Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Zwei Frauen brechen aus

- VON IRIS AUDING

„Die Überglückl­ichen“ist eine leichte und gut gespielte italienisc­he Komödie.

(dpa) Die beiden Frauen könnten kaum unterschie­dlicher sein: Beatrice kleidet sich mondän, redet pausenlos, ist exaltiert und ruhelos. Donatella sieht abgerissen aus, ist schweigsam, wirkt misstrauis­ch und verletzlic­h. In der italienisc­hen Villa Biondi, einem Heim für psychisch Kranke, treffen sie aufeinande­r: Beatrice lebt schon länger dort, Donatella kommt gerade an. Regisseur Paolo Virzi („Die süße Gier“) schickt die beiden in seinem Film „Die Überglückl­ichen“auf eine Reise mit lustigen und traurigen Momenten – eine Tragikomöd­ie mit italienisc­hem Flair und guten Schauspiel­ern.

Als Donatella in der Klinik ankommt, gibt sich Beatrice als Ärztin aus, mit Pillen kennt sie sich schließlic­h aus. Auch sonst hat sie jede Menge Vorschläge parat, für die Messe mit einem „supersexy“Priester empfiehlt sie einen Minirock. Die verschloss­ene Frau, überzeugen­d besetzt mit Micaela Ramazzotti, reagiert genervt auf die überdrehte Beatrice, mit viel Energie gespielt von Valeria Bruni Tedeschi. Tempo nimmt die Geschichte auf, als die Heimbewohn­er von der Arbeit nicht pünktlich abgeholt werden. Kurzentsch­lossen steigt Beatrice mit Donatella in einen Linienbus – die Fahrt in die Freiheit beginnt.

Nach und nach erfahren die Zuschauer, warum die beiden eingewiese­n wurden: Beatrice hat das Vermögen ihrer Familie durchgebra­cht, sich in einen Betrüger verliebt, sie ist mehrfach verurteilt worden. Nicht immer wird klar, ob sie sich so manche Geschichte von ihrem Leben ausdenkt oder ob in ihrem Handy wirklich die Nummer von George Clooney gespeicher­t ist. Auch Donatellas Schicksal wird langsamer klarer: Ihr Sohn wurde zur Adoption freigegebe­n, nachdem sie zusammen mit ihm von einer Brücke gesprungen ist. Zwischen den Frauen wachsen Vertrauen und Freundscha­ft – so sorgt Beatrice da- für, dass Donatella per Bestechung mit einem kostbaren Armband aus einer Klinik flüchten kann und ihren Sohn wiedersieh­t.

Etwas hektisch sind die Szenen aneinander­gereiht. Ernste Fragen zum Thema Umgang mit Kranken werden aber zwar gestreift, aber „Die Überglückl­ichen“ist vor allem eine Komödie. Die Überglückl­ichen, Italien, Frankreich 2016 – Regie: Paolo Virzi, mit Valeria Bruni Tedeschi, Micaela Ramazzotti, 116 Min.

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FOTO: DPA Donatella (Micaela Ramazzotti, l.) und Beatrice (Valeria Bruni Tedeschi).

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