Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Zoo stellt seinen Affen-Nachwuchs vor

- VON BÄRBEL KLEINELSEN (TEXT) UND THOMAS LAMMERTZ (FOTOS)

Kleiner, niedlicher Nachwuchs von exotischen Tieren fasziniere­n Zoobesuche­r überall auf der Welt ganz besonders. Auch wenn in Krefeld die Ausmaße der Begeisteru­ng wie einst in Berlin bei der Geburt des kleinen Eisbären Knut nie erreicht werden, so freuen sich doch Verantwort­liche und Tierfreund­e gleicherma­ßen über die Zuchterfol­ge bei den vom Aussterben bedrohten seltenen Arten – zum Beispiel bei den Orang Utans.

Am Tag vor Nikolaus gab es bei den Menschenaf­fen im Zoo Krefeld einen weiteren Zuchterfol­g: Die 23jährige Orang-Utan Dame Lea ist zum dritten Mal Mutter geworden und kümmert sich erneut rührend um ihr weibliches Junges. Eigentlich ist das ein ganz natürliche­r Vorgang, aber in diesem Falle doch etwas Besonderes, denn Lea selbst hat die ersten Monate ihres Lebens bei den Menschen verbracht. Weil ihre Mutter Gusti sie nicht angenommen hatte, wurde sie von den Tierpflege­rn Klaus Reymer und Christine Osswald von Hand und mit der Flasche großgezoge­n. Vater des neuen Nachwuchse­s ist erstmals der aus dem Zoo Köln gekommene Bunjo, der nach dem Tod des alten Zuchtmanne­s Telok neuer Chef der Gruppe ist.

Erst als sie acht Monate alt war, wurde Lea langsam ans Leben im Affenhaus gewöhnt und in die Gruppe integriert. Zuchtweibc­hen Mina hat sich dann um sie gekümmert. Sie sollte, so die Planung der Zootierpfl­eger, wenn sie ihr nächstes Junges großzieht, für Lea ein Beispiel geben. Doch dazu kam es nicht mehr, weil Mina krank wurde und starb, noch bevor sie ein weiteres Junges bekommen konnte. So hatte Lea also nie gesehen, wie eine Affenmutte­r ihr Junges großzieht. Und sie kann es dennoch. Da Lea nach der Aufzucht ihrer ersten Tochter Sungai (Jahrgang 2004) und ihres Sohnes Changi (Jahrgang 2010) schon eine erfahrene Mutter ist, lassen die Tierpflege­r sie selbst entscheide­n, wann sie das Wochenbett verlassen möchte und sich mit dem Jungtier im Gehege den Zoobesuche­rn zeigt.

Der Zuchterfol­g im Zoo ist besonders wertvoll, weil die Orang-Utans zu den auf der roten Liste stehenden besonders bedrohten Arten gehören. Orang-Utans leben nur auf den beiden asiatische­n Inseln Borneo und Sumatra. Weil ihr natürliche­r Lebensraum, der tropische Regen- wald, dort in erschrecke­ndem Tempo abgeholzt wird, sind die Menschenaf­fen mit dem roten Fell äußerst gefährdet.

Krefelds Zoodirekto­r Wolfgang Dreßen bereiste erst vor wenigen Monaten im Oktober Borneo und besuchte eine Reihe von Projekten zur Wiederausb­ürgerung beschlagna­hmter junger Orang-Utans, die von Wilddieben illegal in den zerstörten Lebensräum­en gefangen worden waren.

Zoodirekto­r Dreßen: „Während in den vergangene­n Jahrzehnte­n die Gewinnung von Rohstoffen wie Kohle, Erze und Tropenhölz­ern die Hauptgefäh­rdung der Regenwälde­r Indonesien­s darstellte, sind es heute großflächi­ge Brandrodun­gen zur Gewinnung von Anbaufläch­en für Ölpalm-Plantagen.“Um dem Raubbau an der Natur entgegen zu wirken und den Orang-Utans eine Überlebens­chance zu geben, bemühen sich Naturschut­zorganisat­ionen wie der WWF oder die BOSStiftun­g (Borneo Orang-Utan Survival) seit Jahren um Aufklärung der Bevölkerun­g sowie um die Einrich- tung von Schutzgebi­eten wie Nationalpa­rks. Diese Organisati­onen werden auch vom Krefelder Zoo unterstütz­t, der zugleich am Europäisch­en Erhaltungs­zuchtprogr­amm für Borneo-Orang-Utans teilnimmt, das seine etwa 170 in den europäisch­en Zoos gehaltenen Tiere als Zoo-Botschafte­r der frei lebenden Artgenosse­n sieht.

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Zehn Tage ist die kleine Orang-Utan-Dame im Krefelder Zoo alt, die sich vertrauens­voll an ihre Mutter Lea klammert.
 ??  ?? Der aus dem Zoo Köln gekommene Bunjo ist nach dem Tod des alten Zuchtmanne­s Telok neuer Chef der Gruppe im Krefelder Zoo und Vater des Jungtiers.
Der aus dem Zoo Köln gekommene Bunjo ist nach dem Tod des alten Zuchtmanne­s Telok neuer Chef der Gruppe im Krefelder Zoo und Vater des Jungtiers.
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