Newcastle
Ein Städtetrip nach Großbritannien – der muss nicht immer in die Hauptstadt London führen. Wie wäre es stattdessen mit einem Wochenende in der ehemaligen Industriestadt Newcastle?
Mit der Fähre nach Newcastle und ein langes Wochenende im urbanen Glück erleben. Zwischen Gin Tonic und der kleinsten Marks-&-spencer-filiale.
FREITAG, 11:00 UHR
Wie praktisch ist denn bitte eine Fährfahrt. Keine Verspätungen, kein Gepäcklimit und auch die Flüssigkeiten müssen nicht in ein 100-Millimeter-fläschchen passen. Aber nicht nur das: Irgendwie ist eine Anreise mit der Fähre wesentlich aufregender als ein Flug. 14 Stunden dauert die Überquerung des Ärmelkanals von Amsterdam nach Newcastle. Die Fährreederei DFDS verkehrt täglich zwischen den beiden Städten. 17:30 Uhr Abfahrt in Amsterdam, bedeutet 9:15 Uhr Ortszeit auf britischem Festland. In der Zwischenzeit bleibt also genügend Zeit, um im Bordrestaurant à la carte zu dinieren und anschließend in der Koje mit Bullauge zu nächtigen. Schlaf dürfte bei dem leichten Schi sgeschaukel eh kein Problem sein. Das hat den Vorteil, dass der nächste Morgen ein ausgeschlafener Morgen ist. Dem Tag und somit der Erkundung der Stadt Newscastle steht somit nichts im Weg. Also schnell das Hotel nden, das Gepäck deponieren und einen Cappuccino zur Stärkung trinken und dabei die Karte studieren. E zienz ist an so einem durchgetakteten Wochenende ebenso wichtig wie ein Hotel mit der perfekten Lage. Eine Empfehlung wäre deshalb das Motel One im High Bridge Quarter. Gleich um die Ecke liegt das historische Herz der Stadt, Grainger Town. In nur wenigen Fußminuten erreicht man außerdem das Flussufer, die Quayside. Auch Bahnhof und Metrostation sind zum Greifen nah.
FREITAG, 13:00 UHR
Zu Beginn emp ehlt es sich, Grainger Town anzusteuern. Orte, die unbedingt besucht werden sollen, am besten auf einer Karte markieren. So behält man auch unterwegs das Ziel im Auge. Erstes Ziel ist die Grey Street mit ihrer beeindruckenden georgianischen Architektur. Säulen, die prunkvoll in die Fassaden der Häuser eingearbeitet wurden, abgeschlossen mit aufwendigen Ornamenten, die ins Dach verlaufen. Fensterläden, die so hoch sind, dass eine Leiter zum Schließen benötigt wird, müssen die Räume in ein unglaubliches Licht tauchen. Die Gebäude der Straße wirken geradlinig, fast so, als würden sie durch eine Box führen. Das liegt zum einen daran, dass sie alle die gleiche Größe haben und oben wie abgeschnitten wirken. Außerdem geben die Säulen durch ihre parallele Ausrichtung eine klare Struktur vor. Fein und königlich, als würden die Bauten die Prominenz der Stadt beherbergen. Zahlreiche solcher Gebäude zieren die Straße, die vom Flussufer hoch Richtung Grey’s Monument führt. Vom Fuße des Grey's Monument lässt sich das Treiben der Stadt beobachten: Touristen, die wie verrückt versuchen, die 40 Meter hohe Statue zu fotogra eren. Geschäftsleute, die in ihrer Mittagspause kurz einen Ka ee und ein Sandwich kaufen und dann wieder in den Büros verschwinden. Jugendliche, die vom riesigen Einkaufszentrum intu Eldon Square verschluckt werden. 164 Stufen später und garantiert außer Atem lässt sich die Spitze des Monuments erreichen. Die Vogelperspektive erö net einen noch schöneren Blick auf die Stadt. Das Grey's Monument wurde nach keinem Geringerem als dem Briten Charles Grey, 2. Earl Grey benannt, dem auch der berühmte Earl Grey Tea seinen Namen verdankt.
FREITAG, 15:00 UHR
Sollte – falls es eventuell regnet, und in England soll es ja ab und an mal regnen – Zeit für einen Unterschlupf sein, haben wir die perfekte Lösung: The Botanist Bar. Nicht wundern, wenn aufgedonnerte Mädchen ebenfalls durch die mintfarbene Tür verschwinden. Es ist dennoch der richtige Ort – auch im Sightseeing-straßenlook. Einfach den Pfeilen an der Hauswand in die dritte Etage folgen und: Willkommen im Großstadtdschungel! Denn die Bar macht ihrem Namen alle Ehre: Überall hängen P anzen – an Wand, Decke und Boden. Das Publikum: von Jung bis Alt ist hier alles vertreten. Männer, Frauen, Jugendliche, einer schicker als der andere. Typisch britisch eben. Hier gehört es zum guten Ton, am Nachmittag bereits den ersten Gin Tonic zu schlürfen. Hier macht das Leben absolut Gin.
FREITAG, 16:00 UHR
Danach lässt es sich auch leichtfüßiger bummeln. Am besten Richtung Grainger Market. Der Regen hat nachgelassen. Unterwegs passiert man die Central Arcade, die mit ihrer edwardianischen Architektur beeindruckt. Unbedingt auch einen Blick auf die tollen Fliesen am Boden der Einkaufspassage werfen. Da ist es vollkommen okay, den Geschäften ausnahmsweise mal weniger Aufmerksamkeit zu schenken. In den 1830er-jahren war der Grainger Market eine der größten Markthallen in Europa. Kaum zu glauben, denn heute wirkt sie im Vergleich zu anderen Markthallen eher überschaubar: Kleine Ablagen und schmale Räumlichkeiten bieten maximal Platz für zwei Verkäufer pro Stand. Von Gemüsehändler über Florist bis zu kleinen Cafés ist in der Markthalle dennoch alles vertreten. Außerdem be ndet sich hier der Marks and Spencer Original Penny Bazaar, die kleinste Marks-and-spencer-filiale der Welt. Dementsprechend klein ist auch das Sortiment.