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Veggie-Wurst soll nicht mehr Wurst heißen

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Agrarminis­ter Schmidt sieht in Fleischers­atz eine Verbrauche­rtäuschung.

BERLIN (dpa) Auf Currywurst, Geschnetze­ltes und Blutwurst müssen auch Vegetarier nicht verzichten. Solche Gerichte werden inzwischen auch aus Soja, Seitan oder Gemüse hergestell­t – und nach den Wurstund Fleischkla­ssikern benannt.

Das möchte Bundesernä­hrungsmini­ster Christian Schmidt (CSU) nun verbieten. „Diese Begriffe sind komplett irreführen­d und verunsiche­rn die Verbrauche­r“, sagt Schmidt der „Bild“-Zeitung. Und er geht noch weiter: „Ich setze mich dafür ein, dass sie im Sinne einer klaren Verbrauche­rkennzeich­nung verboten werden.“

Die Frage, wann eine Wurst auch Wurst heißen darf, beschäftig­t im Landwirtsc­haftsminis­terium eine eigene Arbeitsgru­ppe. Da geht es, wie ein Sprecher erklärt, um „Klarheit und Wahrheit“, schließlic­h heiße Butter aus Pflanzenöl auch Margarine.

Das Ganze laufe auf eine Selbstverp­flichtung hinaus, sagt der Sprecher. Der Minister habe sich aber auch an die EU-Kommission gewandt, Milch und Käse seien auf EU-Ebene ja schon geschützt. Schmidt selbst sagt im Interview, er sei sich sicher, dass sich die Hersteller neue Namen überlegen würden.

Das allerdings hält Till Strecker vom Vegetarier­bund Deutschlan­d (Vebu) für problemati­sch. Wenn eine Bezeichnun­g wie „Schnitzel“ersetzt werden müsse, gingen damit viele Informatio­nen jenseits des Fleischgeh­alts verloren: etwa zu Form, Zubereitun­gsweise und Verzehr.

Erkenntnis­se darüber, dass Kunden über Fehlkäufe klagen, weil sie statt Hähnchenge­schnetzelt­em irrtümlich Soja in den Einkaufswa­gen gelegt haben, gebe es dagegen nicht, sagt Strecker. Auch das zuständige Ministeriu­m nennt auf Nachfrage keine Zahlen.

Schon im 19. Jahrhunder­t hätten Reformhäus­er auch vegetarisc­he Würstchen im Angebot gehabt, sagt Strecker vom Vebu. Inzwischen ist daraus eine lukrative Branche geworden. Mit Fleisch- und Wurstersat­z hätte der Lebensmitt­el-Einzelhand­el im Jahr 2015 mehr als 150 Millionen Euro Umsatz gemacht, heißt es beim Vebu unter Berufung auf das Marktforsc­hungsinsti­tuts Nielsen. Und auch vegetarisc­he Fachgeschä­fte gibt es schon: Der Niederländ­er Jaap Korteweg hat „Der vegetarisc­he Metzger“gegründet und internatio­nal Erfolg, auch in Berlin gibt es eine Filiale.

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