100 Gbyte gratis in der Multicloud
Wer für Zusatzspeicher nicht zahlen möchte, fasst mehrere Dienste und Konten zusammen
Jede Festplatte verfügt über eine begrenzte Kapazität. Wer mehr Daten speichern möchte, benötigt einen zusätzlichen oder größeren Datenträger. Ähnlich verhält es sich bei den Cloudspeichern, die in der Gratisvariante ziemlich schnell voll sind: Kostenlos stellen die Anbieter nur zwischen zwei und 15 Gbyte zur Verfügung. Im Vergleich zu einer Magnetfestplatte ist das „fast nichts“. Mehr Speicherplatz und weitere Funktionen kosten Gebühren. Das ist die bequemste Variante und auch zu empfehlen, sofern man die Extras nutzen möchte und bereit ist, die Kosten zu tragen. Diese betragen für ein oder zwei Tbyte Speicherplatz etwa 100 Euro pro Jahr.
Wer dagegen mit 100 Gbyte nur etwas mehr Platz benötigt und sich die Ausgabe sparen möchte, kann mehrere freie Cloudspeicher nutzen und diese miteinander verbinden. Wie das funktioniert und wie Sie schnellen Zugriff auf alle Inhalte bekommen, erklärt dieser Workshop.
Dropbox startete vor gerade einmal zehn Jahren
Der Us-dienst Dropbox steht geradezu als Synonym für Onlinespeicher, Datensynchronisation und -austausch, dabei startete der Service erst vor genau zehn Jahren. Davor musste man größere Dateien, die sich nicht per E-mail verschicken ließen, von Hand auf Usb-sticks, mobilen Festplatten oder CDS/DVDS speichern und transportieren. Inzwischen erledigen Dropbox & Co. das längst automatisch. Probleme bei der Synchronisierung oder mit verschiedenen Dateiversionen gibt es dabei praktisch nicht, es „funktioniert einfach“.
Hinzu kamen im Laufe der Jahre immer neue Funktionen, darunter die Frei- und Weitergabe der Daten per Link und die Zusammenarbeit an gemeinsam genutzten Dateien. So weit, so schön. Klar ist jedoch auch, dass die Cloudanbieter Geld verdienen möchten, und zwar über ihre kostenpflichtigen Abonnements für Zusatzspeicher und -funktionen. Hinzu kommt manch weitere Einschränkung der Gratisvarianten. So limitierte Dropbox im Frühjahr 2019 das kostenlose Basiskonto auf drei Geräte. Wer mehr PCS, Smartphones und Tablets synchronisieren und sich nicht jedes Mal anund wieder abmelden möchte, muss zahlen. Alternativ lösen Sie die Sperre ganz legal mit einem technischen Kniff, wie der Kasten auf Seite 52 erläutert.
„Die Beschränkung des Dropbox-basiskontos auf drei Geräte lässt sich ganz einfach und legal überlisten.“
Multicloud mit schnellem Zugriff auf sämtliche Cloudspeicher
Unter Multicloud versteht man im privaten Umfeld das Kombinieren mehrerer Clouddienste mit zentralem Zugriff. Das lästige Einloggen bei verschiedenen Anbietern entfällt dabei, außerdem lassen sich mehrere Gratis-accounts gleichen Typs zu mehr Speicherplatz zusammenführen. Ein Beispiel: Jeweils ein Konto bei Amazon, GMX, Telekom und Web.de sowie zwei bei Dropbox und Microsoft summieren sich bereits auf 60 bis 100 Gbyte. Abhängig davon, wann die Konten erstellt wurden und ob zwischenzeitlich die eine oder andere Option zum Aufstocken genutzt wurde. Für die komfortable Gratisnutzung ist das schon ganz ordentlich!
Realisieren lässt sich die Multicloud online im Browser, über eine Desktopsoftware oder die Kombination aus beidem. Online bietet sich der Dienst Multcloud (www.mult cloud.com – ohne „i“) an, der in der Basisversion kostenlos und schnell eingerichtet ist. Nach dem Erstellen eines Kontos loggen Sie sich bei Multcloud ein, stellen im Browserfenster die Sprache auf Deutsch um und klicken links oben auf „Hinzufügen von Clouds“. Zur Auswahl stehen unter anderem Google Drive, Dropbox, Microsoft Onedrive und Web.de. Beim Hinzufügen eines Services müssen Sie Multcloud jeweils ausdrücklich den Zugriff gestatten, je nach Dienst und Einstellung ist dazu ein zweiter Faktor erforderlich.
Zugriff auf die Cloudinhalte erhalten Sie über die Liste links im Fenster. Dabei ist einschränkend anzumerken, dass Multcloud zwar Verwaltung und Zugriff erleichtert, die einzelnen Dienste jedoch nicht zu einem zentralen Speicher zusammenführt. Defizite zeigen auch die Desktoptools Carotdav, Odrive und Cloudmounter für den Windowspc. Carotdav (auf HEFT-DVD) bietet zwar
Zugriff auf verschiedene Clouddienste, erlaubt aber keinerlei Bearbeitung der Dateien in der Cloud, Sie müssen sie also erst lokal speichern. Odrive (www.odrive.com) wieder
um bindet die Cloudspeicher nur teilweise in den Windows-explorer ein. Cloudmounter (auf HEFT-DVD) ist praktisch, weil es die Clouddienste mit Laufwerksbuchstaben versieht, nach der 14-tägigen Probezeit kostet es jedoch 45 Us-dollar.
Cloudevo vereinigt viele Dienste und -konten zu einem Laufwerk
Ausgesprochen komfortabel und funktionell dagegen ist Cloudevo. Die Kombination aus Desktop-app (auf HEFT-DVD) und Onlinedienst fasst die Daten verschiedener
Onlinespeicher unter Windows zu einem (virtuellen) Laufwerk zusammen. Das verwenden Sie wie eine normale Festplatte oder Partition. Sie brauchen sich dabei keinerlei Gedanken, wo welche Inhalte online tatsächlich abgespeichert werden. Somit können Sie sogar solch große Dateien in der Cloud vorhalten, deren Größe das Limit jedes einzelnen Gratisspeichers übersteigt: Ein 15 Gbyte großes Systembackup verteilt Cloudevo automatisch auf drei Clouddienste mit je fünf Gbyte Speicherplatz. Außerdem speichert das Tool die Daten nicht nur, sondern verschlüsselt sie vor dem Upload zudem per AES-256. Installation, Kontoerstellung, Einrichtung und Handhabung von Cloudevo sind einfach und schnell erledigt. Nach Setup und Start des Programms registrieren Sie sich zunächst, indem Sie einen Benutzernamen mit Passwort vergeben und mit „Kostenloses Cloudevo-konto erstellen“fortfahren. Verfügen Sie bereits über einen Account, klicken Sie auf „Anmelden“.
Danach verknüpfen Sie verschiedene Cloudspeicher mit Cloudevo. Dazu fahren Sie mit „Konto hinzufügen“fort, wählen einen Anbieter aus, führen die Autorisierung durch und bestätigen mit „Speichern –› OK“. Auf die gleiche Weise fügen Sie weitere schon verwendete Cloudkonten hinzu. Alternativ wählen Sie zunächst einen neuen Account bei einem der aufgelisteten Cloudanbieter, den Sie danach zur Multicloud hinzufügen.
Damit ist Cloudevo startklar und erstellt unter Windows das neue Laufwerk mit dem Buchstaben „O:“. Diesen können Sie in den Einstellungen des Tools ebenso ändern wie vieles andere.
Tipp: Möchten Sie Cloudevo auf mehreren Geräten nutzen, schalten Sie die Option „Netzwerkaustausch aktivieren“unter „Einstellungen –› Internet“ein.
Hatten Sie den Speicherplatz Ihrer Cloudspeicher bereits (teilweise) belegt, wundern Sie sich bitte nicht, dass der Windowsexplorer diese Daten im neuen Laufwerk nicht anzeigt. Denn die virtuelle Cloudevopartition enthält nur die Inhalte, die Sie unter Windows hinzufügen und verwalten. Bereits auf Dropbox, Google Drive, Onedrive & Co. gespeicherte Dateien verschieben Sie gegebenenfalls manuell ins O-laufwerk. Eingeloggt bei einem der originären Cloudanbieter, sehen Sie dort anschließend nur noch Cloudevo-fragmente ohne
Zugriffsmöglichkeit – die Daten sind schließlich verschlüsselt.
Das mag etwas kompliziert klingen, ist es aber nicht. Nach kurzer Zeit sind Sie mit Cloudevo auch deshalb vertraut, weil der Dienst problemlos funktioniert und jede Synchronisation per Statusfenster rechts unten im Desktop einblendet. Zu den weiteren Stärken des Tools zählt die Möglichkeit, Daten auch ohne Internetverbindung bearbeiten zu können. Sobald der PC danach wieder im Netz ist, werden diese automatisch synchronisiert. Das deutschsprachige Handbuch (www.evorim.com/cloud/ manual-de.pdf) erklärt alle Funktionen. Anzumerken ist, dass Dienste wie Cloudevo und Multcloud mit der Autorisierung Zugriff auf die eigenen Cloudinhalte erhalten, für Dropbox und Co. gilt das Gleiche jedoch ohnehin.
Noch ein paar weiterführende Hinweise zu Cloudspeichern
Neben der bereits genannten Software finden Sie auf der HEFT-DVD weitere Tools, darunter Boxcryptor und Cryptsync zum Verschlüsseln sowie die Cloud-apps von Amazon, Dropbox, Google und Microsoft. Auch viele andere Speicherdienste bieten Zugriffsprogramme für Windows, die aktuellen Versionen laden Sie bitte jeweils beim Herstellerseiten herunter. Ganz ohne Cloud, also direkt von PC zu PC, übertragen Sie große und für den Mailanhang ungeeignete Dateien mit O&O Filedirect (auf HEFT-DVD, Beschreibung unter www.pcwelt. de/2309814).
Abschließend bleibt, auf zwei vertiefende Online-ratgeber hinzuweisen: Wie Sie den nicht limitierten Onlinespeicher für Fotos von Amazon (für Prime-mitglieder) und Google (ab Juni 2021 eingeschränkt) nutzen, lesen Sie unter www.pcwelt.de/212778.
Alles Wissenswerte zum Verschicken und Freigeben großer Dateien über die Cloud beschreibt ausführlich unser Online-ratgeber unter www.pcwelt.de/238355.