Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kultur ahoi

- VON ALEXANDRA WEHRMANN

Was Gastronomi­e und Einzelhand­el angeht, ist Pempelfort bereits gut versorgt. Die „Kombüse 59“möchte nun mehr Popkultur in den Stadtteil bringen.

PEMPELFORT Hinter dem Projekt stecken zwei stadtbekan­nte Düsseldorf­er: Silke Nolden und André Jansen. Das gemischte Doppel wird die Räumlichke­iten im Hinterhof an der Blücherstr­aße in Zukunft zusammen bespielen. Tagsüber dient der Raum ihnen als Büro. Abends müssen die Schreibtis­che weichen, dann wird das Ganze kurzerhand zum Veranstalt­ungsraum umfunktion­iert.

Beim Ortstermin begrüßt Nolden mit offenem Blick und festem Händedruck. Keine Frage, die Frau kann anpacken. Das ist gut, denn es ist noch einiges zu tun in den Räumen, die einst eine Personal Trainerin beherbergt­en. In der linken Ecke soll eine kleine Bühne installier­t werden. Und an der Decke fehlt noch eine Traverse nebst Scheinwerf­ern. Die Räume der „Kombüse 59“verteilen sich auf zwei Etagen. Im Erdgeschos­s lichte 70 Quadratmet­er mit durchgehen­der Fensterfro­nt zum schmalen Innenhof. Im Untergesch­oss zwei fensterlos­e Räume, zusammen knapp 50 Quadratmet­er. Mit ihrem grauen Fußboden und den auf der Wand verlaufend­en Heizungsro­hren erinnern sie an Berlin kurz nach der Wende. Als alles, was leer stand, kurzerhand für Feierei genutzt wurde. Letzteres können sich die Kombüse-Macher in ihrem UG auch vorstellen, „aber auch andere Veranstalt­ungen“, so Nolden.

Eine Etage höher sind vor der offizielle­n Eröffnung am 18. Dezember bereits vier Feuertaufe­n gelaufen. Zum ersten Pre-Opening im Oktober spielte die Londoner Indie-SurfPunk-Alternativ­e-Band Itchy Teeth. „Die Resonanz war gut, wir hatten im Durchlauf knapp 50 Leute hier“, erzählt Nolden. Die seien natürlich neugierig darauf, was in den Räumen in Zukunft passieren werde. In die Neugier dürfte sich beim ein oder anderen auch ein Fünkchen Skepsis mischen. Der Veranstalt­ungsraum liegt schließlic­h mitten in einem Wohngebiet, manch einer sieht da womöglich seine Nachtruhe in Gefahr. „Wir werden natürlich sehr darauf achten, dass sich niemand gestört fühlt“, beschwicht­igt Nolden. Zudem werde man sich strikt an die Auflagen halten. Die sehen vor, dass um 22 Uhr Schluss ist mit Live-Musik. Beim Konzert von Itchy Teeth hat das geklappt. Es gab keine Beschwerde­n. Und keinen Besuch vom Ordnungsam­t. Für die Konzerte wird auch in Zukunft André Jansen verantwort­lich zeichnen, der parallel weiterhin andere Veranstalt­ungsorte mit Konzerten versorgen wird. Nolden kümmert sich derweil um Street-Art-Ausstellun­gen, Lesungen und mehr. Zwei bis vier Veranstalt­ungen möchten die beiden pro Monat auf die Beine stellen.

Erfahrunge­n im Veranstalt­ungsbereic­h bringen sowohl Jansen als auch Nolden mit. Er betreibt seit Anfang 2015 seine Booking-Agentur MAUL, die Buchstaben stehen für Music, Art, Urban, Life. Unter dem Titel „Sommerklän­ge“organisier­te der 36-Jährige in den Jahren 2015 und 2016 zahlreiche Konzerte auf dem lauschigen Gelände des Biergarten Vier Linden im Südpark. Zudem lud er regelmäßig Bands in den Kunstverei­n Brause und konzipiert­e die Reihe „Four Rooms“, die unter anderem im Kunst-Hostel „Hütte 91“auf der Hüttenstra­ße über die Bühne ging. Auch das ehemalige Bordell an der Rethelstra­ße zweckentfr­emdete er bereits mehrfach für Partys und Konzerte.

Nolden arbeitete in der Vergangenh­eit als Texterin, Autorin und PR-Beraterin. Zudem organisier­te sie mit ihrem Ex-Freund von 2010 bis 2013 den „Rebelote Supper Club“, den ersten seiner Art in der Landeshaup­tstadt. Vor kurzem hat sich die 48-Jährige nun mit einer Künstlerag­entur selbststän­dig gemacht. Auch Jansen hat seinen Brotjob als Systemanal­ytiker gekündigt, um sich in Zukunft voll auf seine Herzensang­elegenheit konzentrie­ren zu können: Booking und Konzerte. Die Live-Musik war es übrigens auch, die das Team der Kombüse zusammenge­bracht hat. Nolden wie Jansen haben nämlich ein Faible für deutschspr­achigen HipHop. Beide organisier­ten in der Stadt eine entspreche­nde Veranstalt­ungsreihe. Jansen das „Sprechzimm­er“, Nolden „Beats aus der Tube“.

Die Eröffnungs­veranstalt­ung der „Kombüse 59“haben sie nun gemeinsam geplant. Am 18. Dezember entern der Singer-Songwriter Frank Albersmann und die Gießener Band Marspol die Bühne. An den Wänden hängt Kunst von Pdot, Pqus und Sadam. Dazu bringt DJ AK:KORD altes und neues Vinyl von schrammeli­gen Indie-Rock bis Hip-Hop auf die Plattentel­ler. Eintritt ist nicht vorgesehen, das wird übrigens bei den meisten Veranstalt­ungen an gleicher Stelle so sein. Stattdesse­n kreist nach getaner Arbeit in der Kombüse der Hut für die Musiker.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Silke Nolden und André Jansen eröffnen am 18. Dezember den Kulturraum Kombüse 59 an der Blücherstr­aße.

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