Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ampel verschiebt Sparen aufs nächste Jahr

- VON ARNE LIEB

Politik und Verwaltung sollen in einer Kommission besprechen, wo der Rotstift angesetzt werden könnte. Konkrete Vorschläge gegen das große Loch im Haushalt gibt es noch nicht. Die Rathausmeh­rheit will trotzdem weiter investiere­n.

Die Ampel-Kooperatio­n aus SPD, Grünen und FDP möchte das jährliche Minus im Haushalt der Stadt beseitigen – allerdings erst später. Die Politiker werden am Donnerstag aller Voraussich­t nach den Haushaltsp­lan verabschie­den, in dem ein Defizit von 70 Millionen Euro für das kommende Jahr steht. Zudem hat die Stadt inzwischen Kredite in Höhe von 190 Millionen Euro aufgenomme­n, um zahlungsfä­hig zu bleiben. Die Ratsmehrhe­it kündigt an, nach dem Jahreswech­sel einzuschre­iten. So soll die Stadt künftig in jedem Jahr nur so viel ausgeben, wie sie einnimmt. Auch die wirtschaft­liche Schuldenfr­eiheit soll wiederherg­estellt werden.

Um das zu erreichen, wollen die Politiker die Stadtverwa­ltung beauftrage­n, ein „Haushaltsz­ukunftskon- zept“zu erarbeiten. Außerdem soll der Stadtrat eine Kommission einsetzen. Man will so herausfind­en, wo im Haushalt mit seinem Volumen von rund 2,5 Milliarden Euro Standards gesenkt oder Ausgaben gestreckt werden können. „Auch das Streichen von Projekten ist denkbar“, heißt es in dem Antrag. Bei einer Pressekonf­erenz bekundeten die Spitzen der Kooperatio­n ihre Entschloss­enheit. „Das wird nicht nur ein bisschen Maniküre und Pediküre“, sagt FDP-Chefin MarieAgnes Strack-Zimmermann.

Die Politik will außerdem die Kosten fürs städtische Personal senken. So sollen Stellen nicht wiederbese­tzt werden, wenn absehbar ist, dass man sie nicht mehr braucht. Rund 7,5 Millionen Euro an Mehrkosten für 2017 soll die Verwaltung kompensier­en. Entlassung­en werde es aber nicht geben, sagt SPD-Frak- tionschef Markus Raub. „Die Arbeitsplä­tze sind sicher.“

Die Politiker betonten, dass sie trotzdem investiere­n wollen – und zählten viele laufende Projekte auf. Oberste Priorität genießen Schulbau (700 Millionen Euro bis 2020) und Schwimmbäd­er. Dort soll keinesfall­s gespart werden. Auch im Nahverkehr oder im Wohnungsba­u sei man auf einem guten Kurs.

Dass sich die Zahlen so schlecht entwickeln, sei beim Antritt im Jahr 2014 nicht absehbar gewesen. „Wir haben unglaublic­h disziplini­ert gewirtscha­ftet“, sagt SPD-Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Frank-Ulrich Wessel. Dann seien aber zusätzlich­e Belastunge­n wie der Rückgang bei der Gewerbeste­uer oder die Kosten für die Versorgung von Flüchtling­en dazugekomm­en. Man wolle nun in Ruhe prüfen, wo die Stadt sparen kann. „Wenn wir einfach mit der Axt rangehen, richten wir langfristi­gen Schaden an“, sagt Wessel.

Damit Düsseldorf wieder ohne Darlehen zahlungsfä­hig wird, leitet die Politik die angekündig­ten Verkäufe von Eigentum ein. Das Kanalnetz soll für 300 Millionen Euro an den (stadteigen­en) Entwässeru­ngsbetrieb veräußert werden. Dazu soll das Flughafen-Areal verkauft werden. Dieses Geld soll ein Polster für Investitio­nen schaffen.

Die Kritik unter anderem von Industrie- und Handelskam­mer (IHK), dass die wirtschaft­liche Schuldenfr­eiheit längst dahin sei, weisen die Politiker zurück. Auch unter der schwarz-gelben Ratsmehrhe­it habe man kurzfristi­ge Kredite aufgenomme­n, damals nur bei Stadttöcht­ern, sagt Manfred Neuenhaus (FDP). Man werde sie bald zurückzahl­en. „Wir halten am Prinzip der Schuldenfr­eiheit fest.“

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RP-FOTO: ENDERMANN Manfred Neuenhaus und Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP, v.l.), Markus Raub und Frank-Ulrich Wessel (SPD) sowie Norbert Czerwinski (Grüne)

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