Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die EU schleppt sich in die Weihnachts­pause

- VON MARKUS GRABITZ

Das Europa-Parlament sieht sich bei den Brexit-Verhandlun­gen von den Regierungs­chefs ausgeboote­t.

BRÜSSEL Es war ein frustriere­ndes Jahr, auf das die 28 Regierungs­chefs der EU gestern bei ihrem Gipfel zurückblic­kten. Ob in den Niederland­en, Großbritan­nien oder in Italien – Pro-Europäer wurden regelmäßig vom Wahlvolk abgestraft. In vielen inhaltlich­en Fragen ist man sich uneinig. Am peinlichst­en ist, dass einige Mitgliedsl­änder im Osten sich nicht an die vereinbart­en Regeln zur Umverteilu­ng von Flüchtling­en halten. Da hier keine Lösung in Sicht ist, wurde dieser Streitpunk­t in Brüssel ausgeblend­et – vertagt. Das kleine Malta, das ab Januar die Ratspräsid­entschaft innehat, soll einen Kompromiss finden.

Wenigstens etwas Kitt sollte der Gipfel bringen. Es geht um das Asso- ziierungsa­bkommen zwischen der EU und der Ukraine. Im April hatten die Niederländ­er in einem Referendum „Nee“dazu gesagt. Damit droht das vollständi­ge Inkrafttre­ten im Kreise der 28 zu scheitern. Der Gipfel baute dem niederländ­ischen Regierungs­chef Mark Rutte jetzt eine Brücke. In fünf Punkten wurden Klarstellu­ngen zum fertigen Abkommen formuliert. Damit sollen Bedenken in den Niederland­en ausgeräumt werden. Zum Beispiel soll deutlich gemacht werden, dass eben nicht an den EU-Beitritt der Ukraine gedacht ist. Rutte kündigte an, das Abkommen nun dem Parlament zur Ratifizier­ung vorzulegen.

Auch die Harmonie der Rest-EU beim Brexit bekam einen Kratzer: Der scheidende Präsident des EUParlamen­ts, Martin Schulz, nutzte seinen voraussich­tlich letzten Gipfel noch einmal für den ganz großen Auftritt. Er warf Kommission und Rat vor, das Parlament bei den wohl im März startenden Verhandlun­gen mit London übergehen zu wollen. Das sei „absolut nicht akzeptabel“.

Nach dem formellen Ende des Gipfels beim Abendessen im Kreis der 27 Verblieben­en sollte es um den britischen Austritt aus der EU gehen. Dabei sollte ein Papier verabschie­det werden, das in sieben Punkten Formalien der Verhandlun­gen festlegt. Tatsächlic­h sieht das Dokument, dessen Entwurf unserer Redaktion vorliegt, lediglich die „Unterricht­ung“und den „Gedankenau­stausch“mit dem EUParlamen­t vor. Im Klartext: Der Parlaments­präsident ist von den Verhandlun­gen ausgeschlo­ssen.

Beim Abendessen wollten sich die 27 Regierungs­chefs zudem darauf einigen, der Kommission und damit dem von Präsident Jean-Claude Juncker benannten Brexit-Unterhändl­er Michel Barnier die Verhandlun­gsführung zu übergeben.

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FOTO: DPA Kanzlerin Angela Merkel, EU-Parlaments­präsident Martin Schulz und die britische Premiermin­isterin Theresa May gestern in Brüssel.

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