Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Eklat um NRW-Verdiensto­rden

- VON THOMAS REISENER

Aktivistin lehnt höchsten NRW-Orden wegen Afghanen-Abschiebun­g ab.

DÜSSELDORF Die umstritten­e Abschiebun­g von zehn Afghanen aus NRW in das von einem Bürgerkrie­g gezeichnet­e Land zieht auch zwei Wochen später noch Kreise. Aus Protest will die internatio­nal mehrfach ausgezeich­nete Friedensak­tivistin Barbara Gladysch aus Düsseldorf nun die Annahme des „Landesverd­ienstorden­s NRW“verweigern.

Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) wollte der 76-Jährigen, die sich seit Jahrzehnte­n für Flüchtling­e einsetzt, den Verdiensto­rden eigentlich im Januar verleihen. Der Verdiensto­rden ist neben dem Staatsprei­s die höchste Auszeichnu­ng des Landes NRW.

In einem Brief an Kraft und NRWInnenmi­nister Ralf Jäger (SPD), der unserer Redaktion vorliegt und der gestern in der Staatskanz­lei einging, schreibt Gladysch: „Der Krieg ist Wirklichke­it in Afghanista­n, und Ihre Entscheidu­ng, Flüchtling­e dorthin zu schicken, ist unanständi­g und für eine SPD/Grüne-Landesregi­erung nicht akzeptabel! Es ist geplant, mir den Landesverd­ienstorden zu überreiche­n. Ich verweigere die Annahme aus Protest gegen die Entscheidu­ng des NRW-Innenminis­ters Ralf Jäger, die Sammelabsc­hiebungen nach Afghanista­n mitzutrage­n.“

Vor rund zwei Wochen hatte das Bundesinne­nministeri­um erstmals eine Sammelabsc­hiebung nach Afghanista­n organisier­t. Mit an Bord waren mit Duldung der NRW-Landesregi­erung auch zehn Afghanen aus NRW. Die Sammelabsc­hiebung hatte bundesweit Proteste ausgelöst, dennoch soll schon im Januar eine weitere organisier­t werden. In NRW gab die flüchtling­spolitisch­e Sprecherin der Grünen, Monika Düker, aus Protest ihr Amt auf und löste damit eine Koalitions­krise aus.

Auch die Kirchen protestier­en. In einer gemeinsame­n Erklärung der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland und von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hieß es: „Es muss sichergest­ellt sein, dass Personen, die abgeschobe­n werden, in ihrem Heimatland keine Menschenre­chtsverlet­zungen drohen. Bei Abschiebun­gen in das Bürgerkrie­gsland Afghanista­n ist dieser Schutz nach unserer Auffassung nicht gegeben.“

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FOTO: ENDERMANN Barbara Gladysch

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