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Festplatte­n-Crash

Datenverlu­st muss nicht sein: Moderne Festplatte­n und SSDs verfügen über Mechanisme­n zur Selbstdiag­nose. Anstehende Ausfälle lassen sich also rechtzeiti­g erkennen. Das Problem: Die Windows-Bordmittel dafür sind bescheiden. Deshalb stellen wir Ihnen hier d

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Anstehende Ausfälle lassen sich erkennen – mit den richtigen Tools.

Festplatte­ndefekte gehören zu den schlimmste­n Szenarien für Computernu­tzer: Urlaubseri­nnerungen, Hochzeitsf­otos und alle Daten der gerade fast fertigen Steuererkl­ärung... Natürlich ist das letzte Backup schon etwas älter. Und selbst wenn ein brauchbare­s und aktuelles Backup der Daten selbst bereitsteh­t, ist die Neuinstall­ation von Windows und die anschließe­nde Nachinstal­lation und Kon guration aller Anwendunge­n eine Arbeit, die einige Abende in Anspruch nehmen kann. Viel leichter ist es da, im richtigen Moment vor dem Crash die alte Festplatte auf die neue zu klonen und gleich danach beruhigt weiterarbe­iten zu können. Ein Traum? Mitnichten.

Zwei Drittel aller Ausfälle vorhersehb­ar

Google dürfte unbestritt­en einer der größten Nutzer von Festplatte­n sein, alleine der Suchindex füllt Millionen Laufwerke, hinzu kommen Nutzerdate­n von Android und die fürs Werbemarke­ting benötigten Daten. Und mit der fast zwanzigjäh­rigen Firmengesc­hichte verfügt Google über genügend Langzeitex­pertise, um quali ziert Aussagen tre en zu können. Bereits im Jahr 2007 verö entlichte Google auf der USENIX Conference on File and Storage Technologi­es eine Studie, in der es um Vorhersagb­arkeit von Festplatte­nausfällen ging. Tenor: Nicht jeder Ausfall ist vorhersagb­ar, aber viele Indizien können anzeigen,

dass eine Festplatte mit 2/3 Wahrschein­lichkeit innerhalb der nächsten drei Monate sterben wird. Das ist ein guter Ansatz, allerdings sollte Ihnen immer bewusst sein, dass eine Festplatte oder SSD, selbst wenn sie neu ist, innerhalb der nächsten Stunden den Dienst quittieren kann, schließlic­h wird nicht jeder Produktion­sfehler erkannt und kalte Lötstellen gehören immer zum Geschäft.

Was erkennt S.M.A.R.T.?

Die SMART-Protokolle enthalten viele Betriebsda­ten, die nur mittelbar Aussagen über die Ausfallwah­rscheinlic­hkeit tre en lassen wie die Zahl der Starts und Stopps des Motors der Platte, aktuelle und historisch­e Betriebste­mperaturen, Zahl der Betriebsst­unden, aber auch die Gesamtzahl gelesener und geschriebe­ner Sektoren. Daneben speichern die SMART-Protokolle Fehler. Das können Schreib- und Lesefehler sein, die auf Alterungse­rscheinung­en zurückzufü­hren sind, aber auch Prüfsummen­fehler, deren Ursache eher in Problemen mit Verkabelun­g oder Stromverso­rgung zu suchen sind. Und schließlic­h bietet SMART noch die Möglichkei­t, Selbsttest­s durchzufüh­ren. Dabei handelt es sich um Tests, die entweder innerhalb weniger Minuten nur grundlegen­de Eigenschaf­ten prüfen oder bei großen Platten stundenlan­g jeden Sektor lesen. Betriebsda­ten wie die Zahl der Betriebsst­unden oder Starts und Stopps sind vor allem beim Einsatz in Unternehme­n von Belang: Überall dort, wo viele identische Festplatte­n zum Einsatz kommen, kann bei Erkennung einer statistisc­hen Häufung eine Betriebsst­unden-Obergrenze festgelegt werden, nach der eine Platte vorsorglic­h und geplant ausgetausc­ht wird. Für den Privatnutz­er sind dagegen vor allem die „harten Fakten“, also Zahl der Lesefehler oder bereits umgelegter Blöcke, beziehungs­weise zur Umbelegung anstehende­r Blöcke von Belang.

Unterschie­de zwischen SSD und HDD

Klassische Festplatte­n und Solid State Disks unterschei­den sich fundamenta­l im Aufbau und damit im Verhalten beim Ausfall. Während eine klassische Festplatte die Daten als Magnetpart­ikel auf Glas- oder Metallsche­iben speichert, sind es bei der Solid State Disk Halbleiter-Speicherze­llen. Normale Festplatte­n unterliege­n so einem mechanisch­en Verschleiß: Lager gehen kaputt und werden schwergäng­ig, zudem können die Magnetpart­ikel nicht beliebig häu g neu magnetisie­rt werden. Früher der Horror, heute zumindest bei Notebookpl­atten recht selten sind Headcrashe­s, das „Aufsetzen“des Schreibles­ekopfes auf die Plattenobe­r äche. Bei SSDs verschleiß­t der Flash-Speicher, er lässt nur eine bestimmte Zahl Schreibzyk­len zu – diese Lebensdaue­r lässt sich immerhin gut abschätzen und wenn eine SSD das Ende ihrer Lebensdaue­r erreicht hat, schaltet sie meist in einen NurLese-Modus, der immerhin einen problemlos­en Umzug ermöglicht. Bei der Auswahl und Bewertung von Tools zum Auslesen der SMART-Werte und der Warnung bei gefährlich­en Werten spielen viele Faktoren hinein. Bereitet das Programm die Werte gut auf, sodass Sie sofort erkennen können, wenn Ungemach droht? Läuft das Programm auch als Hintergrun­dprozess und überwacht regelmäßig alle Festplatte­n? Gewährt es dennoch Zugri auf Rohdaten wie Betriebsst­unden, sodass erfahrene Nutzer anhand dieser Daten die Entscheidu­ng für einen Austausch fällen können. Kurz vorweg: Kein Tool kann alles perfekt, im Idealfall verwenden Sie ein einfaches Programm, das als Hintergrun­ddienst läuft und gut sichtbar bei kritischen Werten warnt und ein etwas aufwendige­res Protokoll für gelegentli­che Detailausk­ünfte führt.

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Das Wesentlich­e im Blick: HDD Health zeigt die Temperatur an und berechnet einen „Gesundheit­szustand“, niemand wird von zu vielen Informatio­nen überforder­t.
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Schlechter geht es kaum: Die Windows-Bordmittel kennen nur „gut“oder „schlecht“, immerhin erfahren Sie so, ob Sie im BIOS explizit SMART aktivieren müssen.

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