Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
INTERVIEW INGO KRAH, GESCHÄFTSSTELLENLEITER PROVINZIAL RHEINLAND „Eine zusätzliche private Pflegevorsorge ist notwendig“
(rps) Ingo Krah, Geschäftsstellenleiter der Provinzial Rheinland aus Düsseldorf, in unserem Experten-Interview zum Thema „Pflegereform/Pflegeversicherung“. Das Thema „Pflege“hat für viele Menschen im Alltag nicht oberste Priorität oder ist mit Ängsten behaftet. Aber sollte sich nicht eigentlich jeder möglichst frühzeitig damit auseinandersetzen? INGO KRAH Eindeutig ja! Ob durch einen Unfall oder eine Krankheit – für jeden Menschen besteht theoretisch das Risiko, ein Pflegefall zu werden. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Jeder dritte Deutsche über 85 Jahre ist heute pflegebedürftig. Zukünftig nehmen die Zahlen drastisch zu. Und Pflege kann einen ja nicht nur selbst irgendwann betreffen, sondern auch enge Angehörige. Da kann das The- ma mitunter früher an Relevanz gewinnen als gedacht. Durch die gesetzliche Pflegeversicherung ist jeder grundsätzlich ja erst einmal abgesichert. Welche Leistungen bietet die gesetzliche Pflegeversicherung im Fall der Fälle? KRAH Die Leistungen haben sich in den letzten Jahren zwar etwas verbessert, auch mit der Umstellung auf die fünf Pflegegrade zum 1. Januar 2017. Es bleibt jedoch dabei: Die gesetzliche Pflegeversicherung ist nur eine Teilabsicherung und trägt im Pflegefall nur etwa die Hälfte der anfallenden Kosten. Das ist ähnlich wie bei der gesetzlichen Rentenversicherung, die auch nur einen Teil der Lebenshaltungskosten deckt. Ist denn eine private Zusatzvorsorge Ihrer Meinung nach notwendig? KRAH Es ist immer ratsam, zusätzlich privat vorzusorgen. Für die private Pflegeversicherung gibt es noch ein weiteres wichtiges Argument: Kinder haften für ihre Eltern. Wenn das eigene Vermögen aufgebraucht ist, sind die nächsten Angehörigen in der Pflicht. Haben denn viele aufgrund der hohen Relevanz eine private Absicherung für das Risiko der Pflegebedürftigkeit getroffen? KRAH Bislang haben sich nur wenige privat gegen das Pflegerisiko abgesichert. In Kundengesprächen stelle ich oftmals fest, dass bei diesem wichtigen Thema Ängste vorliegen, die ich versuche zu mildern. Wie sorgt man nun am besten privat für den Ernstfall vor? KRAH Je nach Wunsch und Bedarf des Kunden gibt es unterschiedliche Vorsorgeangebote. Jeder kann sich seine individuelle private Pflegevorsorge zusammenstellen. Mit dem „Pflege-Bahr“kann man bereits ab zehn Euro im Monat die Pflegelücke verkleinern. Diese Variante fördert der Staat sogar mit 60 Euro pro Jahr. Zur vollständigen Deckung der Pflegelücke empfehle ich ergänzend dazu eine Absicherung über eine „PflegeRente“oder ein „Pflegetagegeld“.