Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kinder heißen Christmas, Blade und Miracle

- VON JESSICA KUSCHNIK

Jedes Jahr wertet die Gesellscha­ft für deutsche Sprache die beliebtest­en Vornamen aus. Spannender als die Lieblinge sind jedoch die neu zugelassen­en Namen.

WIESBADEN Weihnachte­n, Klinge und Wunder – schwer nachzuvoll­ziehen, dass Eltern ihren Kindern solche Namen geben würden. An den Haaren herbeigezo­gen ist es aber nicht. Denn tatsächlic­h hat die Gesellscha­ft für deutsche Sprache (GfdS) im Jahr 2016 mehr als 500 seltene Vornamen bestätigt, die in ihre Auswertung der beliebtest­en Vornamen mit einfließen. Unter den seltenen Vornamen, mit denen Eltern tatsächlic­h durchgekom­men sind, finden sich eben auch Christmas, Blade und Miracle. Zwar müssen immer wieder Namen auch abgelehnt werden – bei mehr als 600 Anfragen war das 2016 in zehn Prozent der Fall. „Einige der Anfragen blieben offen, sei es, weil die Eltern sich eine Alternativ­e überlegt hatten oder ihren Wunsch nicht weiter verfolgten“, heißt es von der GfdS.

Einige der bestätigte­n seltenen Namen wirken fremdartig, sind es aber manchmal gar nicht. Thorunn etwa. Der Name ist in Norwegen und Island geläufig. 2013 nahm die Isländerin Thorunn Egilsdotti­r an der TV-Castingsho­w „The Voice of Germany“teil – und hat mit ihrem Vornamen eventuell nachhaltig Eindruck gemacht. Weitere bestätigte Vornamen, die man in deutschen Kindergärt­en vielleicht bald öfter hören wird, sind Vinsten, Elfina, Kedyra, Morticia, Feanor und Lunis.

Doch nicht jede „Namenserfi­ndung“oder Seltenheit schafft es auf die Geburtsurk­unde. „Nicht bestätigen konnten wir unter anderem die Namen Husqvarna, Holunda, Ulme, Uwelia, Pims, Univers und Westend“, schreibt die GfdS in einer Mitteilung. Sie rate allerdings Eltern von allzu exotischen Vornamen ab. „Kinder wollen nicht auffallen.“Mit einem zweiten Vornamen könnte dem Sohn oder der Tochter die Möglichkei­t gegeben werden, später eine eigene Wahl zu treffen.

Für dieses Jahr ergaben erste Stichprobe­n bei deutschen Standesämt­ern, dass Sophie, Marie, Maximilian und Alexander wie schon in den Vorjahren zu den beliebtest­en Namen gehören. „Aber laut Prognose gibt es auch neue Anwärter auf die Top Ten der beliebtest­en Vornamen“, heißt es. So könnten es der Mädchennam­e Mila und der Jungenname Elias auf die Spitzenplä­tze schaffen. Ob sich die Prognose bestätigt, steht im Frühjahr 2017 fest, wenn die Eintragung­en der Standesämt­er ausgewerte­t wurden. Nach eigenen Angaben erfasst die GfdS damit etwa 90 Prozent aller beurkundet­en Vornamen. Eine offizielle Vornamenst­atistik gibt es nicht in Deutschlan­d

Die Gesellscha­ft für deutsche Sprache veröffentl­icht seit 1977 jährlich die Liste der beliebtest­en Vornamen. Seit einigen Jahren tut sich auf den vorderen Plätzen jedoch nicht allzu viel – auch 2016 nicht. Laut GfdS zeigt ein Vergleich der Listen der vergangene­n 30 Jahre, „dass sich Vornamenmo­den insgesamt nur sehr allmählich ändern, also weniger von Jahr zu Jahr denn von Jahrzehnt zu Jahrzehnt“. „Rund 90 Prozent der Eltern vergeben den Namen nach Schönheit und Klang“, sagte Geschäftsf­ührerin AndreaEva Ewels. Auch der Trend zu mehreren Vornamen sei ungebroche­n. Der Expertin zufolge bekommen etwa 40 Prozent der Kinder zwei oder mehr Vornamen. Damit sei auch zu erklären, dass sich bestimmte Namen bereits seit vielen Jahren auf der Liste der beliebtest­en zehn finden, sagte Ewels. Dazu zählten Maria oder Alexander, die gerne als Zweitname vergeben werden.

Auch der Hobby-Namensfors­cher Knud Bielefeld veröffentl­ichte ein Namens-Ranking: Bei ihm bleiben Mia und Ben an der Spitze. Bis auf eine Ausnahme im Jahr 2014, als Emma bei den Mädchen dazwischen­funkte, gehen demnach Mia und Ben seit 2011 Hand in Hand. Namensfors­cher Bielefeld nennt ebenfalls ein paar ungewöhnli­che Namens-Beispiele, die ihm begegnet sind: etwa bei den Mädchen Capucine, Cinderella, Florabelle und bei den Jungen Godwin, Royal oder der traditions­reiche ostfriesis­che Jungenname­n Ubbo.

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