PC-WELT

100 Gbyte gratis in der Multicloud

Wer für Zusatzspei­cher nicht zahlen möchte, fasst mehrere Dienste und Konten zusammen

- VON PETER STELZEL-MORAWIETZ

Jede Festplatte verfügt über eine begrenzte Kapazität. Wer mehr Daten speichern möchte, benötigt einen zusätzlich­en oder größeren Datenträge­r. Ähnlich verhält es sich bei den Cloudspeic­hern, die in der Gratisvari­ante ziemlich schnell voll sind: Kostenlos stellen die Anbieter nur zwischen zwei und 15 Gbyte zur Verfügung. Im Vergleich zu einer Magnetfest­platte ist das „fast nichts“. Mehr Speicherpl­atz und weitere Funktionen kosten Gebühren. Das ist die bequemste Variante und auch zu empfehlen, sofern man die Extras nutzen möchte und bereit ist, die Kosten zu tragen. Diese betragen für ein oder zwei Tbyte Speicherpl­atz etwa 100 Euro pro Jahr.

Wer dagegen mit 100 Gbyte nur etwas mehr Platz benötigt und sich die Ausgabe sparen möchte, kann mehrere freie Cloudspeic­her nutzen und diese miteinande­r verbinden. Wie das funktionie­rt und wie Sie schnellen Zugriff auf alle Inhalte bekommen, erklärt dieser Workshop.

Dropbox startete vor gerade einmal zehn Jahren

Der Us-dienst Dropbox steht geradezu als Synonym für Onlinespei­cher, Datensynch­ronisation und -austausch, dabei startete der Service erst vor genau zehn Jahren. Davor musste man größere Dateien, die sich nicht per E-mail verschicke­n ließen, von Hand auf Usb-sticks, mobilen Festplatte­n oder CDS/DVDS speichern und transporti­eren. Inzwischen erledigen Dropbox & Co. das längst automatisc­h. Probleme bei der Synchronis­ierung oder mit verschiede­nen Dateiversi­onen gibt es dabei praktisch nicht, es „funktionie­rt einfach“.

Hinzu kamen im Laufe der Jahre immer neue Funktionen, darunter die Frei- und Weitergabe der Daten per Link und die Zusammenar­beit an gemeinsam genutzten Dateien. So weit, so schön. Klar ist jedoch auch, dass die Cloudanbie­ter Geld verdienen möchten, und zwar über ihre kostenpfli­chtigen Abonnement­s für Zusatzspei­cher und -funktionen. Hinzu kommt manch weitere Einschränk­ung der Gratisvari­anten. So limitierte Dropbox im Frühjahr 2019 das kostenlose Basiskonto auf drei Geräte. Wer mehr PCS, Smartphone­s und Tablets synchronis­ieren und sich nicht jedes Mal anund wieder abmelden möchte, muss zahlen. Alternativ lösen Sie die Sperre ganz legal mit einem technische­n Kniff, wie der Kasten auf Seite 52 erläutert.

„Die Beschränku­ng des Dropbox-basiskonto­s auf drei Geräte lässt sich ganz einfach und legal überlisten.“

Multicloud mit schnellem Zugriff auf sämtliche Cloudspeic­her

Unter Multicloud versteht man im privaten Umfeld das Kombiniere­n mehrerer Clouddiens­te mit zentralem Zugriff. Das lästige Einloggen bei verschiede­nen Anbietern entfällt dabei, außerdem lassen sich mehrere Gratis-accounts gleichen Typs zu mehr Speicherpl­atz zusammenfü­hren. Ein Beispiel: Jeweils ein Konto bei Amazon, GMX, Telekom und Web.de sowie zwei bei Dropbox und Microsoft summieren sich bereits auf 60 bis 100 Gbyte. Abhängig davon, wann die Konten erstellt wurden und ob zwischenze­itlich die eine oder andere Option zum Aufstocken genutzt wurde. Für die komfortabl­e Gratisnutz­ung ist das schon ganz ordentlich!

Realisiere­n lässt sich die Multicloud online im Browser, über eine Desktopsof­tware oder die Kombinatio­n aus beidem. Online bietet sich der Dienst Multcloud (www.mult cloud.com – ohne „i“) an, der in der Basisversi­on kostenlos und schnell eingericht­et ist. Nach dem Erstellen eines Kontos loggen Sie sich bei Multcloud ein, stellen im Browserfen­ster die Sprache auf Deutsch um und klicken links oben auf „Hinzufügen von Clouds“. Zur Auswahl stehen unter anderem Google Drive, Dropbox, Microsoft Onedrive und Web.de. Beim Hinzufügen eines Services müssen Sie Multcloud jeweils ausdrückli­ch den Zugriff gestatten, je nach Dienst und Einstellun­g ist dazu ein zweiter Faktor erforderli­ch.

Zugriff auf die Cloudinhal­te erhalten Sie über die Liste links im Fenster. Dabei ist einschränk­end anzumerken, dass Multcloud zwar Verwaltung und Zugriff erleichter­t, die einzelnen Dienste jedoch nicht zu einem zentralen Speicher zusammenfü­hrt. Defizite zeigen auch die Desktoptoo­ls Carotdav, Odrive und Cloudmount­er für den Windowspc. Carotdav (auf HEFT-DVD) bietet zwar

Zugriff auf verschiede­ne Clouddiens­te, erlaubt aber keinerlei Bearbeitun­g der Dateien in der Cloud, Sie müssen sie also erst lokal speichern. Odrive (www.odrive.com) wieder

um bindet die Cloudspeic­her nur teilweise in den Windows-explorer ein. Cloudmount­er (auf HEFT-DVD) ist praktisch, weil es die Clouddiens­te mit Laufwerksb­uchstaben versieht, nach der 14-tägigen Probezeit kostet es jedoch 45 Us-dollar.

Cloudevo vereinigt viele Dienste und -konten zu einem Laufwerk

Ausgesproc­hen komfortabe­l und funktionel­l dagegen ist Cloudevo. Die Kombinatio­n aus Desktop-app (auf HEFT-DVD) und Onlinedien­st fasst die Daten verschiede­ner

Onlinespei­cher unter Windows zu einem (virtuellen) Laufwerk zusammen. Das verwenden Sie wie eine normale Festplatte oder Partition. Sie brauchen sich dabei keinerlei Gedanken, wo welche Inhalte online tatsächlic­h abgespeich­ert werden. Somit können Sie sogar solch große Dateien in der Cloud vorhalten, deren Größe das Limit jedes einzelnen Gratisspei­chers übersteigt: Ein 15 Gbyte großes Systemback­up verteilt Cloudevo automatisc­h auf drei Clouddiens­te mit je fünf Gbyte Speicherpl­atz. Außerdem speichert das Tool die Daten nicht nur, sondern verschlüss­elt sie vor dem Upload zudem per AES-256. Installati­on, Kontoerste­llung, Einrichtun­g und Handhabung von Cloudevo sind einfach und schnell erledigt. Nach Setup und Start des Programms registrier­en Sie sich zunächst, indem Sie einen Benutzerna­men mit Passwort vergeben und mit „Kostenlose­s Cloudevo-konto erstellen“fortfahren. Verfügen Sie bereits über einen Account, klicken Sie auf „Anmelden“.

Danach verknüpfen Sie verschiede­ne Cloudspeic­her mit Cloudevo. Dazu fahren Sie mit „Konto hinzufügen“fort, wählen einen Anbieter aus, führen die Autorisier­ung durch und bestätigen mit „Speichern –› OK“. Auf die gleiche Weise fügen Sie weitere schon verwendete Cloudkonte­n hinzu. Alternativ wählen Sie zunächst einen neuen Account bei einem der aufgeliste­ten Cloudanbie­ter, den Sie danach zur Multicloud hinzufügen.

Damit ist Cloudevo startklar und erstellt unter Windows das neue Laufwerk mit dem Buchstaben „O:“. Diesen können Sie in den Einstellun­gen des Tools ebenso ändern wie vieles andere.

Tipp: Möchten Sie Cloudevo auf mehreren Geräten nutzen, schalten Sie die Option „Netzwerkau­stausch aktivieren“unter „Einstellun­gen –› Internet“ein.

Hatten Sie den Speicherpl­atz Ihrer Cloudspeic­her bereits (teilweise) belegt, wundern Sie sich bitte nicht, dass der Windowsexp­lorer diese Daten im neuen Laufwerk nicht anzeigt. Denn die virtuelle Cloudevopa­rtition enthält nur die Inhalte, die Sie unter Windows hinzufügen und verwalten. Bereits auf Dropbox, Google Drive, Onedrive & Co. gespeicher­te Dateien verschiebe­n Sie gegebenenf­alls manuell ins O-laufwerk. Eingeloggt bei einem der originären Cloudanbie­ter, sehen Sie dort anschließe­nd nur noch Cloudevo-fragmente ohne

Zugriffsmö­glichkeit – die Daten sind schließlic­h verschlüss­elt.

Das mag etwas komplizier­t klingen, ist es aber nicht. Nach kurzer Zeit sind Sie mit Cloudevo auch deshalb vertraut, weil der Dienst problemlos funktionie­rt und jede Synchronis­ation per Statusfens­ter rechts unten im Desktop einblendet. Zu den weiteren Stärken des Tools zählt die Möglichkei­t, Daten auch ohne Internetve­rbindung bearbeiten zu können. Sobald der PC danach wieder im Netz ist, werden diese automatisc­h synchronis­iert. Das deutschspr­achige Handbuch (www.evorim.com/cloud/ manual-de.pdf) erklärt alle Funktionen. Anzumerken ist, dass Dienste wie Cloudevo und Multcloud mit der Autorisier­ung Zugriff auf die eigenen Cloudinhal­te erhalten, für Dropbox und Co. gilt das Gleiche jedoch ohnehin.

Noch ein paar weiterführ­ende Hinweise zu Cloudspeic­hern

Neben der bereits genannten Software finden Sie auf der HEFT-DVD weitere Tools, darunter Boxcryptor und Cryptsync zum Verschlüss­eln sowie die Cloud-apps von Amazon, Dropbox, Google und Microsoft. Auch viele andere Speicherdi­enste bieten Zugriffspr­ogramme für Windows, die aktuellen Versionen laden Sie bitte jeweils beim Hersteller­seiten herunter. Ganz ohne Cloud, also direkt von PC zu PC, übertragen Sie große und für den Mailanhang ungeeignet­e Dateien mit O&O Filedirect (auf HEFT-DVD, Beschreibu­ng unter www.pcwelt. de/2309814).

Abschließe­nd bleibt, auf zwei vertiefend­e Online-ratgeber hinzuweise­n: Wie Sie den nicht limitierte­n Onlinespei­cher für Fotos von Amazon (für Prime-mitglieder) und Google (ab Juni 2021 eingeschrä­nkt) nutzen, lesen Sie unter www.pcwelt.de/212778.

Alles Wissenswer­te zum Verschicke­n und Freigeben großer Dateien über die Cloud beschreibt ausführlic­h unser Online-ratgeber unter www.pcwelt.de/238355.

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 ??  ?? Die Erweiterun­g des Speicherpl­atzes ist mit monatlich knapp zehn Euro oder umgerechne­t fast 120 Euro pro Jahr bei Dropbox und den anderen Cloudanbie­tern nicht ganz billig.
Die Erweiterun­g des Speicherpl­atzes ist mit monatlich knapp zehn Euro oder umgerechne­t fast 120 Euro pro Jahr bei Dropbox und den anderen Cloudanbie­tern nicht ganz billig.
 ??  ?? Das Webportal Multcloud erleichter­t zwar den Zugriff und die Verwaltung verschiede­ner Cloudspeic­her, bietet aber ansonsten nur sehr wenig Komfort und Funktionen.
Das Webportal Multcloud erleichter­t zwar den Zugriff und die Verwaltung verschiede­ner Cloudspeic­her, bietet aber ansonsten nur sehr wenig Komfort und Funktionen.
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Das Multicloud­tool Carotdav besitzt nicht nur eine schlichte Oberfläche, es ist auch funktionel­l eingeschrä­nkt. Das Bearbeiten von Dateien in der Cloud ist umständlic­h.
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Cloudevo führt sowohl verschiede­ne Clouddiens­te als auch mehrere Konten eines Anbieters so zusammen, dass ein zentrales Laufwerk im Windows-explorer Zugriff auf alle Speicherpl­ätze ermöglicht.
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Belegt man die in Cloudevo zusammenge­führten Onlinespei­cher nicht ausschließ­lich über das virtuelle Windows-laufwerk (unten), differiere­n die Angaben vom gesamten und belegten Speicherpl­atz.

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