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Sparplan beunruhigt Bahn-Belegschaft
Der Aufsichtsrat will heute den Vorstand umbauen und Pofalla befördern.
BERLIN (rtr) Bahn-Chef Grube kann sich bei der heutigen Sitzung seines Aufsichtsrats auf Gegenwind gefasst machen: Sein Kollege Ronald Pofalla, Ex-Chef des Kanzleramts und derzeit Vorstand für Wirtschaft und Recht, soll zum Infrastrukturvorstand aufsteigen. Das trifft bei Aufsichtsräten mit SPD-Parteibuch auf Skepsis. Zur Diskussion steht auch die Verlängerung des Vertrags von Personalvorstand Ulrich Weber, der weitere zwei Jahre bleiben könnte. Immerhin kann Weber zur heutigen Sitzung einen Erfolg im Tarifstreit mit der Gewerkschaft EVG vorweisen: Am Montagabend einigte man sich (wie berichtet) auf eine Lohnerhöhung für die 140.000 Beschäftigten um 5,1 Prozent bei einer Laufzeit über 24 Monate. Damit müssen Bahnreisende Weihnachten und Silvester keine Streiks befürchten. Grubes eigene Vertragsverlängerung soll erst 2017 Thema werden.
Für Debatten dürfte auch das neue Sparprogramm der Bahn sor- gen: Bis 2021 soll das zusätzlich aufgelegte Programm „Operative Exzellenz“(Opex) greifen. Um 800 Millionen Euro soll es den Gewinn erhöhen. Opex setzt bei Werkstätten und Instandhaltung an, wo noch Zehntausende Mitarbeiter beschäftigt sind. Die Bahn hat 100 Millionen Euro für Restrukturierungskosten reserviert. Dahinter verbergen sich in der Regel Abfindungszahlungen und Vorruhestandsregelungen. Zahlen von Stellenstreichungen hat der Konzern nicht genannt. Dies sorgt für Unruhe in der Belegschaft.
Die Dauerkrise im Güterverkehr und das Brexit-Votum der Briten werden über Jahre auf dem Geschäft der Deutschen Bahn lasten. Der Staatskonzern rechnet schon 2017 mit weniger Gewinn. Das geht aus Planzahlen zur heutigen Sitzung hervor. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen soll 2017 nur noch 2,15 Milliarden Euro betragen. Hauptgrund ist die britische Tochter Arriva, die wegen des geplanten Brexits auch unter dem Kursverfall des Pfunds leidet. In Großbritannien sollen im Schienegüterverkehr 800 von 33.000 Stellen gestrichen werden.
Schlechter wird es auch im Kerngeschäft in Deutschland laufen: Für den Fernverkehr wurden die Prognosen erneut zurückgenommen. Umsatz und Gewinn mit IC und ICE schwächelt schon seit Jahren wegen der Konkurrenz der Fernbusse.