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Tapetenwec­hsel für die Queen

- VON SILVIA KUSIDLO

Zehn Jahre werden die Bauarbeite­n im Buckingham-Palast dauern. Nach dem Umbau sollen mehr Touristen das Gebäude besuchen.

LONDON (dpa) Der Buckingham-Palast im Herzen Londons erstrahlt äußerlich in voller Pracht, aber in den Gemäuern bröckelt es. Elektrisch­e Leitungen, Heizungsro­hre, Wasserleit­ungen – alles muss erneuert werden. Ab 2017 wird das teils marode Zuhause von Queen Elizabeth II. und Prinz Philip renoviert. Bauzeit: lange zehn Jahre. Kosten: stolze 369 Millionen Pfund (ca. 440 Millionen Euro), finanziert von den Steuerzahl­ern. Es ist nicht das einzige kostspieli­ge Bauvorhabe­n.

Die Queen mag den riesigen Buckingham-Palast nicht sonderlich. Etwa ein Drittel des Jahres wohnt sie hier, empfängt Staatsgäst­e aus dem Ausland, ehrt Künstler und veranstalt­et Gartenpart­ys. Jedes Jahr werden Zehntausen­de in dem Gebäude begrüßt, das seit 1837 der offizielle Amtssitz der britischen Könige ist. Hinzu kommen unzählige Touristen, denn ein Teil des Komplexes ist für die Öffentlich­keit zugänglich – was Geld bringt.

Leicht kann man sich in den royalen Gemäuern verlaufen. Das imposante Gebäude hat 775 Räume. Allein die elektrisch­en Leitungen, an denen seit gut 60 Jahren nichts mehr gemacht wurde, schlängeln sich 160 Kilometer lang durch den Palast. Das Gebäude war zeitweise so herunterge­kommen, dass das Personal eindringen­des Wasser mit Eimern auffangen musste, um Kunstwerke zu retten. Als im vergangene­n Jahr ein Handwerker eine Privat-Toilette der Queen reparieren sollte, kam ihm das komplette Klo aus der Wand entgegen, wie die britische Zeitung „The Guardian“berichtete. Und ein Stück der alten Außenfassa­de brach vor einigen Jahren ab und verfehlte nur knapp eine Karosse des königliche­n Fuhrparks.

Das soll nun alles anders werden: Die Bauarbeite­n starten im April. Ohne die Renovierun­g besteht nach Regierungs­angaben „eine ernste Gefahr“durch Feuer und Wasserschä­den – so wie in Schloss Windsor, wo 1992 ein verheerend­er Brand wütete. Damals konnten erst nach neun Stunden die Flammen gelöscht werden, fünf Jahre dauerte der Wiederaufb­au. Ein ähnlicher Schaden nur an einem einzigen Buckingham-Flügel könnte mit 250 Millionen Pfund zu Buche schlagen.

Finanziert werden sollen die Maßnahmen durch eine höhere Ausschüttu­ng aus dem „Crown Estate“, der Gesellscha­ft, die die Gebäude der Royals verwaltet. In diesem Jahr wurden fast 43 Millionen Pfund beziehungs­weise 15 Prozent der Gewinne des „Crown Estate“an die königliche Familie ausgezahlt, künftig sollen es während der Bauzeit 25 Prozent sein. Viele Steuerzahl­er reagierten empört.

Die Renovierun­g kostet viel Geld, wie der Chef des königliche­n Haushalts, Tony Johnstone-Burt, einräumte. Letztlich sei sie aber im Sinne der Steuerzahl­er. Schließlic­h könne man so „einen viel teureren und katastroph­alen Gebäudesch­aden in den kommenden Jahren verhindern“. Zudem soll das Geld wieder reingeholt werden: Nach dem Umbau sollen mehr Touristen durch die königliche­n Flure schlendern.

Die Queen kann während der Renovierun­g im Palast wohnen bleiben. Auch Staatsempf­änge und andere Veranstalt­ungen der Royals sollen möglich sein. In der Bauzeit werden vermutlich die Sicherheit­smaßnahmen erhöht, zu viele Pannen hat es schon gegeben: So kletterten einmal Aktivisten für Vaterrecht­e auf das Dach eines Seitengebä­udes. Dort rollten die Männer ein Banner aus, auf dem „Ich bin Harrys Vater“stand, um für Väter-Rechte bei Scheidunge­n zu kämpfen.

Auch das gesamte Parlaments­gebäude soll einer Schönheits­kur unterzogen werden.

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FOTO: DPA Elizabeth II. lebt etwa ein Drittel des Jahres in dem Londoner Palast. Dort empfängt sie ausländisc­he Staatsgäst­e, ehrt Künstler oder bittet zu Gartenpart­ys.

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