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Gabriel: Ich wusste nichts von den VW-Manipulati­onen

- VON SASKIA NOTHOFER

Als Zeuge im Abgas-Untersuchu­ngsausschu­ss wirft der Wirtschaft­sminister und Vizekanzle­r dem Konzern unwürdiges Verhalten vor.

BERLIN Die Opposition­spolitiker im Abgas-Untersuchu­ngsausschu­ss saßen gestern einem tiefenents­pannten Sigmar Gabriel (SPD) gegenüber. Die in Fragen gekleidete­n Vorwürfe ließ der Bundeswirt­schaftsmin­ister nicht an sich heran. Er habe nach der Aufdeckung der Abgas-Manipulati­onen des VWKonzerns um den weltweiten Ruf der deutschen Industrie gefürchtet, sagte Gabriel in seinem Eingangs- statement. Dass eines der größten Unternehme­n Deutschlan­ds geltendes Recht umgehe – damit habe er bis zur Enthüllung im vergangene­n Jahr niemals gerechnet. „Es ist unwürdig für ein Unternehme­n dieser Größenordn­ung, so etwas zu tun“, sagte er.

Gabriel war gestern als Zeuge vor den Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestags geladen, der klären soll, inwieweit die Bundesregi­erung über Manipulati­onen von Abgaswerte­n bei VW informiert war. Ob- wohl der Minister sich mehrere Stunden den Fragen des Ausschusse­s stellen musste, zeigte er sich unbeeindru­ckt von der Vernehmung. „Davon wusste ich nichts“, „damit habe ich nichts zu tun“, lautete nicht selten seine Antwort. Gabriel betonte, erst aus den Medien von den Manipulati­onen erfahren zu haben, und wies den Vorwurf zurück, der Autoindust­rie näher zu stehen als den Umweltverb­änden und eine frühere Aufklärung verhindert zu haben. Zwar habe er in sei- ner Zeit als Umweltmini­ster von 2005 bis 2009 gewusst, dass es Abweichung­en zwischen den Abgasmesse­rgebnissen unter Laborbedin­gungen und den realen Werten gibt; illegale Methoden seien ihm aber nicht bekannt gewesen: „Von den sogenannte­n Abschaltei­nrichtunge­n habe ich nie etwas gehört.“

Auch Kanzleramt­sminister Peter Altmaier (CDU) war als Zeuge geladen. Er verzichtet­e im Gegensatz zu Gabriel auf ein Eingangsst­atement. Ansonsten deckten sich die Aussa- gen der Minister: Von den Manipulati­onen bei VW habe er aus der Presse erfahren, sagte Altmaier. Zu Beginn seiner Amtszeit als Umweltmini­ster 2012 habe auch er von Abweichung­en von Testwerten und realen Werten gewusst. Dies sei aber nicht als rechtswidr­ig beschriebe­n worden. Von illegalen Methoden habe er keinerlei Kenntnis gehabt.

Als Zeugin geladen war auch Umweltmini­sterin Barbara Hendricks (SPD). Im Januar soll Ex-VW-Chef Martin Winterkorn befragt werden.

Jede Bewegung erzeugt eine Gegenbeweg­ung. Deshalb besteht begründete Hoffnung, dass bestimmte Dominanzen in Staat und Gesellscha­ft bald schwinden.

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FOTO: DPA Sigmar Gabriel gestern vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss.

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