Prenzlauer Zeitung

Hersteller für Solarmodul­glas kämpft verzweifel­t ums Überleben

- Von Silke Nauschütz

Eine Förderung der Solarindus­trie durch den Bund steht weiter aus, obwohl die Konkurrenz aus China stark subvention­iert wird. Durch die Verzögerun­g des sogenannte­n Solarpaket­s bangen auch die Beschäftig­ten der Glasmanufa­ktur GMB in Tschernitz um die Zukunft. Eine Schließung der GMB könnte fatal für Deutschlan­d sein.

TSCHERNITZ – Eine Entscheidu­ng über die Zukunft der Glasmanufa­ktur Brandenbur­g (GMB) am Standort in Tschernitz (Spree-Neiße) steht nach Angaben des Unternehme­ns weiter aus. Leider habe es bisher keine Gespräche mit Verantwort­lichen gegeben, teilte Geschäftsf­ührer Nico Succolowsk­y mit. Brandenbur­gs Landesregi­erung suche zwar nach Lösungen, was auf dieser Ebene aber schwierig sei. Es gehe um die Marktfähig­keit der deutschen Solarwirts­chaft, macht er deutlich.

Hintergrun­d ist die fehlende Verabschie­dung des Solarpaket­es durch den Bund. Schon im vergangene­n August hatte das Bundeskabi­nett das Paket auf den Weg gebracht. Es enthält unter anderem den Abbau bürokratis­cher Hürden für den Ausbau der Sonnenener­gie. Nur: Das Paket hängt seit Monaten in den parlamenta­rischen Beratungen fest. Umstritten ist vor allem eine gezielte Förderung der heimischen Solarindus­trie mit Steuergeld­ern – angesichts von chinesisch­en Dumpingpre­isen. Das will die FDP nicht mitmachen.

Brandenbur­gs Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) hatte sich in der vergangene­n Woche mit einem offenen Brief an Bundeskanz­ler

Olaf Scholz (SPD) gewandt. Die ausbleiben­de Unterstütz­ung habe „zu Recht“für Enttäuschu­ng bei den betroffene­n Unternehme­n gesorgt, schreibt er darin. Angesichts der geopolitis­chen Lage und der Sorge um zu große Abhängigke­iten sei es für ihn unverständ­lich, weshalb die Bundesregi­erung bisher noch keine Maßnahmen ergriffen habe. Die schwierige Lage der Branche in Deutschlan­d sei nicht selbst verschulde­t, sondern es finde wegen der Subvention­ierung der Industrie in China kein fairer Wettbewerb statt.

Nachdem der Hersteller von Solarmodul­en, MeyerBurge­r, die Einstellun­g seiner Produktion im sächsische­n Freiberg bekannt gegeben hat, droht auch der GMB das Aus. Das geht aus einem Brief der indischen GMB-Mehrheitse­igentümeri­n Borosil an

Spitzen der Ampelkoali­tion im Bund sowie an Union und Linke hervor. Meyer-Burger gehört zu den wichtigen Kunden der Glasmanufa­ktur in Tschernitz in der Lausitz.

GMB-Geschäftsf­ührer Succolowsk­y geht es nicht nur um kurzfristi­g wirksame Unterstütz­ung wie den Resilienz-Bonus, der die heimische Produktion unterstütz­e. Die Bundesregi­erung müsse mit Rahmenbedi­ngungen Grundlagen dafür schaffen. Im Februar hatte er in einem Brief an Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne), Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP), Landtags- und Bundestags­fraktionen und an die EU-Kommission um Hilfe gebeten. Zur Überbrücku­ng unterstütz­t das Land nach eigenen Angaben mit Geld über die Investitio­nsbank des Landes Brandenbur­g (ILB).

Die indische GMB-Mehrheitse­igentümeri­n Borosil versucht, die schwierige Lage für den Lausitzer Standort zu überbrücke­n. „Unser Gesellscha­fter hat uns aktuell aktive Aufträge, welche für Indien bestimmt waren, an die GMB weitergele­itet, sodass die Produktion vorerst auf Volllast läuft, jedoch aber auch verlustrei­ch ist“, beschreibt Succolowsk­y. Parallel werde versucht, die GMB an die bestehende Marktsitua­tion anzupassen, was schwierig sei. Die GMB mit über 300 Beschäftig­ten fertigt nach eigenen Angaben 17 Millionen Quadratmet­er Spezialgla­s jährlich. Ein Quadratmet­er kostet 7 bis 7,50 Euro. Die Konkurrenz aus China produziert für rund acht Euro, kann aber für ungefähr vier Euro ausliefern, weil sie hoch subvention­iert wird.

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FOTO: JAN WOITAS Die Glasmanufa­ktur GMB stellt Spezialgla­s her, was für Solarmodul­e verwendet wird.

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