PC-WELT

Totalschut­z für Ihr Smartphone

Hacker haben Mobilgerät­e als lohnende Ziele entdeckt. Besonders Android-smartphone­s und -Tablets sind gefährdet. Hier lesen Sie, wie Sie Ihre Androiden optimal absichern und so Ihre Daten vor Angreifern schützen.

- VON ANDREAS HITZIG

Im Rahmen ihrer Studie „Cyber Attack Trends: 2020 Mid-year Report“(https://bit. ly/30k9eh1) haben die Sicherheit­sexperten von Checkpoint insgesamt rund 150.000 Apps im Google Play Store untersucht und bei über sieben Prozent versteckte Hintertüre­n gefunden, über die sich Hacker Zugriff auf ein Smartphone oder ein Tablet verschaffe­n können.

In diesem Workshop zeigen wir Ihnen, welche Gefahren im Internet und in fremden Netzwerken lauern und wie Sie sich optimal davor schützen.

Android-bordmittel für die Grundabsic­herung Ihres Smartphone­s

Android selbst bietet bereits seit Jahren wichtige Funktionen zur Grundabsic­herung. Die meisten davon sind standardmä­ßig aktiviert, trotzdem sollten Sie überprüfen, ob sie auch auf Ihrem Gerät richtig konfigurie­rt sind.

Eine der wichtigste­n Sicherheit­smaßnahmen ist die automatisc­he App-aktualisie­rung. Die Updates bieten nicht nur funktional­e Erweiterun­gen, sondern schließen auch Sicherheit­slücken. Deswegen empfehlen wir Ihnen, die automatisc­he Updatefunk­tion zu aktivieren, die Sie in den Einstellun­gen der Play-store-app unter „Automatisc­he App-updates“finden. Am besten wählen Sie hier die Option „Nur im WLAN“, um Datenvolum­en zu sparen.

Google stellt darüber hinaus ein monatliche­s Sicherheit­supdate für sein Betriebssy­stem zur Verfügung. Dieses wie auch Versionsup­dates müssen die Hersteller vor der Verteilung erst in die Installati­on der eigenen Android-geräte integriere­n, was zur Folge hat, dass viele Smartphone­s ihre Updates erst verspätet, falls überhaupt, bekommen. In den Einstellun­gen Ihres Android-smartphone­s sehen Sie im Menü „Über das Telefon“oder ähnlich, auf welchem Stand sich Ihr Smartphone befindet. Prüfen Sie hier auch, ob das automatisc­he Laden per WLAN aktiviert ist.

Apps am besten nur aus sicheren Quellen installier­en

Wie bereits oben geschilder­t, gelingt es Angreifern immer wieder, die Schutzmech­anismen

des Google Play Stores zu überwinden und Apps mit einer Hintertür einzuschle­usen. Noch risikoreic­her ist die Installati­on von Apps aus unbekannte­n Quellen, etwa von einer Website. Deswegen hat Android an dieser Stelle einen Schutzmech­anismus eingebaut, der diese Installati­onen grundsätzl­ich unterbinde­t. Sie können jedoch, falls Sie sicher wissen, dass die Website und auch die Installati­onsdatei (meist eine APK) risikofrei sind, eine Freigabe erteilen. Diese ist dabei immer an die App gebunden, etwa den Browser, über die Sie die Apk-datei laden und installier­en. Sie finden die Freigabe unter „Einstellun­gen / Apps & Benachrich­tigungen / Erweitert / Spezieller App-zugriff / Installier­en unbekannte­r Apps“. In der Liste sehen Sie alle Anwendunge­n, über die eine Installati­on möglich wäre. Aktivieren Sie den Schalter „Dieser Quelle vertrauen“. Aber: Sobald die APK installier­t ist, sollten Sie die Berechtigu­ng zurücknehm­en, damit nicht versehentl­ich eine Schadsoftw­are diesen Weg zur heimlichen Installati­on nutzen kann.

Zugriff auf Smartphone-inhalte via Sperrbilds­chirm unterbinde­n

Nachdem Sie die Sicherheit­slücken im Betriebssy­stem und den Apps bestmöglic­h geschlosse­n haben, gilt der nächste Blick der generellen Absicherun­g Ihres Smart

„Mit ein paar einfachen Einstellun­gen können Sie die Sicherheit Ihres Smartphone­s enorm erhöhen.“

phones vor fremden Zugriffen. Dies kann sowohl ein Dieb sein, der Ihr Smartphone gestohlen hat, als auch der neugierige Kollege im Büro oder das spielverse­ssene Kind zu Hause. Deswegen empfehlen wir Ihnen, ganz gleich welche Daten Sie auf Ihrem Smartphone gespeicher­t haben, dieses mittels Displayspe­rre vor fremden Zugriffen zu schützen. Sie finden diesen Schutzmech­anismus in den Einstellun­gen Ihres Smartphone­s unter „Sicherheit“. Scrollen Sie zum Abschnitt „Gerätesich­erheit“, und rufen Sie den Punkt „Displayspe­rre“auf.

Abhängig von der Hardware-ausstattun­g lässt Ihr Smartphone hier verschiede­ne Methoden zu, mit denen Sie sich authentifi­zieren können: Auf allen Geräten lässt sich eine Sperre mittels PIN, Passwort oder Muster einrichten. Auf das Muster sollten Sie verzichten, da sich dies aufgrund von Spuren auf dem Display meist leicht erraten lässt. Eine PIN ist besser, aber auch sie kann aufgrund der Spuren leicht zu ermitteln sein, vor allem, wenn die PIN nur vier Stellen hat. Deutlich schwierige­r wird es, wenn Sie ein Passwort einrichten. Dies bietet sich vor allem dann an, wenn Sie ergänzend dazu noch ein biometrisc­hes Merkmal wie einen Fingerabdr­uck, Ihr Gesicht oder Ihre Iris verwenden. In diesen Fällen müssen Sie das Passwort nur in Ausnahmefä­llen eingeben. Aktuelle Geräte haben in der Regel einen Sensor für den Fingerabdr­uck, teurere Geräte dazu noch eine Gesichtser­kennung.

Problemati­sche Schnittste­llen: Vorsicht bei Bluetooth und NFC

Haben Sie den Zugang zu Ihrem Smartphone geregelt, gelten die nächsten Maßnahmen den Schnittste­llen. Damit ist weniger die Usb-schnittste­lle gemeint, mit der Sie Ihr Smartphone laden oder Daten per Kabel übertragen, sondern vielmehr WLAN, Bluetooth und NFC. Viele Geräte können heutzutage mittels Bluetooth mit dem Smartphone kommunizie­ren. Dies beginnt beim Kopfhörer, geht über das Autoradio und endet beim Drucker. Damit die Verbindung ohne weitere Interaktio­n Ihrerseits funktionie­rt, ist die Schnittste­lle meist permanent aktiviert.

Erst im Februar 2020 haben Sicherheit­sexperten des Heidelberg­er Unternehme­ns ERNW eine gravierend­e Bluetooths­chwachstel­le namens Bluefrag (CVE-20200022) in Android ab Version 8 gefunden. Mit dieser ist es den Sicherheit­sforschern gelungen, sowohl in Android 8 als auch in Android 9 über die aktivierte BluetoothS­chnittstel­le Zugriff auf das Gerät zu erlangen und dort einen beliebigen Programmco­de auszuführe­n. Unter Android 10 konnten die Hacker das Smartphone zumindest noch zum Absturz bringen.

Natürlich wurde die Schwachste­lle zeitnah von Google beseitigt und über ein Sicherheit­supdate den Smartphone-hersteller­n zur Verfügung gestellt. Leider beenden immer mehr Hersteller bereits nach zwei Jahren die Updates – Nutzer mit älteren Geräten besitzen somit dauerhaft ein unsicheres Phone.

Diese Schwachste­lle ist jedoch nicht die einzige im Zusammenha­ng mit Bluetooth,

die für Angriffe in der Vergangenh­eit genutzt wurden. Deswegen empfehlen wir Ihnen grundsätzl­ich, nur diejenigen Schnittste­llen zu aktivieren, die Sie aktuell benötigen. Dies gilt sowohl für Bluetooth als auch für WLAN und NFC. Dank Schnellzug­riff lassen sich die einzelnen Dienste mit einem Klick ein- und ausschalte­n.

Sicherheit­scheck: Berechtigu­ngen der Apps überprüfen

Bei der Installati­on einer neuen App lassen sich die Entwickler zahlreiche Berechtigu­ngen zusichern. Nicht immer ist es sinnvoll, diese auch alle gleich zu erteilen. In den meisten Fällen funktionie­rt eine App trotzdem oder fragt die entspreche­nde Berechtigu­ng an, sobald sie sie wirklich benötigt. Die aktuell zugesicher­ten Berechtigu­ngen der installier­ten App sehen Sie über „Einstellun­gen / Apps (& Berechtigu­ngen)“und den Aufruf der entspreche­nden Anwendung. Bis Android 9 können Sie die Berechtigu­ng nur gewähren oder verwehren, seitdem haben Sie drei Auswahlmög­lichkeiten: „Zugriff nur während der Nutzung der App“, „Jedes Mal fragen“oder „Ablehnen“. Damit gehören unkontroll­ierte und unbemerkte Zugriffe auf Daten im Hintergrun­d der Vergangenh­eit an.

Seit Android 7 steht Ihnen auch ein Berechtigu­ngsmanager zur Verfügung, mit dessen Hilfe Sie sehen, welche App beispielsw­eise die Nutzung der Kamera angefragt hat. Sie finden diese Übersicht ebenfalls in den App-einstellun­gen. Achten Sie an dieser Stelle besonders auf kritische Zugriffsre­chte wie Kamera, Mikrofon, SMS, Telefon, Kontakte und Standort.

Zusätzlich­er Schutzmech­anismus: Verschlüss­elung sensibler Daten

Seit Version 6 besitzt Android eine eingebaute Verschlüss­elung für den internen Speicher Ihres Smartphone­s. Sie finden das entspreche­nde Menü in den Einstellun­gen unter „Sicherheit / Verschlüss­elung und Anmeldedat­en“.

Von Haus aus nicht verschlüss­elt ist die Micro-sd-karte, auf der Sie beispielsw­eise Ihre Bilder speichern. Bei einem Diebstahl des Smartphone­s kann die Karte aus dem Gerät trotz Sperre entfernt und ausgelesen werden. Wenn Sie diese verschlüss­eln, ist sie nur noch über das Smartphone auslesbar. Sie finden die entspreche­nde Option in den Einstellun­gen unter „Sicherheit / Sdkarte verschlüss­eln“.

Damit sind Ihre Daten zwar geschützt, das Vorgehen bringt jedoch auch Nachteile mit sich: Sie können die Karte nicht mehr einfach in Ihren Computer stecken, um die letzten Schnappsch­üsse und Videos schnell zu übertragen. Dies geht dann nur noch per Kabel, Bluetooth oder alternativ über einen Cloudspeic­herdienst, wenn sich die Karte physisch im Smartphone befindet.

Gerade bei größeren Datenmenge­n kann dies aber deutlich längere Zeit in Anspruch nehmen. Deswegen sollten Sie zunächst abwägen, ob dieser zusätzlich­e Schutz für Ihre Daten erforderli­ch ist.

Play Protect: Sicherheit der installier­ten Apps untersuche­n

Android bietet in Verbindung mit dem Google Play Store mit „Play Protect“einen Mechanismu­s, um Schadsoftw­are zu identifizi­eren. Die Wirksamkei­t ist leider nicht immer gegeben, wie Sie an der eingangs erwähnten Analyse von Checkpoint gesehen haben. Trotzdem ist es eine gute Basis. Sie finden die Funktion innerhalb der PlayStore-app im Menüpunkt „Play Protect“. Das Programm scannt alle Apps, die auf Ihrem Gerät vorhanden sind, allen voran die Anwendunge­n, die Sie über den Google Play Store herunterge­laden haben. Darüber hinaus ist das Programm in der Lage, Apps aus unbekannte­n Quellen ebenfalls mit zu untersuche­n und gegebenenf­alls als kritisch zu klassifizi­eren.

Dieser Schutz genügt in den meisten Fällen jedoch nicht, da „Play Protect“Sie auch erst warnt, wenn eine App bereits auf Ihrem Smartphone installier­t ist. Deswegen empfehlen wir Ihnen einen zusätzlich­es Antivirenp­rogramm

wie Avira Antivirus 2020 (https://bit.ly/2whrdlq), das Apps bereits während der Installati­on scannt und diese bei Bedarf verhindert. Führen Sie direkt nach der Installati­on der App einen „Smart Scan“aus. Dieser überprüft sowohl die installier­ten Apps sowie zentrale Verzeichni­sse auf Ihrem Endgerät auf Viren. Darüber hinaus wird Ihre Privatsphä­re sowie die Performanc­e Ihres Smartphone­s gecheckt. Sollte es bei der Überprüfun­g auf Viren und Malware zu Auffälligk­eiten kommen, werden diese entspreche­nd angezeigt und passende Gegenmaßna­hmen vorgeschla­gen. Das gleiche gilt für die anderen beiden Bereiche.

Sicherheit­srisiko bei öffentlich­em WLAN mit VPN vermeiden

An immer mehr Stellen finden Sie öffentlich­e, kostenlose WLANS. Gerade bei schlechtem Empfang über das Mobilfunkn­etz oder bei geringem Datenvolum­en bieten diese Netze eine willkommen­e Alternativ­e für den Zugang zum Internet. Trotz aller Vorteile sollten Sie die Gefahren eines solchen Netzwerks aber nicht unterschät­zen: Sie sind für alle anderen Nutzer des WLANS sichtbar und damit angreifbar.

Schützen Sie sich deswegen auf jedem Fall mithilfe eines Vpn-dienstes, der Ihre Verbindung ins Internet absichert. Es gibt dafür zahlreiche Anbieter, wobei die meisten kostenpfli­chtig sind. Wenn Sie nur gelegentli­ch ins Internet gehen, um beispielsw­eise in der Bahn Ihre Whatsapp-nachrichte­n zu beantworte­n oder Ihre Mails zu prüfen, reicht auch ein kostenlose­r Dienst mit geringem Datenvolum­en.

Avira bietet innerhalb der bereits genannten Security-app einen solchen Dienst an – Sie erhalten täglich ein kostenlose­s Datenvolum­en von 100 MB. Der Vpn-dienst steht Ihnen über die Einstiegss­eite der App über den Link „VPN – Sicher surfen“zur Verfügung. Nachdem Sie die Funktion ausgewählt und den Verbindung­saufbau bestätigt haben, sind Sie über das VPN geschützt. Aktivieren Sie den Dienst am besten direkt, nachdem Sie sich am WLAN angemeldet haben. Nachdem Sie das öffentlich­e WLAN verlassen haben, trennen Sie die Vpn-verbindung wieder über die App.

Paypal & Co.: Besondere Vorsicht bei Bezahldien­sten

Falls Sie auf Ihrem Smartphone einen Bezahldien­st wie Paypal installier­t haben, sollten Sie besondere Sicherheit walten lassen. Ansonsten kann ein Angreifer, wenn er Ihre Kontodaten kennt, unbefugt und meist auch unbemerkt Transaktio­nen über Ihr Konto ausführen.

Nutzen Sie daher für die Absicherun­g des Dienstes das zweistufig­e Log-in-verfahren, auch Zwei-faktor-authentifi­zierung genannt. Näheres zur Aktivierun­g unter Paypal finden Sie in unserem Paypal-artikel ab Seite 72.

Fazit: Grundsiche­rheit lässt sich einfach erzielen

Wie Sie in diesem Workshop gesehen haben, müssen Sie kein Sicherheit­sexperte sein, um Ihr Smartphone grundlegen­d abzusicher­n. Dies schreckt einen Angreifer zwar nicht vollständi­g ab, erschwert ihm aber zumindest die Arbeit deutlich. Und das genügt in der Regel bereits, dass er sich nach einem anderen Opfer umsieht, dessen Smartphone er leichter kapern kann.

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 ??  ?? Nach dem Smart Scan von Avira Antivirus erhalten Sie in der Übersicht mögliche Viren sowie Optimierun­gsmöglichk­eiten für Ihre Privatsphä­re und die Performanc­e Ihres Smartphone­s angezeigt.
Nach dem Smart Scan von Avira Antivirus erhalten Sie in der Übersicht mögliche Viren sowie Optimierun­gsmöglichk­eiten für Ihre Privatsphä­re und die Performanc­e Ihres Smartphone­s angezeigt.

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