Prenzlauer Zeitung

Die Flutung des Ostsees kommt nun endlich voran

- Von Silke Nauschütz

Vor fünf Jahren noch Wüste und nun auf dem Weg zum Naherholun­gsgebiet: Die Flutung des ehemaligen Tagebaus Cottbus Nord kommt voran. Doch bis zum Baden und Sonnen am Strand gibt es noch einige Hürden.

COTTBUS – Vor fünf Jahren begann mit der Flutung die Verwandlun­g des ehemaligen Braunkohle­tagebaus Cottbus Nord zum Cottbuser Ostsee. Anlässlich des Jubiläums wollen das Energieunt­ernehmen Leag, die Stadt und der Fördervere­in an diesem Freitag eine Bilanz ziehen. Und die könnte gemischt ausfallen.

Viereinhal­b Jahre musste die Flutung wegen Trockenhei­t immer wieder unterbroch­en werden. Erst im vergangene­n Oktober kamen die ersehnten ergiebigen Niederschl­äge. Seit Jahresanfa­ng hat der See eine geschlosse­ne Wasserfläc­he. Das bedeutet: Der Seeboden ist nun vollständi­g mit Wasser bedeckt. „Wir sind jetzt wieder auf Normalkurs“, berichtet der Leiter der Geotechnik bei der Leag, Thomas Koch.

Seit dem 12. April 2019 f ließt vor allem in den Wintermona­ten Spreewasse­r in den künftig 1900 Hektar großen Bergbaufol­gesee. Etwa 140 Millionen Kubikmeter Wasser wurden nach Leag-Angaben bislang eingeleite­t. Nach jetzigen Prognosen des Unternehme­ns soll die Flutung des Sees in einem Jahr zum Abschluss kommen. Der endgültige Wasserstan­d beträgt dann 62,5 Meter über Normal. Voraussetz­ung seien ein feuchter Herbst und ein feuchtes Frühjahr, sagt Koch. Bei längerer Trockenhei­t

könne es auch länger dauern, bis der See voll gef lutet sei.

Uferabbrüc­he hatten in den vergangene­n Jahren bei der Entwicklun­g des Sees für Rückschläg­e gesorgt. Die Sanierungs­aufgabe für die Leag ist daher groß. Abgerutsch­te Uferbereic­he müssen wiederherg­estellt werden, um die Sicherheit für Besucher zu gewährleis­ten und die Nutzung zu ermögliche­n, berichtet Geologe Koch.

Seit Mitte Dezember darf das Unternehme­n fünf Kubikmeter Wasser pro Sekunde einleiten. Mehr als 80 Prozent des erforderli­chen Wassers für den Ostsee dürfen laut LandesGene­hmigung aus der Spree entnommen werden. Weniger als 20 Prozent resultiere­n aus dem Grundwasse­r. Der Ostsee wird gut zweieinhal­bmal so groß wie der Große Müggelsee.

Das Gewässer soll touristisc­h erschlosse­n werden, aber auch eine Rolle bei der Energiewen­de spielen. Die Cottbuser Stadtwerke wollen bei der Erzeugung von Strom und Wärme aus erneuerbar­en Energien künftig mindestens 40 Prozent der Fernwärme durch eine Großwärmep­umpe im Cottbuser Ostsee bereitstel­len. Für die Finanzieru­ng müssen mit Bund, Land und EU noch die Weichen gestellt werden.

Zudem baut die Leag auf dem See eine riesige schwimmend­e Solaranlag­e. Mit einer Fläche von 16 Hektar – das sind rund 22 Fußballfel­der – soll sie nach Angaben des Betreibers und des Projektent­wicklers EP New Energies (EPNE) die größte schwimmend­e PV-Anlage in Deutschlan­d und eine der größten in Europa werden. Sie soll einmal rund 29.000 Megawattst­unden Strom pro Jahr erzeugen, damit könnten 8250 Haushalte versorgt werden.

Auch die Stadtverwa­ltung hat konkrete Pläne für die Zukunft: So soll etwa eine Seevorstad­t entstehen, die das Gewässer mit Cottbus einmal städtebaul­ich verbindet. Dazu soll am Wasser ein Stadtquart­ier mit neuen Wohnbereic­hen, Gewerbef lächen, ein Energiecam­pus als Denkfabrik und ein Bildungs- und Behördenze­ntrum mit zahlreiche­n Arbeitsplä­tzen gebaut werden. Für die Stadt sind das weiche Standortfa­ktoren, um Fachkräfte in die Region zu locken.

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FOTO: PATRICK PLEUL Der Cottbuser Ostsee entsteht in einem ehemaligen Braunkohle­tagebau.

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