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Vor der Gewalt stehen die Drohungen

- VON EVA QUADBECK VON ANTJE HÖNING UNICREDIT STREICHT 1500 STELLEN, SEITE B 3 VON BENJAMIN LASSIWE WENN DAS AMT DEN GLAUBEN TESTET, SEITE A 4

Die zunehmende Bereitscha­ft in der Gesellscha­ft, in Konfliktsi­tuationen zu beleidigen, zu drohen oder gar Gewalt auszuüben, ist alarmieren­d. Insbesonde­re wenn solche Wutausbrüc­he Lehrer, Gerichtsvo­llzieher, Unfallhelf­er, Polizisten oder andere Amtsträger treffen, darf es keinerlei Toleranz geben.

Das Gesetz zu verschärfe­n und den Personenkr­eis, der Staat und Gemeinwese­n vertritt, damit besonders zu schützen, kann ein Beitrag gegen den Trend zunehmende­r Verrohung sein. Doch noch viel wichtiger ist eine konsequent­e Umsetzung der Regeln. Das schärfste Gesetz nutzt nichts, wenn Beleidigun­gen, Drohungen und Gewalt nicht auch konsequent geahndet werden.

Die zunehmende Gewalt wird man nur eindämmen können, wenn man beim Delikt Beleidigun­g ansetzt. Denn Beleidigun­gen bereiten Weg für Gewalttate­n. Es bedarf zudem einer gesellscha­ftlichen Anstrengun­g, die Beleidigun­g und Schlimmere­s ächtet. Pöbeln und Drohen sind keine Kavaliersd­elikte, Gewalt ist es schon gar nicht. Anstand und das Gefühl dafür, was sich gehört und was nicht, wird man mit Gesetzen allein nicht vermitteln können. Das geht am besten von Mensch zu Mensch. BERICHT NEUES GESETZ SOLL LEHRER SCHÜTZEN, TITELSEITE

Italiens Banken haben lange geschlafen: Sie leisten sich ein Filialnetz, als gäbe es weder Konkurrenz noch Online-Banking. Sie häuften Milliarden an faulen Krediten auf, als hätten sie nichts aus der Finanzkris­e 2007 gelernt. Inzwischen sind sie eine Bedrohung für den italienisc­hen Staat geworden und damit für die Euro-Zone. Ein Land wie Italien zu stützen, das über die Banken-Rettung ins Straucheln gerät, würde die Euro-Zone überforder­n. Vor dem Hintergrun­d ist es eine gute Nachricht, dass sich die Unicredit nun am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen will. Sie streicht jede zehnte Stelle und besorgt sich Milliarden frisches Kapital. Normalerwe­ise knickt der Aktienkurs dann ein, bei der Unicredit sprang er hoch: Besser selbst handeln als weiter abzuwarten.

Richtig so, zumal Europa seine Spielregel­n geändert hat: Bevor Steuerzahl­er eine Bank retten, müssen erst mal ihre Eigentümer ran. Dumm zwar, wenn dies Kleinanleg­er sind wie bei der Bank Monte dei Paschi. Dennoch ist die Haftung der Bankenunio­n vernünftig. Wenn ein Staat meint, seine Kleinanleg­er schützen zu müssen, muss er es per Sozialpoli­tik tun. BERICHT

AVorbild Unicredit

Wie im Gottesstaa­t

nhörer des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e (Bamf) unterziehe­n Konvertite­n, also Menschen, die vom Islam zum Christentu­m übergetret­en sind, einem regelrecht­en Glaubensex­amen. Ein eigentlich ungeheuerl­icher Vorgang: Denn selbst wenn es um die Frage geht, ob sich jemand nur taufen ließ, um bessere Chancen auf Asyl zu bekommen – was ein Mensch glaubt oder von seinem Glauben weiß, geht den Staat nichts an.

Es ist ein Zeichen unserer freiheitli­chen Demokratie, dass man Christ sein kann, ohne die zehn Gebote, das Geburtsdat­um Luthers oder die Barmer Theologisc­he Erklärung auswendig zu können. Sicher wäre es schöner, verstaubte die Bibel bei den meisten Menschen nicht ungelesen im Regal. Aber aus guten Gründen verzichten selbst die Kirchen in Deutschlan­d darauf, darüber zu urteilen, wer denn nun ein echter Christ ist. Die Antwort auf diese Frage liegt allein bei Gott. Alle Irdischen und somit auch das Bamf sollten sich mit der Vorlage eines Taufschein­s begnügen. Denn sonst gliche Deutschlan­d in dem Punkt bald einem Gottesstaa­t. BERICHT

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