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Malta soll es richten

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Der kleinste Mitgliedst­aat der EU übernimmt am 1. Januar die Ratspräsid­entschaft.

VALLETTA (dpa) Die Rufe des Landes, das gerade mal so groß wie München ist, dringen nicht oft bis nach Brüssel durch. Anfang des Jahres wird das anders – da übernimmt Malta die EU-Ratspräsid­entschaft von der Slowakei. Bei dem Wechsel könnten sich kaum gegensätzl­ichere Standpunkt­e treffen. Denn eins der wichtigste­n Themen wird die Flüchtling­skrise sein.

Dabei vertritt der Inselstaat im Mittelmeer genau die entgegenge­setzte Position des östlichen Landes, das sich in der Debatte um die Flüchtling­sverteilun­g in Europa eher im Lager der Bremser befindet. Malta liegt zwischen Libyen und Italien auf der Route Hunderttau­sender Flüchtling­e, die eine Zukunft in Europa suchen. Viele Rettungsei­nsätze finden in maltesisch­en Ge- wässern statt. Einige der Opfer des wohl schwersten Bootsunglü­cks im Mittelmeer mit bis zu 900 Toten im April 2015 wurden auf Malta beigesetzt – ein Symbol für das Versagen der EU in der Flüchtling­sfrage.

Malta will während seiner ersten Ratspräsid­entschaft die Konflikte entschärfe­n. Sein Land verstehe sich als Brückenbau­er, sagte Ministerpr­äsident Joseph Muscat im November in Brüssel. Es habe selbst Erfahrung mit der Flüchtling­skrise und übe Solidaritä­t mit Italien und Griechenla­nd. Doch müsse man sich auch die Bedenken der Osteuropäe­r anhören, die eine Verteilung der Asylsuchen­den ablehnen.

Anfang Februar soll das Thema Migration bei einem EU-Gipfel in der Hauptstadt Valletta diskutiert werden. Die Stabilisie­rung Libyens, wo die Flüchtling­sboote meist ablegen, und bessere Partnersch­aften zwischen afrikanisc­hen Herkunftsl­ändern und Europa gehören dazu.

Ein anderer, nicht minder komplexer Schwerpunk­t wird der Austritt Großbritan­niens aus der EU sein. Muscat zeigte sich bisher als wenig softer Brexit-Verhandlun­gspartner. Es liege ein tiefer Graben zwischen den Vorstellun­gen Großbritan­niens, wie die Verhandlun­gen ablaufen sollen, und denen der EU, sagte er dem Magazin „Politico“. Man solle sich auf harte Verhandlun­gen gefasst machen. Der maltesisch­e Premiermin­ister gilt als EUFreund. Malta hat sich seit dem EUBeitritt vor zwölf Jahren gut positionie­rt: Er ist der einzige südeuropäi­sche EU-Staat, der die Finanzkris­e gut überstande­n hat.

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