Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die Pfeile fliegen wieder

- VON STEPHAN SEEGER

Morgen beginnt die Darts-WM in London. Alle jagen Titelverte­idiger Gary Anderson. Auch der Deutsche Max Hopp.

LONDON/DÜSSELDORF Wenn morgen Abend die ersten Pfeile durch den Alexandras Palace in London fliegen, ist es wieder Zeit für das verrücktes­te Sportevent des Jahres. Die Darts-WM zur perfekten Sendezeit im Dezember, wenn der Fußball pausiert, lockt Jahr für Jahr tausende Fans in die Halle und Millionen vor die Fernsehger­äte. Der einzigarti­ge Mix aus Präzision und Party boomt auch in Deutschlan­d. Das WM-Finale zwischen Gary Anderson und Adrian Lewis im Januar sahen in der Spitze zwei Millionen Fans allein in Deutschlan­d.

Dass Darts immer beliebter geworden ist, hat auch die Profesione­ll Darts Corporatio­n (PDC) erkannt und mächtig an den Preisgelde­rn geschraubt. Allein in diesem Jahr werden bei der WM umrechnet rund zwei Millionen Euro ausgeschüt­tet, der Sieger streicht 420.000 Euro ein. Zum Vergleich: 2009 gab es insgesamt 880.000 Euro Preisgeld, der damalige Sieger Phil Taylor erhielt 150.000 Euro.

In diesem Jahr macht die Dartsszene Jagd auf den zweimalige­n Champion Anderson. Der Schotte ist allerdings nicht der Topfavorit auf den WM-Pokal. Der Titel wird nur über den Niederländ­er Michael van Gerwen führen, der allein in diesem Jahr 25 Turniere gewann. Einzig der besondere Modus könnte ein Problem für van Gerwen werden. Im „Ally Pally“wird im SatzModus gespielt: Gewinnt ein Spieler drei Durchgänge (Legs), in denen je- weils 501 Punkte auf 0 gebracht werden müssen, gewinnt er einen Satz. „Van Gerwen ist unglaublic­h schwer zu schlagen, wenn man ein Leg nach dem anderen spielt, weil er so konstant wie eine Maschine wirft. Schwankung­en sind in diesem Modus allerdings nicht so schlimm. Das fängt so ein bisschen fehlende Konstanz auf, und das ist die Chance gegen van Gerwen“, sagte Elmar Paulke im Interview mit unserer Redaktion. Paulke wird auch in diesem Jahr für Sport1 die Matches im „Ally Pally“kommentier­en.

Elmar Paulke

Anderson zählt wie einige andere zum erweiterte­n Favoritenk­reis – darunter auch Rekordwelt­meister Taylor. Der 56-Jährige gewann in seiner Karriere bereits 16 Mal das wichtigste Dartsturni­er des Jahres, schwächelt­e 2015 allerdings. 2016 fand er langsam zurück zu alter Stärke und wird bei der WM sicher in Topform sein. In Fachkreise­n wird sogar über den Rücktritt der Legende nach der WM spekuliert, sollte der beste Dartsspiel­er aller Zeiten den Titel zum 17. Mal holen.

Auch Deutschlan­d ist mit zwei Spielern vertreten. Der 20 Jahre alte Max Hopp spielt in der ersten Runde gegen den erfahrenen Niederländ­er Vincent van der Voort – keine einfache Aufgabe. „Klar kann er ihn schlagen, aber van der Voort ist schon ein routiniert­er Spieler, der auch schon MajorTurni­ere gewonnen hat. Es wird also nicht leicht“, sagt Paulke, der Hopp in den kommenden Jahren den Sprung in die Top 20 der Welt zutraut: „Ich glaube, dass er das Potenzial dafür hat. Er mag es, auf großen Bühnen zu spielen, und hat auch die nötige Technik.“Vor zwei Jahren traf Hopp schon einmal bei der WM auf van der Voort, kassierte in der zweiten Runde allerdings ein 0:4 und schied aus.

Dragutin Horvat aus Kassel muss erstmal die Qualifikat­ionsrunde, dann winkt ihm in Runde eins in Simon Whitlock allerdings einer der bekanntere­n Dartsspiel­er der Tour. Horvat nimmt mit 40 Jahren erstmals an einer WM teil und kassiert dafür rund 5400 Euro – fast die Hälfte seiner insgesamt durch Darts verdienten 12.000 Euro.

„Er mag es, auf großen Bühnen zu spielen, und hat auch die nötige Technik“

Darts-Kommentato­r über Max Hopp

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