ALLES LADEN, KEINER MERKT'S
Die geheimen Tools der Raubkopierer
Wird ein Autofahrer geblitzt, lässt sich über das Nummernschild innerhalb von Sekunden die Identität des Fahrzeughalters feststellen. Übertritt ein Nutzer im Internet das Gesetz, dauert es zwar ein wenig länger – über kurz oder lang wird seine Identität aber herausgefunden. Denn jeder Schritt, den ein Anwender im Internet macht, wird in Form seiner IP-Adresse in den Logs der besuchten Server festgehalten. Über diese IP-Adresse lässt sich im Handumdrehen der Provider feststellen, der wiederum von den Strafverfolgungsbehörden gezwungen werden kann, die Identität des Nutzers preiszugeben. Wer sich davor schützen möchte, so wie es Raubkopierer tun, kommt nicht um die Nutzung eines VPN-Dienstes herum.
VPN für ein Plus an Anonymität
Raubkopierer, die urheberrechtlich geschützte Inhalte in Newsgroups hochladen, bei One-Click-File-Hostern anbieten oder per File-Sharing unter die Leute bringen, wissen, dass der Schutz der eigenen Identität von allergrößter Wichtigkeit ist. Denn da die Strafverfolgungsbehörden nahezu ausschließlich Jagd auf diejenigen Personen machen, die Filme, Software und Apps illegal in Umlauf bringen, ist Anonymität unverzichtbar. Aus diesem Grund gehen alle Raubkopierer ausschließlich über eine VPN-Verbindung online. Vereinfacht ausgedrückt, wird hierbei der eigene Rechner zu einem Teil des Netzwerks des VPN-Anbieters, sodass alle einund ausgehenden Datenpakete über dessen Server geleitet werden. Der größte Vorteil: Anstatt seine eigene IPAdresse preiszugeben, ist der Warez-Pirat unter falscher Flagge – also mit der IP-Adresse des Anbieters – im Internet unterwegs. Der einzige Hinweis auf seine tatsächliche IP-
Adresse ist in den Serverlogs des VPN-Anbieters zu nden. Für Strafverfolgungsbehörden ist es nicht unmöglich, an diese Protokolle zu gelangen. Allerdings ist der Aufwand so groß, dass dieser Weg wohl nur bei Schwerund Schwerstverbrechen eingeschlagen wird. Als Sauger ist man also relativ sicher. Apropos sicher: Es kann nicht schaden, sich für einen Anbieter zu entscheiden, bei dem die Bezahlung auch auf anonyme Art und Weise – über PaySafe Card und/oder Bitcoins – abgewickelt werden kann…
Die Geschwindigkeit entscheidet
Wie unser großer Vergleichstest der VPNAnbieter ab Seite 74 zeigt, gibt es in Sachen Übertragungsgeschwindigkeit kaum Unterschiede. Allerdings beziehen sich unsere Messungen auf die Nutzung normaler Internetdienste. Und weder beim Surfen im Web noch beim Senden und Empfangen von E-Mails spielt es eine große Rolle, ob die zur Verfügung stehende Bandbreite bis zum letzten Bit ausgeschöpft wird. Ganz anders sieht es aber aus, wenn täglich mehrere GByte Daten heruntergeladen, YouTubeVideos angesehen oder Streaming-Angebote wie Popcorn Time genutzt werden. Erfahrene Raubkopierer, die wissen wollen, über welchen VPN-Service sie mit maximaler Geschwindigkeit saugen können, nutzen die von fast allen Diensten angebotene Testphase, um sich unverbindlich ein eigenes Bild zu machen. Als Faustregel gilt: Je weiter ein Server-Standort entfernt ist, desto geringer die Übertragungsgeschwindigkeit. Raubkopierer wissen das und nutzen bevorzugt Server-Standorte in Deutschland und den umliegenden Ländern. Haben Sie einen interessanten Anbieter gefunden, bezahlen Sie für maximal drei Monate im Voraus. Denn da neue VPN-Dienste ebenso schnell auftauchen, wie sie wieder verschwinden, sollte man sich nur dann längerfristig binden, wenn es sich um einen alteingesessenen Anbieter wie Hide my Ass oder CyberGhost handelt.
Gesperrte YouTube-Videos
Die Mehrheit der Anwender, die über eine VPN-Verbindung ins Web geht, hat mit Raubkopien nichts am Hut und möchte einfach nur anonym bleiben. Doch auch diese Nutzer pro tieren davon, dass sie mit einer fremden IP-Adresse unterwegs sind. Denn wenn der VPN-Anbieter auch Server in den USA oder Großbritannien betreibt, können sie der GEMA ein Schnippchen schlagen und sich YouTube-Videos, die in Deutschland gesperrt sind, problemlos ansehen. Wer heraus nden will, mit welcher IP-Adresse er gerade im Internet unterwegs ist, muss lediglich der Webseite wie-ist-meine-ip.de einen Besuch abstatten.