Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Neues Gesetz soll Lehrer schützen

- VON EVA QUADBECK

Wer Pädagogen, Polizisten, Sanitäter oder Feuerwehrl­eute attackiert, wird härter bestraft – das ist bereits Konsens. Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft will nun den Personenkr­eis noch einmal deutlich ausweiten.

BERLIN/DÜSSELDORF Die aggressive­r gewordene Grundstimm­ung in der Gesellscha­ft bekommen insbesonde­re Lehrer, Polizisten, Rettungskr­äfte, Ehrenamtli­che und andere Menschen zu spüren, die täglich für das Gemeinwohl arbeiten. Nordrhein-Westfalen will über den Bundesrat nun eine Gesetzesve­rschärfung erreichen, die alle diese Personengr­uppen besser schützt.

„Angriffe und Beleidigun­gen von Lehrern, Amtsträger­n, Rettungskr­äften, Helfern oder Ehrenamtli­chen sind keine Bagatellen“, sagte NRW-Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) unserer Redaktion. Schon bei den ersten Anzeichen von strafbarem Verhalten müsse der Staat einschreit­en. „Respekt ist nichts, was man staatlich anordnen kann. Aber man kann ihn auch mit dem Strafrecht verteidige­n.“

Der Gesetzentw­urf soll am Freitag in den Bundesrat eingebrach­t werden. Das Problembew­usstsein ist auf Bundeseben­e bereits angekommen. Auch Union und SPD planen eine Strafversc­härfung für Beleidi- gungen, Drohungen und Gewalt gegen Polizisten, Feuerwehrl­eute und Sanitäter. Der Gesetzentw­urf aus NRW fasst den Personenkr­eis noch einmal deutlich weiter.

Die Landesregi­erung setze sich für eine Regelung ein, die nicht nur Amtsträger besser schütze, sondern darüber hinaus alle Menschen, die in Notlagen Hilfe leisten oder sich als Ehrenamtli­che in sozialen Projekten engagieren, betonte Kraft.

Nach den Plänen aus NordrheinW­estfalen soll bei der Strafzumes­sung gemäß Paragraf 46 des Strafgeset­zbuches künftig eine Straftat gegen Amtsträger, Helfer und Ehrenamtli­che deutlich strafversc­härfend wirken. Kraft sagte: „Das heißt, jedes Verhalten, das eine gemeinwohl­gefährdend­e Haltung erkennen lässt, soll zu einer höheren Bestrafung des Täters führen.“

Damit reagiert NRW auch auf eine Forsa-Umfrage zur Gewalt gegen Lehrer, die der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Mitte November veröffentl­icht hat. Demnach ist jeder vierte Lehrer schon einmal bedroht worden. Gewalt gegen sich haben sechs Prozent erlebt. In abso- luten Zahlen sind das 45.000 betroffene Lehrer. Auch das Cyber-Mobbing gegen Lehrer hat zugenommen. „Die Gewalt gegen Beschäftig­te im öffentlich­en Dienst nimmt schockiere­nde Ausmaße an“, sagte Udo Beckmann, Vorsitzend­er des VBE. Die Lehrervere­inigung unterstütz­t daher die Initiative aus NRW.

Auch die CDU sieht Handlungsb­edarf: „Es bedarf eines Kulturwand­els in der Gesellscha­ft, damit der Lehrerberu­f wieder die Anerkennun­g und Attraktivi­tät erlangt, die ihm gebührt“, sagte der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Unionsfrak­tion im Bundestag, Michael Kretschmer. Der Rechtsstaa­t müsse kriminelle­n und gewaltaffi­nen Tendenzen von Beginn an mit aller Entschiede­nheit entgegentr­eten.

Das Problem zunehmende­r sprachlich­er Verrohung und Gewalt trifft nicht nur Lehrer. Auch die Zahl der Fälle von Beleidigun­g und Nötigung gegen Gerichtsvo­llzieher in NRW hat sich verdoppelt. Im vergangene­n Jahr lag sie bei 117; bereits im ersten Halbjahr 2016 zählten die Behörden 129 Fälle, wie das Justizmini­sterium mitteilte. „Als Gerichtsvo­llzieher weißt du nie, was dich hinter der Tür erwartet“, sagte der Landesvors­itzende des Bundes Deutscher Gerichtsvo­llzieher, Frank Neuhaus. Beleidigun­gen und Bedrohunge­n kämen immer öfter vor. Auch er begrüßte die von NRW geforderte Strafversc­härfung. Leitartike­l

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