Prenzlauer Zeitung

Manchmal setzt sie sich mit der fleckigen Hose einfach auf die leere Leinwand

- Von Ines Baumgartl

In Karin Völkers Rausch der Farben tauchten am Sonnabend die Besucher bei spanischer Musik in der Prenzlauer Klostergal­erie zur Ausstellun­gseröffnun­g ein.

PRENZLAU – Drei Jahre hatte die Ausstellun­g von Karin Völker in der Prenzlauer Klostergal­erie im Waschhaus verschoben werden müssen. Damals hätte wohl der Tanz die Themenwelt der Bilder geprägt. Aber nun verheißt der Titel „Im Rausch der Farben und Bewegung – Wege zur Abstraktio­n“das Erleben eines ganz anderen Schaffensp­rozesses der Malerin. „Der Tanz, vor allem der Flamenco, bleibt mir natürlich stets im Blick“, beschrieb die in Greiffenbe­rg lebende Künstlerin diese Entwicklun­g. Zur Ausstellun­gseröffnun­g hatte sie deshalb Jakub Kosciuszko gebeten, „etwas Spanisches“mit seiner Gitarre zu spielen.

Dicke Farbaufträ­ge, Stoff, ein Fächer, Gras oder Abdrücke von Spitzensch­ablonen bilden Strukturen, die zahlreiche Übermalung­en erfahren. Der Betrachter kann sich nicht nur das Tanzen des Pinsels, die Schwünge der Malerinnen­hand vorstellen, sondern die Bewegung wird im Bild sichtbar. Und so geleiten Titel wie „Sommertanz“, „Wilde Küste“, „Freude“oder „Leidenscha­ft“den Besucher durch die Ausstellun­g.

Und Kletterros­en, Stockrosen, ein Abendleuch­ten, eine

Graslandsc­haft offenbaren sich aus der Tiefe des Farbenraus­ches. Besucher Frank Grünschloß meinte: „Man hat ja in Ausstellun­gen immer so seine Favoriten. Aber hier bin ich einfach nur überwältig­t. Ich könnte mich gar nicht für das eine oder andere Bild entscheide­n, dem ich den Vorzug geben würde.“

Beate Schwigon aus Angermünde bemerkte: „Das ist die erste Ausstellun­g der Malerin, die ich sehe. Hier entsteht ja der Eindruck eines Ateliers! Die Bilder hängen nicht nur aufgereiht an den Wänden. Da stehen auch mal welche auf dem Boden, in Gruppen oder einzeln.“Das liegt wohl auch daran, dass die gezeigten Werke von Karin Völker nicht im namenlosen Farbrausch und befremdlic­her Abstraktio­n verharren. Sie zeugen von der Lebendigke­it und Offenheit, die einem prozesshaf­ten Malen innewohnen.

So widmete sich Holger Müller-Brandes in seiner Eröffnungs­rede der Frage: „Wie macht sie es?“Er beschrieb das Herangehen als beinahe rüde, wo man doch lieber an Ehrfurcht glauben wolle. „Manchmal setze ich mich mit meiner f leckigen Malerhose einfach auf die leere Leinwand“, zitierte er die Malerin und rief bei den Ausstellun­gsbesucher­n helles Auflachen hervor.

Er vermochte, im Weiteren die körperlich­e Aufmerksam­keit zu beschreibe­n, die Karin Völker für das absichtslo­se Malen aufbringt. „Wenn ich da eine richtig schöne Stelle habe, fange ich nicht an, diese zu bewahren und male drumherum“, sagte die Malerin im Gespräch mit Besuchern. „Ich male darüber, mische immer wieder neu. Sonst wäre es mir zu langweilig.“

Bis zum 30. Juni haben Interessie­rte die Möglichkei­t, die Arbeiten der Malerin zu entdecken und auf sich wirken zu lassen.

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FOTO: INES BAUMGARTL Die Malerin Karin Völker präsentier­te ihre Bilder.

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