Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Trumps Kabinett – ein Abbild des Establishments
WASHINGTON Auf Wahlkampfbühnen hat sich Donald Trump als Kandidat des Wandels verkauft. Da gab er den kühnen Reformer, der den Sumpf in Washington trockenzulegen versprach. Zum Erfolg trug bei, dass er nicht so leicht in ein Parteienraster passte. Ein Pragmatiker, ideologisch nicht festgelegt, weder Republikaner noch Demokrat – so sollten ihn die Wähler sehen. Das Kabinett aber, das er gezimmert hat, lässt jenen überparteilichen Anspruch nahezu komplett vermissen. Es ist die konservativste Ministerriege, die in der jüngeren Geschichte der Vereinigten Staaten zusam- mengestellt wurde. Der 70-Jährige hat lauter ältere, weiße, wertkonservative Männer um sich geschart, die eines mit ihm verbindet: Sie sind es gewohnt, in straffen Hierarchien Kommandos zu geben, sei es in Uniform oder an der Spitze eines Unternehmens. Erfahrungen im politischen Alltagsbetrieb, wo geduldig dicke Bretter zu bohren sind, wo die Opposition widerspricht, wo im Parlament an Kompromissen zu feilen ist, haben gerade jene kaum vorzuweisen, denen der künftige Staatschef die Schlüsselposten seines Kabinetts anvertraut.
Was sofort ins Auge sticht: Trump hat ein Faible für hochdekorierte Soldaten, weshalb seine Kritiker vor einer Weltsicht warnen, bei der man alles durch die militärische Brille betrachtet. Der frühere General Michael Flynn, der den Islam einmal pauschal als Krebsgeschwür bezeichnete, wird als Nationaler Si- cherheitsberater enormen Einfluss auf die amerikanische Außenpolitik bekommen. Mit John Mattis wird ein Ex-General Verteidigungsminister, mit John Kelly leitet ein weiterer das Heimatschutzministerium, das die Grenze zu Mexiko sichern soll.
Ebenso prominent vertreten sind Leute, die ein Milliardenvermögen besitzen oder doch zumindest etliche Millionen auf dem Konto haben. Eine ziemlich ironische Volte angesichts der Vorgeschichte. Zur Erinnerung: Trump hatte sich als wortgewaltiger Widerpart der Finanzjongleure geriert, Hillary Clinton als eine Art Marionette der Wall Street porträtiert. Steven Mnuchin, sein designierter Finanzminister, war Investmentbanker bei Goldman Sachs, bevor er in Hollywood ins Filmgeschäft einstieg. Wilbur Ross, der das Handelsministerium leiten soll, hat mit der Sanierung kriselnder Firmen Milliarden verdient. Gary Cohn, die rechte Hand von Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein, übernimmt den Vorsitz eines Wirtschaftsberatergremiums. Die Milliardärin Betsy DeVos (Bildungsressort) zählt seit drei Jahrzehnten zum Kreis der verlässlichsten Spender der Republikanischen Partei. Andrew Puzder, Manager eines Fast-Food-Imperiums, wird Arbeitsminister, was Gewerkschafter in Alarmstimmung versetzt. Puzder gilt als Fan von Robotern, die er ein- mal so beschrieb: „Sie sind immer höflich, nehmen nie Urlaub, kommen nie zu spät zur Arbeit, rutschen nie aus oder fallen hin, und wegen Alters- oder Rassendiskriminierung haben sie auch noch nie geklagt.“
Dann wäre da noch die Rubrik „Loyale Freunde“, Politiker, die sich frühzeitig hinter den Kandidaten Trump stellten. Jeff Sessions gehört dazu, bislang Senator für Alabama, nunmehr designierter Justizminister, ein Veteran vom rechten Flügel. Oder Scott Pruitt, bis dato Generalstaatsanwalt von Oklahoma. Er steht für Trumps Versprechen, die ökologischen Fesseln zu lockern und soll bald der Umweltbehörde EPA vorstehen.