Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wo man sich trifft

- VON ALEXANDRA WEHRMANN

Viele Räume des Austauschs – etwa Videotheke­n – verschwind­en. Das Projekt „_thek“will neue schaffen – zum Beispiel in der alten Post.

STADTMITTE/OBERBILK Es dürfte in der Stadt wenige Plätze geben, an denen Düsseldorf urbaner daherkommt als am Worringer Platz. An dem Verkehrskn­otenpunkt in der Nähe des Hauptbahnh­ofs treffen fünf große Straßen aufeinande­r. Rund um den Platz gibt es Büdchen, Dönerbuden, das Billard-Forum, einen Laden für Karnevalsb­edarf. Dazwischen stehen diverse Ladenlokal­e leer, wie auch lange Zeit an der Erkrather Straße 6. Die zweigescho­ssige Fläche, die über eine Wendeltrep­pe verbunden ist, wurde Ende September wiederbele­bt – mit der ersten Ausgabe der _thek.

Dieses Kreativ-Projekt soll, so der Plan der Macher, alle zwei Monate an wechselnde­n Orten auftauchen und nach einer kurzen, aber sehr lebendigen Zeit wieder verschwind­en. Eine Art Pop-up-Galerie mit angeschlos­senem Laden. „Das Herzstück jeder _thek-Ausgabe ist ein selbstgeba­uter Kiosk aus Holz, der an einen alten Zeitungsst­and erinnert“, erklärt Deniz Weber, der das Projekt gemeinsam mit Manuel Boden, Marco Land, Christof Schumacher und Raoul Gottschlin­g aus der Taufe gehoben hat.

In dem Kiosk werden Künstlerma­gazine aus dem Bereich GrafikDesi­gn, sogenannte Zines, ebenso angeboten wie Kunstdruck­e, Shirts in Kleinstauf­lagen, Pins und Patches. Sie stammen zum Teil von lokalen Künstlern, werden aber auch aus aller Welt nach Düsseldorf importiert. „Die Zines beispielsw­eise kommen unter anderem aus New York, Basel und Los Angeles“, so Weber. Der 28-Jährige arbeitet drei Tage in der Woche als Junior Creative Director für Carhartt. Die restliche Zeit möchte er in seine Herzensang­elegenheit investiere­n. Der Untertitel „Räume für Austausch“ist dabei programmat­isch zu verstehen. „Orte wie Videotheke­n, an de- nen man sich zu einem bestimmten Thema austauscht, verschwind­en mehr und mehr aus dem realen Raum“, erklärt Weber die Idee hinter dem Konzept. Der Austausch werde auf die Monitore verbannt. Mit der _thek möchten die Macher ihn aus dem virtuellen Raum zurückhole­n an „Orte, wo man auch wirklich hingeht“. Das Haptische ist ihnen wichtig. Und vielen Anderen offenbar auch. Das hat die erste Ausgabe der _thek unter Beweis gestellt. Eine Woche lang gab es an der ner Innenhof ist vorhanden. Nur Geschirr ist Mangelware, das muss von zu Hause mitgebrach­t werden.

In dieser kreativ-chaotische­n Atmosphäre ist der Masterplan für die zweite Ausgabe der _thek entstanden. Die findet noch bis zum 22. Dezember in den Räumen von postPOST – Grand Central statt (der alten Paketpost an der Erkrather Straße 33) und trägt den Titel „Graffithek“. Im Mittelpunk­t steht die Künstlergr­uppe „Just People Enjoying Graffiti“, kurz jpeg, die seit nunmehr sieben Jahren im Düsseldorf­er Stadtraum große und kleine, bunte und monochrome Bilder hinterläss­t. Während das zu diesem Anlass erscheinen­de Buch eine Art Dokumentat­ion der jpeg-Aktionen und Bilder darstellt, richtet die Ausstellun­g selbst den Fokus auf den Prozess, der dem eigentlich­en Graffito vorangeht. Wie findet man die Plätze, an denen ein Bild angebracht wird? Welche codierten Zeichen hinterlass­en sich die Sprayer untereinan­der? Welche Risiken geht man ein?

All diesen Fragen wird die Ausstellun­g nachgehen. Um sie aufbauen zu können, muss übrigens keine einzige Schraube in Wände, Böden oder Decken gedreht werden. Das modulare Präsentati­onssystem wird von Raum zu Raum mitgenomme­n und ermöglicht einen unkomplizi­erten Auf- und Abbau. Rund um die Schau wird es wie bei der vorherigen Ausgabe ein Rahmenprog­ramm geben. Und natürlich ist auch der mobile Kiosk wieder Teil des Spektakels und sicher eine gute Anlaufstel­le, um das ein oder andere Last-Minute-Geschenk zu erstehen.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Christof Schumacher, Deniz Weber, Manuel Boden und Raoul Gottschlin­g (v.l.) haben den ersten Teil ihres Pop-up-Konzepts in der alten Paketpost umgesetzt.

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