Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Gericht entscheide­t über Krim-Gold

- VON ANNETTE BIRSCHEL

In Amsterdam soll heute die Eigentumsf­rage geklärt werden.

AMSTERDAM (dpa) Irgendwo in den Niederland­en liegt ein Goldschatz: ein 2400 Jahre alter skythische­r Helm, wertvolle chinesisch­e Lackkästch­en aus der Han-Dynastie von der Seidenstra­ße, filigrane Broschen, Juwelen und eine goldene Schwert-Scheide. Alles sicher untergebra­cht an dem geheim gehaltenen Ort – bis klar ist, wer der Eigentümer ist. Das muss heute ein Amsterdame­r Gericht entscheide­n.

Anfang 2014 war alles eindeutig. Das Amsterdame­r Allard Pierson Museum hatte mit vier Museen der Krim und einem in Kiew einen Leihgabe-Vertrag geschlosse­n. Die Kunstschät­ze wurden in der Aus- stellung „Die Krim: Gold und Geheimniss­e des Schwarzen Meeres“gezeigt. Dann aber marschiert­en russische Soldaten auf der Krim ein, ein Referendum folgte, und Russland annektiert­e die Halbinsel.

Damit wurden auch die Hunderten kostbaren Objekte zum Streitfall in dem Konflikt. Unbestritt­en ist: Die Kunstschät­ze sind Staatseige­ntum. Nur von welchem Staat? Das archäologi­sche Museum in Amsterdam war in der Zwickmühle. An wen musste es nach Ende der Ausstellun­g im August 2014 das Gold zurückgebe­n? Die Krim-Museen erinnerten die Niederländ­er an ihre vertraglic­hen Verpflicht­ungen. Doch auch Kiew beanspruch­te die Objekte als Staatseige­ntum. Und sogar Russland schaltete sich ein: Der russische Kulturmini­ster Wladimir Medinski warnte, dass eine Entscheidu­ng für Kiew „Diebstahl“wäre.

Die Richter in Amsterdam müssen nun die ukrainisch­en Gesetze über Kulturerbe interpreti­eren und klären, in welchem Namen die Museen den Leihgabeve­rtrag mit dem Amsterdame­r Museum geschlosse­n hatten. Hat damals der ukrainisch­e Staat entschiede­n oder die Museen selbststän­dig? Inzwischen leiden die Museen auf der Krim schon über zwei Jahre an den Lücken in ihren Sammlungen. Kaum jemand rechnet damit, dass das Urteil der Richter eine Lösung sein wird. Sowohl die Ukraine als auch die Museen der Krim könnten Berufung einlegen.

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