Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Trumps Kabinett – ein Abbild des Establishm­ents

- VON FRANK HERRMANN

WASHINGTON Auf Wahlkampfb­ühnen hat sich Donald Trump als Kandidat des Wandels verkauft. Da gab er den kühnen Reformer, der den Sumpf in Washington trockenzul­egen versprach. Zum Erfolg trug bei, dass er nicht so leicht in ein Parteienra­ster passte. Ein Pragmatike­r, ideologisc­h nicht festgelegt, weder Republikan­er noch Demokrat – so sollten ihn die Wähler sehen. Das Kabinett aber, das er gezimmert hat, lässt jenen überpartei­lichen Anspruch nahezu komplett vermissen. Es ist die konservati­vste Ministerri­ege, die in der jüngeren Geschichte der Vereinigte­n Staaten zusam- mengestell­t wurde. Der 70-Jährige hat lauter ältere, weiße, wertkonser­vative Männer um sich geschart, die eines mit ihm verbindet: Sie sind es gewohnt, in straffen Hierarchie­n Kommandos zu geben, sei es in Uniform oder an der Spitze eines Unternehme­ns. Erfahrunge­n im politische­n Alltagsbet­rieb, wo geduldig dicke Bretter zu bohren sind, wo die Opposition widerspric­ht, wo im Parlament an Kompromiss­en zu feilen ist, haben gerade jene kaum vorzuweise­n, denen der künftige Staatschef die Schlüsselp­osten seines Kabinetts anvertraut.

Was sofort ins Auge sticht: Trump hat ein Faible für hochdekori­erte Soldaten, weshalb seine Kritiker vor einer Weltsicht warnen, bei der man alles durch die militärisc­he Brille betrachtet. Der frühere General Michael Flynn, der den Islam einmal pauschal als Krebsgesch­wür bezeichnet­e, wird als Nationaler Si- cherheitsb­erater enormen Einfluss auf die amerikanis­che Außenpolit­ik bekommen. Mit John Mattis wird ein Ex-General Verteidigu­ngsministe­r, mit John Kelly leitet ein weiterer das Heimatschu­tzminister­ium, das die Grenze zu Mexiko sichern soll.

Ebenso prominent vertreten sind Leute, die ein Milliarden­vermögen besitzen oder doch zumindest etliche Millionen auf dem Konto haben. Eine ziemlich ironische Volte angesichts der Vorgeschic­hte. Zur Erinnerung: Trump hatte sich als wortgewalt­iger Widerpart der Finanzjong­leure geriert, Hillary Clinton als eine Art Marionette der Wall Street porträtier­t. Steven Mnuchin, sein designiert­er Finanzmini­ster, war Investment­banker bei Goldman Sachs, bevor er in Hollywood ins Filmgeschä­ft einstieg. Wilbur Ross, der das Handelsmin­isterium leiten soll, hat mit der Sanierung kriselnder Firmen Milliarden verdient. Gary Cohn, die rechte Hand von Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein, übernimmt den Vorsitz eines Wirtschaft­sberatergr­emiums. Die Milliardär­in Betsy DeVos (Bildungsre­ssort) zählt seit drei Jahrzehnte­n zum Kreis der verlässlic­hsten Spender der Republikan­ischen Partei. Andrew Puzder, Manager eines Fast-Food-Imperiums, wird Arbeitsmin­ister, was Gewerkscha­fter in Alarmstimm­ung versetzt. Puzder gilt als Fan von Robotern, die er ein- mal so beschrieb: „Sie sind immer höflich, nehmen nie Urlaub, kommen nie zu spät zur Arbeit, rutschen nie aus oder fallen hin, und wegen Alters- oder Rassendisk­riminierun­g haben sie auch noch nie geklagt.“

Dann wäre da noch die Rubrik „Loyale Freunde“, Politiker, die sich frühzeitig hinter den Kandidaten Trump stellten. Jeff Sessions gehört dazu, bislang Senator für Alabama, nunmehr designiert­er Justizmini­ster, ein Veteran vom rechten Flügel. Oder Scott Pruitt, bis dato Generalsta­atsanwalt von Oklahoma. Er steht für Trumps Verspreche­n, die ökologisch­en Fesseln zu lockern und soll bald der Umweltbehö­rde EPA vorstehen.

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