SO STOPPEN SIE DIE TOTALE ERFASSUNG
Viele Anwender opfern bereitwillig ihre Privatsphäre, um etwas mehr Bequemlichkeit zu erhalten. Und dieser Umstand tri t nicht nur bei der Verwendung des Smartphones mit scheinbar kostenlosen Apps zu. Auch am PC oder Notebook surfen Sie schon lange nicht mehr allein. Sobald Sie den Browser ö nen, erstellen diverse Online-Unternehmen ein Pro l von Ihnen – oder ergänzen Ihre bereits bestehende „Akte“mit zusätzlichen Informationen. Immerhin scheint es noch nicht allen Anwendern komplett egal zu sein, wenn ihr Verhalten im Internet möglichst umfassend protokolliert und weiterverkauft wird. Und tatsächlich gibt es sogar einen gesetzlichen Anspruch auf Privatsphäre, die sich auch auf das eige- ne Surfverhalten bezieht. Das Bundesverfassungsgericht hat diesen Anspruch sogar in den Status eines Grundrechts („Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung“) erhoben. Leider lässt sich dieses Recht im Einzelfall nur sehr schwer durchsetzen. Deshalb gilt: Wer sich aktuell im Internet bewegt und seine Privatsphäre wahren möchte, muss diesen Anspruch mit eigenen Mitteln durchsetzen. Die folgenden Tipps helfen Ihnen dabei, sich trotz allgegenwärtiger Überwachung und Spionage weitgehend unerkannt im Internet zu bewegen.
TIPP 1 Welche Spuren im Internet verraten etwas über Ihre Identität?
Webseiten und Dienste, die Ihnen im Internet nachstellen und ein Pro l von Ihnen erfassen möchten, nutzen hierzu vor allem drei wichtige Angri spunkte oder Methoden. Häu g werden diese Methoden auch in Kombination angewandt. Die erste Methode besteht in der Registrierung der IPAdresse Ihres Internetzugangs. Sobald Sie mit einem PC oder Notebook im Internet unterwegs sind, nutzt dieses Gerät die ö entliche IP-Adresse Ihres InternetRouters. Die IP-Adresse bekommt Ihr Router für mindestens einen vollen Tag von Ihrem Provider zugewiesen. Manche Provider vergeben die IP-Adressen auch über einen längeren Zeitraum. Für den Zeitraum, in welchem Ihr Router dieselbe ö entliche IP-Adresse besitzt, sind Sie über diese IP-Adresse als derselbe Nutzer identi zierbar. Die IP-Adresse sagt zudem aus, von welchem Provider diese herausgegeben wurde. Hinzu kommt, dass die meisten Provider mehrere Wochen bis Monate lang speichern, welchem ihrer Kunden sie über welchen Zeitraum welche IP-Adresse zugewiesen haben. Diese verdachtsunabhängige Überwachung aller Bürger mit Online-Zugang („Vorratsdatenspeicherung“) wurde erst kürzlich wieder von der großen
Koalition eingeführt, weil damit die Verfolgung von Straftätern erleichtert werden soll. Dass hierbei die Verbindungsdaten aller, überwiegend unbescholtener Bürger „vorsorglich“gespeichert werden, wird billigend in Kauf genommen. Die zweite Identi zierungsmethode besteht im Speichern von Cookies. Cookies sind kleine Textdateien, die eine besuchte Webseite zusätzlich auf Ihren Rechner herunterlädt. Wenn Sie diese Webseite später wieder besuchen, kann diese Sie aufgrund des abgelegten Cookies identi zieren – auch wenn Sie inzwischen mit einer neuen IP-Adresse im Web unterwegs sind. Die dritte Methode, die Ihnen Ihre Privatsphäre im Internet stiehlt, nennt sich „Fingerprinting“. Hierbei tragen Websites durch Anfragen über HTTP und JavaScript möglichst viele Detail-Informationen von Ihrem Rechner samt Browser zusammen bis hin zu den Versionsnummern der installierten Browser-Plug-ins. In der Summe kann damit meist ein eindeutiges Pro l erstellt werden, mit dem Sie auch bei folgenden SurfAus ügen sicher identi ziert werden können.
TIPP 2 Öffentliche IP-Adresse mithilfe eines VPN-Dienstes verschleiern
Die derzeit sicherste Methode, seine ö entliche IPAdresse zu verschleiern, ist die Nutzung eines vertrauenswürdigen VPN-Anbieters. Hierbei bauen Sie eine verschlüsselte Verbindung, auch „VPN-Tunnel“genannt, zum VPN-Server des VPN-Anbieters auf. Von diesem erhalten Sie dann eine neue, ö entliche IP-Adresse, mit der Sie dann o ziell im Internet unterwegs sind. Alle Webseiten und Online-Dienste, die Sie über diese VPN-Verbindung besuchen, sehen nur die IP-Adresse des VPN-Dienstes. Ihre tatsächliche IPAdresse, die Sie von Ihrem Provider erhalten haben, wird nicht weitergereicht. Gleichzeitig kann auch Ihr Provider keine Verbindung zwischen seiner IP-Adresse und der des VPN-Anbieters herstellen. Somit wären Sie auch vor der indirekten staatlichen Überwachung durch die Vorratsdatenspeicherung geschützt. Um jedem Anwender die Nutzung eines VPN-Tunnels möglichst einfach zu machen, bieten die meisten VPNDienste einen VPN-Client an, der nach der Installation auf dem PC oder Notebook sofort einsatzbereit ist. Im Vergleichstest auf den vorangehenden Seiten nden Sie eine Reihe von VPN-Anbietern mit kostenp ichtigen Tarifen. CyberGhost 5, der Spartipp des Tests, bietet zusätzlich eine kostenlose Variante seines Dienstes an, bei der die Übertragungsrate gegenüber dem kostenp ichtigen Angebot etwas herabgesetzt ist und Peer-to-Peer-Dienste sowie Torrent-Downloads nicht erlaubt sind. Für das anonyme Surfen und Mailen im
Internet oder das Streamen von nicht allzu hochau ösenden Videos ist das kostenlose Angebot bestens geeignet. Praktisch: Im Gegensatz zu vielen anderen kostenlosen VPN-Tarifen ist das monatliche Tra c-Budget von CyberGhost nicht begrenzt. Allerdings müssen Sie rund eine Minute warten, bis die Verbindung zum VPNServer aufgebaut ist. Der Workshop auf Seite 79 zeigt, wie Sie die Gratis-Version von CyberGhost verwenden.
TIPP 3 IPv6-Protokoll unter Windows nachträglich deaktivieren
Falls Sie bei der Einrichtung von CyberGhost die Übertragung Ihrer IPv6-Adresse nicht abgeschaltet haben, können Sie diese auch noch nachträglich deaktiveren. Dazu klicken Sie im Programmfenster von CyberGhost rechts oben auf das kleine Zahnrad-Symbol links neben dem Fragezeichen. Das Einstellungen-Menü ö net sich. Gehen Sie rechts oben auf Erweiterte Einstellungen anzeigen, und aktivieren Sie die Registerkarte Verbindung. Setzen Sie ein Häkchen vor die Option IPv6-Protokoll deaktivieren, und bestätigen Sie rechts unten mit einem Klick auf OK. Damit die Änderung wirksam wird, müssen Sie die Verbindung mit CyberGhost zunächst über den runden Schaltknopf trennen und anschließend erneut verbinden. Wichtig: Das IPv6-Protokoll wird nur blockiert, wenn Sie mit dem CyberGhost-VPN verbunden sind.
TIPP 4 Grundsätzliche Sicherheitsmaßnahmen im Browser
Doch hängt Ihre Anonymität nur zum Teil von Ihrer ö entlichen IP-Adresse ab. Über gespeicherte Cookies können Webseiten einen Benutzer ebenfalls eindeutig identi zieren. Lehnen Sie deshalb in den Einstellungen Ihres Browsers Cookies von Drittanbietern grundsätzlich ab, und lassen Sie Ihren Browser gespeicherte Cookies nach dem Schließen komplett löschen. Im aktuellen Firefox sind die Einstellungen hierzu etwas
versteckt: Dazu klicken Sie rechts oben im Browser-Fenster auf das Menü-ö nen-Symbol und wählen die Einstellungen. Im Menü links ö nen Sie nun die Option Datenschutz und gehen im Drop-down-Menü unter Chronik auf die Option nach benutzerde nierten Einstellungen anlegen. Unter Cookies von Drittanbietern akzeptieren wählen Sie die Option nie und unter Behalten, bis wählen Sie die Option Firefox geschlossen wird. Außerdem sollten Sie darauf achten, dass beide Optionen unter Verfolgung von Nutzeraktivitäten aktiviert sind. Richten Sie sich keine Suchmaschine wie Google oder Bing als Startfenster ein, sondern wechseln Sie auf eine Suchmaschine, die keine Pro le Ihrer Suchbegri e anlegt wie zum Beispiel DuckDuckGo. Oder nutzen Sie gleich den privaten Surfmodus Ihres Browsers. Dieser speichert von Haus aus keine Cookies, keine Suchanfragen, keine Chronik und keine temporären Dateien auf Ihrem Rechner. Was Sie ebenfalls grundsätzlich vermeiden sollten, ist die Installation sogenannter Browser-Toolbars, wie sie gerne von Mail-Providern oder diversen Suchmaschinenbetreibern angeboten werden. Über eine Toolbar erhält der Anbieter Ihre gesamte Online-Aktivität auf dem Silbertablett.
TIPP 5 Fingerabdrücke mithilfe von Browser-Add-ons verwischen
Neben dem Tracking durch IP-Adresse und Cookies hat sich das Nachverfolgen einzelner Benutzer mittels Fingerprinting als recht erfolgreich erwiesen. Durch einfaches Abfragen und Scannen lässt sich ein genaues, meist eindeutiges Pro l eines Browsers auf einem bestimmten Rechner erstellen, das dann auch später problemlos wiedererkannt wird. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Nutzer gerade per VPN über einen deutschen, belgischen oder rumänischen VPN-Server surft und auch keine Cookies akzeptiert. Gegen das Fingerprinting helfen bestimmte Sicherheits-Add-ons, die beispielsweise anhand von Positivund Negativ-Listen (engl. Whitelist/Blacklist) entscheiden, welche Anfragen einer Webseite erlaubt und welche verboten sind. Das erste Add-on, das wir Ihnen in diesem Zusammenhang in den „4 Schritten“rechts vorstellen möchten, nennt sich Privacy Badger und legt besonderen Wert auf eine möglichst einfache Nutzung. Das zweite Add-on heißt Secret Agent und bietet eine Fülle diverser Einstellungsmöglichkeiten, von denen wir Ihnen einige im Mini-Workshop auf der vorangehenden Seite vorstellen möchten. Darüber hinaus bietet auch CyberGhost 5 in seinen Einstellungen unter Privacy Control einen grundlegenden Schutz vor Fingerprinting sowie einen Content-Blocker gegen Tracking und Social-Media-Inhalte an, die Sie zusätzlich aktivieren können.