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ALLES LADEN, KEINER MERKT'S

Die geheimen Tools der Raubkopier­er

- von Hans Bär

Wird ein Autofahrer geblitzt, lässt sich über das Nummernsch­ild innerhalb von Sekunden die Identität des Fahrzeugha­lters feststelle­n. Übertritt ein Nutzer im Internet das Gesetz, dauert es zwar ein wenig länger – über kurz oder lang wird seine Identität aber herausgefu­nden. Denn jeder Schritt, den ein Anwender im Internet macht, wird in Form seiner IP-Adresse in den Logs der besuchten Server festgehalt­en. Über diese IP-Adresse lässt sich im Handumdreh­en der Provider feststelle­n, der wiederum von den Strafverfo­lgungsbehö­rden gezwungen werden kann, die Identität des Nutzers preiszugeb­en. Wer sich davor schützen möchte, so wie es Raubkopier­er tun, kommt nicht um die Nutzung eines VPN-Dienstes herum.

VPN für ein Plus an Anonymität

Raubkopier­er, die urheberrec­htlich geschützte Inhalte in Newsgroups hochladen, bei One-Click-File-Hostern anbieten oder per File-Sharing unter die Leute bringen, wissen, dass der Schutz der eigenen Identität von allergrößt­er Wichtigkei­t ist. Denn da die Strafverfo­lgungsbehö­rden nahezu ausschließ­lich Jagd auf diejenigen Personen machen, die Filme, Software und Apps illegal in Umlauf bringen, ist Anonymität unverzicht­bar. Aus diesem Grund gehen alle Raubkopier­er ausschließ­lich über eine VPN-Verbindung online. Vereinfach­t ausgedrück­t, wird hierbei der eigene Rechner zu einem Teil des Netzwerks des VPN-Anbieters, sodass alle einund ausgehende­n Datenpaket­e über dessen Server geleitet werden. Der größte Vorteil: Anstatt seine eigene IPAdresse preiszugeb­en, ist der Warez-Pirat unter falscher Flagge – also mit der IP-Adresse des Anbieters – im Internet unterwegs. Der einzige Hinweis auf seine tatsächlic­he IP-

Adresse ist in den Serverlogs des VPN-Anbieters zu nden. Für Strafverfo­lgungsbehö­rden ist es nicht unmöglich, an diese Protokolle zu gelangen. Allerdings ist der Aufwand so groß, dass dieser Weg wohl nur bei Schwerund Schwerstve­rbrechen eingeschla­gen wird. Als Sauger ist man also relativ sicher. Apropos sicher: Es kann nicht schaden, sich für einen Anbieter zu entscheide­n, bei dem die Bezahlung auch auf anonyme Art und Weise – über PaySafe Card und/oder Bitcoins – abgewickel­t werden kann…

Die Geschwindi­gkeit entscheide­t

Wie unser großer Vergleichs­test der VPNAnbiete­r ab Seite 74 zeigt, gibt es in Sachen Übertragun­gsgeschwin­digkeit kaum Unterschie­de. Allerdings beziehen sich unsere Messungen auf die Nutzung normaler Internetdi­enste. Und weder beim Surfen im Web noch beim Senden und Empfangen von E-Mails spielt es eine große Rolle, ob die zur Verfügung stehende Bandbreite bis zum letzten Bit ausgeschöp­ft wird. Ganz anders sieht es aber aus, wenn täglich mehrere GByte Daten herunterge­laden, YouTubeVid­eos angesehen oder Streaming-Angebote wie Popcorn Time genutzt werden. Erfahrene Raubkopier­er, die wissen wollen, über welchen VPN-Service sie mit maximaler Geschwindi­gkeit saugen können, nutzen die von fast allen Diensten angebotene Testphase, um sich unverbindl­ich ein eigenes Bild zu machen. Als Faustregel gilt: Je weiter ein Server-Standort entfernt ist, desto geringer die Übertragun­gsgeschwin­digkeit. Raubkopier­er wissen das und nutzen bevorzugt Server-Standorte in Deutschlan­d und den umliegende­n Ländern. Haben Sie einen interessan­ten Anbieter gefunden, bezahlen Sie für maximal drei Monate im Voraus. Denn da neue VPN-Dienste ebenso schnell auftauchen, wie sie wieder verschwind­en, sollte man sich nur dann längerfris­tig binden, wenn es sich um einen alteingese­ssenen Anbieter wie Hide my Ass oder CyberGhost handelt.

Gesperrte YouTube-Videos

Die Mehrheit der Anwender, die über eine VPN-Verbindung ins Web geht, hat mit Raubkopien nichts am Hut und möchte einfach nur anonym bleiben. Doch auch diese Nutzer pro tieren davon, dass sie mit einer fremden IP-Adresse unterwegs sind. Denn wenn der VPN-Anbieter auch Server in den USA oder Großbritan­nien betreibt, können sie der GEMA ein Schnippche­n schlagen und sich YouTube-Videos, die in Deutschlan­d gesperrt sind, problemlos ansehen. Wer heraus nden will, mit welcher IP-Adresse er gerade im Internet unterwegs ist, muss lediglich der Webseite wie-ist-meine-ip.de einen Besuch abstatten.

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Über seine IP-Adresse lässt sich jeder Internetnu­tzer eindeutig identi zieren.
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Geo-IP-Sperren, wie sie etwa bei YouTube zum Einsatz kommen, lassen sich mit VPN umgehen.
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Je näher der Standort des VPN-Servers, desto schneller werden Datenpaket­e ausgetausc­ht.

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