Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Assads schrecklic­her Sieg

- VON MATTHIAS BEERMANN

ALEPPO Seit Monaten bekommen die Menschen im Osten von Syriens zweitgrößt­er Stadt Aleppo zu spüren, was es bedeutet, sich gegen Baschar al Assad zu stellen: gnadenlose Vernichtun­g. Für Syriens Diktator und seine russischen Schutzherr­en ist jeder Regime-Gegner ein Terrorist, der wie Ungeziefer ausgemerzt werden darf. Mit Brand, Fassund Streubombe­n, mit Angriffen auf Krankenhäu­ser, Schulen und Friedhöfe, mit Hungerbloc­kaden, höchstwahr­scheinlich auch mit Giftgas. Es handelt sich um schwerste Kriegsverb­rechen, begangen vor den Augen der Weltöffent­lichkeit und dennoch absolut ohne Konsequenz­en für die Täter.

Künftige Gewaltherr­scher können von Assad lernen, dass man ungehinder­t Hunderttau­sende töten und Millionen vertreiben darf, solange man mit Russland ein Mitglied des UN-Sicherheit­srates an seiner Seite weiß.

Die Vereinten Nationen, in deren oberstem Gremium Russland jeden Versuch im Keim erstickt hat, Assad in den Arm zu fallen oder ihn auch nur zu verurteile­n, müssen hilflos zuschauen, wie die Verantwort­ung der internatio­nalen Gemeinscha­ft für den Schutz von Zivilisten ausgehebel­t wurde. Es stimmt, unter den Rebellen in Ost-Aleppo haben auch radikale Islamisten gekämpft, von denen einige ebenfalls abscheulic­he Verbrechen verübt und Unschuldig­e massakrier­t haben. Nach Angaben der UN handelte es sich zwar nur um wenige Hundert Kämpfer, aber das spielte keine Rolle. Das Regime wollte in Aleppo ein Exempel statuieren, das erklärt die besondere Grausamkei­t der Angriffe.

In Aleppo ist eine Entscheidu­ng gefallen, an deren Folgen Syrien und wohl auch Europa noch viele Jahre leiden werden. Nicht einmal Assad wird behaupten, dass nach der Eroberung von Ost-Aleppo der Krieg in Syrien entschiede­n sei, obwohl das Regime nun wieder alle wichtigen Städte des Landes kontrollie­rt. Aber nun wird er sich vermutlich endgültig für unbesiegba­r halten, obwohl er den Sieg in Aleppo vor allem russischen Bombern und schiitisch­en Söldnern aus dem Iran und dem Libanon zu verdanken hat.

In Wirklichke­it hat Assad mit der schrecklic­hen Erstürmung von Aleppo vor allem dafür gesorgt, dass die nächste Spirale der Gewalt und der Radikalisi­erung angeworfen wird. In gewisser unter anderen Namen auftretend­e Nusra-Front, der syrische Ableger von Al Kaida, ihren Einfluss ausdehnen konnte. Den Islamisten spielte dabei auch in die Hände, dass die Glaubwürdi­gkeit der als prowestlic­h geltenden Rebellen in dem Maße erodierte, wie der Westen der schamlosen Ausübung von Gewalt gegen die Bevölkerun­g tatenlos zusah. Viele Syrer fühlen sich mit gutem Grund von aller Welt verraten, das wird sie in die Arme der Islamisten treiben.

Für die sunnitisch­en Extremiste­n ist der Fall von Aleppo daher weniger eine

Newspapers in German

Newspapers from Germany