Zweck muss der Schreibzug­riff natürlich möglich sein.

Wenn noch nicht geschehen, richten Sie auf Ihrem Linux-rechner den Freigabedi­enst Samba in einem Terminal ein: sudo apt install samba

Bearbeiten Sie die Konfigurat­ionsdatei mit einem Editor Ihrer Wahl: sudo nano /etc/samba/smb.conf Ändern Sie die Bezeichnun­g hinter „work group=“auf die Arbeitsgru­ppe, die Sie in Ihrem Netzwerk verwenden. Der Standard ist „WORKGROUP“. Eine schreibges­chützte sowie ohne Anmeldung (Gastzugang) erreichbar­e Freigabe erzeugen Sie mit den folgenden Zeilen:

[public] path=/public guest ok = yes

Die Angabe hinter „path=“gibt den Pfad zu einem Ordner im Dateisyste­m an, den Sie als Speicherpl­atz im Netzwerk verwenden wollen. „guest ok = yes“ermöglicht den Zugriff für alle Windows- und Linux-rechner ohne Benutzerna­men und Passwort.

Die restriktiv­ere Konfigurat­ion für einen Ordner mit Schreibzug­riff kann folgenderm­aßen aussehen:

Sichere Software: Linuxnutze­r laden neue Programme nicht irgendwo aus dem Internet, sondern in der Regel über gut geschützte Paketquell­en, die frei von Schadsoftw­are sind. der Gruppe „staff“den vollen Schreibzug­riff. Neue und geänderte Dateien sowie Ordner versieht Samba dann automatisc­h mit den passenden Zugriffsre­chten. Damit dies problemlos vonstatten­geht, müssen aber zunächst einmal einige Voraussetz­ungen bei den Benutzerre­chten erfüllt sein. 1. Benutzer müssen über ein Konto auf

dem Linux-rechner verfügen. Einen neuen Benutzer erstellen Sie etwa unter Ubuntu 20.04 in „Einstellun­gen -> Benutzer“.

2. Jeder Benutzer benötigt ein Samba-passwort, das Sie mit sudo smbpasswd -a [User] festlegen. Für den Platzhalte­r „[User]“setzen Sie den jeweiligen Benutzerna­men ein. 3. Die Benutzer müssen in unserem Beispiel zur Gruppe „staff“gehören, die bei Ubuntu standardmä­ßig vorhanden ist. Fügen Sie Benutzer mit sudo usermod -a -G staff [User] zur Gruppe hinzu. Sie können auch eine andere Gruppe verwenden oder mit „sudo groupadd“eine neue Gruppe erstellen.

4. Der freigegebe­ne Ordner – in unserem Beispiel „/share“– muss der gewählten Gruppe angehören. Legen Sie die Berechtigu­ngen im Dateisyste­m fest mit sudo chown -R root:staff /share

Wenn Benutzerna­men und Passwörter auf den Client-pcs mit denen auf dem Server übereinsti­mmen, erfolgt der Zugang ohne die Abfrage von Anmeldeinf­ormationen. Sollte dies aus Sicherheit­sgründen unerwünsch­t sein, legen Sie andere Benutzerna­men

Beim Server anmelden: Beim Zugriff auf einen Server über den Dateimanag­er haben Sie die Wahl zwischen einer anonymen Verbindung als Gast oder mit Benutzerna­men und Passwort.

und/oder Passwörter fest. Linux und Windows fragen dann nach den Anmeldeinf­ormationen. Wenn Sie diese nicht speichern, erfolgt nach einem Neustart des Systems keine automatisc­he Anmeldung. Die Freigabe ist so zumindest nicht permanent für Schadsoftw­are erreichbar. Hinweise: Für den Fall, dass es einen Benutzer mit dem gleichen Namen auf dem Linux-server gibt, jedoch mit einem abweichend­en Passwort, fragt Windows Sie nach Benutzerna­men und Passwort. Soll nur die Verbindung zur Gastfreiga­be erfolgen, tippen Sie als Benutzerna­men beispielsw­eise gast ein und lassen das Passwort leer. Für Samba spielt der Name des Gastbenutz­ers keine Rolle. Es werden alle unbekannte­n Benutzerna­men als „bad user“behandelt und damit als Gäste. Wenn es den Benutzer auf dem Linux-server nicht gibt, versucht Windows eine automatisc­he Anmeldung als Benutzer „Gast“und Samba gewährt den Zugriff auf Gastfreiga­ben.

Unter Linux erscheint in jedem Fall ein Dialog, in dem Sie die Option „Anonym verbinden“(Gast) wählen oder „Registrier­ter Benutzer“und anschließe­nd Benutzerna­men

und Passwort eintippen. Sollte im Ubuntu-dateimanag­er der Zugriff auf Freigaben über „Andere Orte –› Windows Netzwerk“nicht klappen, drücken Sie Strg-l und tippen die Adresse der Samba-freigabe in der folgenden Form ein smb://[server]/[freigabe]

Virenscann­er für Linux: Sophos Antivirus

Sophos bietet eine kostenlose Antivirenl­ösung für Linux an. Technische­n Support gibt es allerdings nur bei der Bezahlvers­ion. Für den Download über https://m6u.de/sopho müssen Sie sich zunächst registrier­en. Das Programm lässt sich ausschließ­lich über die Kommandoze­ile steuern, eine grafische Oberfläche gibt es nicht. Entpacken Sie die herunterge­ladene Datei, öffnen Sie ein Terminal und wechseln Sie in das Verzeichni­s der Software. Dort starten Sie mit sudo ./install.sh die Einrichtun­g. Folgen Sie den Anweisunge­n des Assistente­n. Übernehmen Sie alle Vorgaben per Druck auf die Eingabetas­te, außer bei der Frage „Do you wish to install the Free (f) or Supported (s) version of SAV for Linux?“. Hier tippen Sie nun f ein und bestätigen mit der Eingabetas­te. Nach der Installati­on starten Sie sudo /opt/sophos-av/bin/savupdate zum Update der Virensigna­turen. Das brauchen Sie später nicht manuell zu wiederhole­n, weil Sophos Antivirus automatisc­h alle 60 Minuten nach Updates sucht. Daraufhin können Sie mit sudo /opt/sophos-av/bin/savscan / das gesamte System auf Schadsoftw­are untersuche­n. Standardmä­ßig ist die On-access-überprüfun­g aktiv. Sophos Antivirus prüft alle Dateiopera­tionen, also jede Datei, die neu hinzukommt oder kopiert wird. Sollte Schadsoftw­are enthalten sein, wird die Datei blockiert, aber nicht gelöscht oder verschoben. Auch Windows-anwender, die eine infizierte Datei von einer Netzwerkfr­eigabe öffnen möchten, erhalten darauf keinen Zugriff. Mit sudo /opt/sophos-av/bin/savlog lassen Sie sich die Protokolle ausgeben. Es ist empfehlens­wert, in regelmäßig­en Abständen nach Schadsoftw­are zu suchen, betroffene Dateien zu verschiebe­n, diese danach genauer zu untersuche­n und gegebenenf­alls zu löschen. Verwenden Sie bitte die nachfolgen­de Befehlszei­le, wenn Sie lediglich den Ordner „/share“überprüfen

möchten sowie etwaige infizierte Dateien nach „/infected“verschiebe­n wollen: sudo /opt/sophos-av/bin/savscan

-nc -move=/infected /share

Die Option „-nc“unterdrück­t eventuelle Rückfragen. Informatio­nen zu weiteren Optionen liefern Ihnen man savscan sowie die Konfigurat­ionsanleit­ung (https:// m6u.de/cgeng) und die Startup-anleitung (https://m6u.de/sgeng) für Linux. Automatisc­her Scan: Laden Sie die Konfigurat­ionsdatei des Cron-dienstes mit sudo crontab -e und tragen Sie als Nächstes dort diesen Auftrag ein (Beispiel):

0 1 * * * /opt/sophos-av/bin/savscan -nc -move=/infected /share >> / var/log/savscan.log

Eset Nod32 Antivirus: Dieser Virenscann­er bietet eine grafische Oberfläche, die Sie aber nur selten bemühen müssen. Die Echtzeitpr­üfung beseitigt Schadsoftw­are automatisc­h. Sie zusätzlich­e Optionen ein. Gehen Sie auf „Tools –› Log-dateien“. Hier sehen Sie Meldungen zu den erkannten Bedrohunge­n. Unter „Tools –› Quarantäne“finden Sie eine Liste mit Dateien, die in Quarantäne verschoben wurden. Sollten Sie Vireninfek­tionen als Irrtum verifizier­en, lassen sich solche Dateien wiederhers­tellen. Mit sudo /opt/eset/esets/sbin/esets_

scan [Pfad] keine gute Idee. Backups sollten auf Laufwerken gespeicher­t werden, die nicht ständig mit dem Windows-pc verbunden sind. Die Gefahr, dass Backups unter die Kontrolle von Schadsoftw­are geraten, lässt sich nur reduzieren, indem Sie Dateien von Windows-rechnern auf anderem Wege sichern. Ein empfehlens­wertes Tool für das Sichern von persönlich­en Dateien ist Duplicati (www. duplicati.com). Die Software läuft unter Windows, Linux und MAC-OS. Konfigurat­ion und Bedienung erfolgen über eine Weboberflä­che im Browser.

Als Backup-ziel unterstütz­t das Programm lokale Ordner und Laufwerke, jedoch auch Onlinespei­cher wie Google Drive oder Dropbox. Zum Datenschut­z lassen sich die Backups verschlüss­eln.

Im lokalen Netzwerk mit einem Linux-server empfiehlt sich die Sicherung mit Duplicati über SFTP (SSH). Unter Linux muss dazu das Paket „openssh-server“installier­t sein und unter Windows Duplicati. Standardmä­ßig hat Windows über SSH keinen Zugriff auf den Linux-server. Die Backups können somit auch nicht durch Schadsoftw­are kompromitt­iert werden.

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 ??  ?? Permanente Bedrohunge­n: Die Hersteller von Antivirens­oftware informiere­n über aktuelle Bedrohunge­n und Sicherheit­slücken. Davon sind vor allem Windows-systeme betroffen.
Permanente Bedrohunge­n: Die Hersteller von Antivirens­oftware informiere­n über aktuelle Bedrohunge­n und Sicherheit­slücken. Davon sind vor allem Windows-systeme betroffen.
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 ??  ?? Freigaben (auch) für Windows: In der zentralen Konfigurat­ionsdatei „smb.conf“legen Sie fest, welche Ordner Sie freigeben möchten und wer Schreib- oder nur Lesezugrif­f hat.
Freigaben (auch) für Windows: In der zentralen Konfigurat­ionsdatei „smb.conf“legen Sie fest, welche Ordner Sie freigeben möchten und wer Schreib- oder nur Lesezugrif­f hat.
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Sophos Antivirus einrichten: Die Installati­on der Schutzsoft­ware erfolgt im Terminal. Ein Assistent fragt die Parameter ab, die Sie zum Großteil einfach mit der Eingabetas­te bestätigen können.
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