reisen EXCLUSIV

NUR FLIEGEN IST SCHÖNER

- Jennifer Latuperisa-andresen Instagram @fraumuksch

Wer oft fliegt, muss geduldig sein. Denn das Warten gehört zum Fliegen wie das Kissen in ein Bett. Die Gründe für Verspätung­en sind vielfältig­er Natur. Mich wundert es schon nicht mehr, wenn es Treppen nicht pünktlich zur Außenposit­ion schaffen oder Busse sich minutenlan­g nicht blicken lassen. Aber was ich richtig verwunderl­ich finde, ist der verschwund­ene Passagier, der sein Gepäck zwar im Flieger hat, aber nicht mehr aufzufinde­n ist. Die Konsequenz daraus ist nämlich, dass sein Gepäck aus dem Bauch des Flugzeugs entfernt werden muss. Eine ärgerliche, zeitrauben­de Maßnahme.

Also, wo ist der Passagier, der zwar eingecheck­t hat, aber sich dem Boarding verweigert?

Der häufigste Grund, okay, ist mir auch schon einmal fast passiert: Zeit vergessen. Der ausgiebige Bummel durch den Dutyfree-bereich ist wohl ein häufiges Problem für Russen und Inder.

Zu tief ins Bierglas geschaut. Auch das ist ein häufiger Grund, um den Flug »verfliegen« zu lassen. Das passiert statistisc­h gesehen gerne den philippini­schen Seeleuten, die vom Frachtschi­ff gleich in den Airport-pub verschwind­en.

Briten scheinen häufig die Zeitversch­iebung von einer Stunde zu vergessen, und Asiaten verlieren das Geld, das sie sich mühsam beim Tax Refund wiedergeho­lt haben, indem sie den Flieger in die Heimat verpassen.

Nun rede ich aber von Flügen, die ab Köln-bonn an einem Freitagabe­nd innerdeuts­ch abheben. Und wer den Flughafen kennt, der weiß: Es gibt keinen Pub zum Versacken, der Duty-free-bereich ist sehr überschaub­ar – und selbst wenn man es als Passagier bis zum Ausrufen ausreizen würde, wären es nur ein paar Schritte zum Gate. Verlaufen ist auch unmöglich, und bei der Security ist um diese Uhrzeit tote Hose.

Wo also ist der Passagier, der uns so warten lässt? Dessen Koffer jetzt mühsam gesucht und wieder ausgeladen werden muss? Krank geworden in einem versteckte­n Flughafen-eckchen? Am wahrschein­lichsten. Dringender Anruf von daheim, aber Koffer vergessen? Eingeschla­fen? Vielleicht.

Wie dem auch sei, ein verschwund­ener Passagier gibt immer Rätsel auf, regt die Fantasie an, und wäre ich eine Krimiautor­in, würde ich es vielleicht als Romanvorla­ge nutzen. Stattdesse­n sitze ich in Reihe 15 auf meinem Fensterpla­tz und starre in die Dunkelheit. Landen möchte ich in Hamburg. Da gibt es ein Nachtflugv­erbot. Ich hoffe, der Koffer wird bald gefunden, sonst bleiben wir wohl alle hier. Das kann der verschwund­ene Passagier nicht gewollt haben, oder vielleicht doch?

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany