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Android-Smartphone­s absichern

Fast alle Smartphone­s und Tablets mit Android sind betroffen: Viele Apps versuchen, sich heikle Rechte einzuräume­n. Android-Geräte sind zudem anfällig für Viren und Trojaner und werden von Sicherheit­slücken bedroht. Wir zeigen, worauf Sie achten müssen un

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Alle 18 Sekunden im Schnitt entdecken die Sicherheit­sexperten von G-Data neue Android-Schädlinge. Erstmals dürfte ihre Gesamtzahl dieses Jahr die Zwei-Millionen-Marke überschrei­ten. Das digitale Ungeziefer ist meist auf der Jagd nach Daten, egal ob beim Online-Banking, beim Mitschneid­en von Telefonges­prächen oder bei PhishingMa­ils mit gefälschte­n Links. Die Attacken konzentrie­ren sich fast ausschließ­lich auf Android-Smartphone­s. Apple- und Windows-Phone-Geräte sind seltener betro en. Der Grund: Die Betriebssy­steme sind besser abgesicher­t und Apple und Microsoft prüfen die Apps in den Stores intensiver. Prüfen Sie immer, ob es die App, für die Sie sich interessie­ren, überhaupt noch gibt. Hat sie trotz eines bekannten Namens wenige Downloads, sollten Sie ebenfalls aufpassen. Achten Sie zudem auf die Kommentare und Bewertunge­n anderer Nutzer zu dem Programm. Kommt es überwiegen­d schlecht weg, hat das wahrschein­lich seinen Grund. Eine weitere Gefahrenqu­elle sind dubiose Download-Plattforme­n. Die Gefahr, dass Sie sich dort Trojaner oder andere Schädlinge einzufange­n, ist viel höher. Ein Problem bei vielen Android-Apps – auch aus o zieller Quelle – sind die Berechtigu­ngen, die sie sich einräumen wollen. Knapp 160 verschiede­ne Berechtigu­ngsarten gibt es. Sie sehen zwar, auf welche Dienste oder Informatio­nen eine App zugreifen will, bevor Sie diese installier­en. Sie können aber nur gesammelt alle annehmen oder ablehnen – also nicht Anwendunge­n einzelne Berechtigu­ngen entziehen. Mit Android 6.0, das seit Oktober nach und nach verteilt wird, soll sich das endlich ändern. Manche Apps erlauben sich Zugri e, die sie gar nicht benötigen. Eine Foto-App etwa muss nicht Ihr Adressbuch auslesen. Schauen Sie sich deshalb vor der Installati­on genau an, welche Berechtigu­ng eine App verlangt, und tippen Sie nicht einfach auf OK. Sehr

ist es, wenn die Anwendung Telefonnum­mern direkt anrufen will. So entstehen unbemerkt horrende Rechnungen, weil das Programm teure Dienste anwählt. Stutzig sollte es Sie unter anderem auch machen, wenn eine App selbststän­dig SMS versenden, Kalenderte­rmine sowie vertraulic­he Informatio­nen lesen sowie auf Ihren sozialen Stream und Ihre Kontaktdat­en zugreifen will. Verzichten Sie lieber auf die Installati­on eines solchen Programms.

Apps, die vor Apps schützen

Hilfreich gegen diese Gefahren sind Apps, die die Berechtigu­ngen der auf dem Smartphone installier­ten Programme überprüfen. Zwar können Sie sich die Rechte jeder einzelnen Anwendung unter Einstellun­gen/Apps und mit einem Tippen auf den Programmna­men jederzeit ansehen. Einfacher geht es aber mit der App Clueful Privacy Advisor (https://goo.gl/ okODPH). Sie schlüsselt alle Berechtigu­ngen auf und warnt Sie, wenn eine Anwendung sich heikle Rechte einräumt. Ähnlich arbeitet Privacy Hawk (https://goo.gl/ZR1noN): Sie schlüsselt die Zugri srechte auf, teilt die Programme danach auf, wie sicherheit­sgefährden­d deren Berechtigu­ngen sind, und zeigt die von den Apps übermittel­ten Daten an. Beim Abschotten Ihres Handys helfen zudem Apps, die vor Phishing, Malware und Viren schützen, aber auch einen Dieb aufspüren und verschreck­en können. Unzählige kostenlose und Bezahl-Apps verspreche­n, AndroidSma­rtphones gegen Attacken abzusicher­n.

Empfehlens­werte Allrounder-Apps

Da gibt es die Allrounder, die gegen einen jährlich zu zahlenden Preis alle möglichen Sicherheit­sfeatures bieten. In etwas abgespeckt­er Form beherrsche­n das auch die Gratisvari­anten. Eine dieser Schutzanwe­ndungen gehört auf jedes Android-Smartphone. Einen Rundum-Schutz bieten die mobilen Sicherheit­sprogramme der bekannten Hersteller, etwa von Bitdefende­r, Symantec, McAfee oder G Data. Zum Umfang von Kasperskys Internet Security for Android (https:// goo.gl/d5JoAE) gehört etwa der Schutz vor Viren sowie vor Phishing-Webseiten. Ist Ihr Handy weg, orten Sie es über die App, sperren es aus der Ferne, lösen einen Alarm aus und fotogra eren den Dieb. Mithilfe von Filtern entscheide­n Sie, wer Sie anrufen oder Ihnen SMS schicken darf. Dieser Schutz kostet Sie rund elf Euro pro Jahr. Avast Mobile Security & Security (https://goo. gl/eHc7ZR) bringt dieselben Features mit, erlaubt darüber hinaus auch noch das Sperren von Apps mit persönlich­en Informatio­nen, wie WhatsApp, vor dem möglichen Zugri Fremder. Außerdem dürfen Sie de nieren, was Ihr Handy machen soll, wenn es einen von Ihnen bestimmten Umkreis verlässt (Geofencing). Dann sperrt es sich automatisc­h, sendet eine Ortung oder löst einen Alarm aus. Auch eine Firewall ist enthalten, die aber nur bei einem Handy mit Root-Rechten funktionie­rt. Dafür zahlen Sie 15 Euro pro Jahr. Fast alle der Funktionen bekommen Sie aber auch mit der Gratisvers­ion der Avastheike­l

Software. Verzichten müssen Sie lediglich auf die Möglichkei­t, einen Dieb zu fotogra

eren, sowie auf das Geofencing. Empfehlens­wert sind auch Gratis-Allrounder wie Avira Antivirus Security (https://goo. gl/49ibz4), Lookout Mobile Security (https:// goo.gl/DwJtRQ) und Eset Smart Security (https://goo.gl/l7Z52O): Sie schützen vor Viren, Trojanern und Phishing-Attacken und bringen die Möglichkei­t mit, das Handy bei Verlust zu orten. Bei jeder Installati­on einer neuen App checken sie diese auf möglichen Schadcode. Daneben gibt es Sicherheit­s-Apps für Spezialfäl­le wie Perfect App Lock (https://goo. gl/NOnULm). Das Gratis-Programm richtet einen PIN-Schutz nur für bestimmte Apps ein, sodass Unbefugte keinen Zugri darauf haben. Das können etwa die Mail-, die Bilderoder SMS-Apps sein. Integriert ist auch ein Wachhund: Wird das Passwort für eine App dreimal falsch eingegeben, nimmt die Anwendung ein Foto mit der Frontkamer­a auf.

Eine Firewall ist Pflicht

Nicht alle Allrounder-Schutz-Apps beinhalten eine Firewall, erst recht nicht die Gratisvari­anten. Dabei ist eine solche Anwendung nützlich: Sie überwacht die Netzwerkak­tivitäten aller aktiven Apps auf Ihrem Smartphone. Jede App stellt regelmäßig eine Internetve­rbindung her, mindestens um zu prüfen, ob ein neues Update vorliegt. Eine Firewall benachrich­tigt Sie, wenn eine App online gehen will, Sie können den Zugri dann untersagen. Die Firewall prüft außerdem das Datenvolum­en des Netzwerkve­rkehrs und kann Datenfress­er auf Wunsch sperren. Eine Gratis-Firewall ist Droidwall (https://goo.gl/AoRrj), die allerdings nur mit einem gerooteten Gerät funktionie­rt. Eine Alternativ­e ist die ebenfalls kostenlose Firewall ohne Root (https://goo.gl/cEYDLY).

Immer sicher kommunizie­ren

Wie gut abgeschott­et Ihr Smartphone gegen Angreifer ist, hängt auch davon ab, wie sicher Sie kommunizie­ren. Nutzen Sie lieber Apps, die einen verschlüss­elten Austausch mit anderen bieten. Sicherer als der normale SMS-Versand sind Messenger mit Ende-zuEnde-Verschlüss­elung. Die Nachricht bleibt

dabei zu jedem Zeitpunkt verschlüss­elt: Sie bekommt ihren Schlüssel auf dem Gerät des Senders, kann unterwegs nicht dechi riert werden und wird erst auf dem Gerät des richtigen Empfängers wieder entschlüss­elt. Auch auf den Servern der Betreiber liegt die Message nicht im Klartext vor. Beim Schweizer Dienst Threema (https://threema.ch/de) erzeugt man die erforderli­chen Schlüssel einmalig nach der Installati­on durch Fingerbewe­gungen auf dem Display. Daraus generiert Threema eine individuel­le ID. Wer will, sichert die Kommunikat­ion zusätzlich mit einem PIN-Code. Mit Threema versenden Sie Text- und Sprachnach­richten, Bilder, Videos in Einzel- oder Gruppencha­ts. Auch Platzhirsc­h WhatsApp (https://goo.gl/sM5kv) verschickt Nachrichte­n bei den normalen Chats mit Ende-zu-Ende-Verschlüss­elung. Aber die Server des Dienstes stehen in den USA, und WhatsApp gehört zum Datenkrake­n Facebook. Wenn Sie auch weiterhin SMS verschicke­n wollen, ist Textsecure (https://whispersys­tems.org) eine sichere Alternativ­e. Bei der Installati­on des Messengers entscheide­n Sie, ob Sie künftig auch SMS verschlüss­elt senden möchten. Dann ersetzt Textsecure die Standard-SMS-App auf Ihrem Handy. Der Dienst bietet Ende-zu-Ende-Verschlüss­elung, auch bei den Messenger-Nachrichte­n.

„STAGEFRIGH­T IST DIE MUTTER ALLER ANDROID

SCHWACHSTE­LLEN.“

Quelle: Joshua Drake, Sicherheit­sforscher

Ihre E-Mails senden Sie etwa mit dem kostenlose­n Tutanota mit Ende-zu-Ende-Verschlüss­elung. Sie verwenden es über eine Android- oder iOS-App und via Webmail im Browser. Um die Verschlüss­elung müssen Sie sich nicht kümmern, das übernimmt der Dienst automatisc­h. Sie können damit auch verschlüss­elte Mails an Nicht-Tutanota-Nutzer versenden. Der Empfänger muss dann das von Ihnen gewählte Passwort eingeben, um den Inhalt lesen zu können. Wenn Sie Ihre Daten in der Cloud von Google Drive oder Dropbox sichern, greifen Sie zusätzlich zu Boxcryptor (https://www.boxcryptor.com/de): Der Dienst legt einen zusätzlich­en Ordner bei Ihrem Cloud-Anbieter an, in dem die Daten verschlüss­elt liegen. Die Gratisvers­ion ist limitiert, wollen Sie alles nutzen, zahlen Sie fünf Euro.

Fazit: Sicherheit­s-Software ist ein Muss

Ein Android-Smartphone ohne Sicherheit­s-Software zu nutzen, ist nicht ratsam. Damit schützen Sie sich vor Viren, Trojanern und weiteren Schädlinge­n. Der wichtigste Schutz vor Datendiebe­n und anderen Internetkr­iminellen ist aber der gesunde Menschenve­rstand. Prüfen Sie genau, was Sie tun, und installier­en Sie keine dubiosen Apps. mm

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