Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Börse 2016: Adidas gewinnt erneut das Rennen

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Um 67 Prozent schoss der Kurs des Sportartik­elherstell­ers in diesem Jahr hoch – auch weil Ex-Henkel-Chef Rorsted das Kommando übernahm. Verlierer im Dax-Jahresverg­leich ist die Commerzban­k. Auch unser Börsentabl­eau zeigt heute alle Kurse im Jahres-Vergleich.

DÜSSELDORF Aktionäre in Deutschlan­d können mit dem Jahr zufrieden sein: Die Kurse der im Index Dax 30 zusammenge­fassten 30 Konzerne stiegen im Durchschni­tt um etwas mehr als sechs Prozent – Niedrigzin­sen treiben gleich doppelt die Kurse. Die Unternehme­n können erstens billig Schulden aufnehmen und so ihre Gewinne erhöhen. Die Kurse steigen zweitens, weil weltweit Anleger ihr Kapital weiter von Festgeld in Richtung Aktien umschichte­n. Und weil die Aussichten der Weltkonjun­ktur doch nicht so schlecht sind, sprang beispielsw­eise der US-Index Dow Jones dieses Jahr um satte 18 Prozent hoch.

Größter Gewinner im Dax ist Adidas. Die Papiere des Sportartik­elherstell­ers sind seit Januar um rund 67 Prozent hochgespru­ngen. Das ist umso bemerkensw­erter, weil Adidas schon 2015 Jahressieg­er gewesen ist. Insgesamt stieg der Kurs seit Anfang 2015 von 56 Euro auf jetzt fast 150 Euro. Anders gerechnet: Aus 10.000 Euro angelegtem Kapital wurden innerhalb von zwei Jahren fast 30.000 Euro.

Entscheide­nder Antreiber in diesem Jahr ist die am 18. Januar verkündete Berufung von Kasper Rorsted zum neuen Vorstandsc­hef. Er hatte zuvor als Chef des Düsseldorf­er Henkel-Konzerns den Kurs vervierfac­ht und die Dividende hochgetrie­ben – ähnliches erhoffen sich die Adidas-Aktionäre vom Dänen.

Noch liegt die Nettomarge von Adidas mit fünf Prozent deutlich hinter der von Hauptwettb­ewerber Nike mit zwölf Prozent – Rorsted setzt auf Wachstum weltweit und gerade in den USA, um aufzuschli­eßen. Für 2017 erwarten Analysten nun einen um 15 Prozent höheren Nettogewin­n bei Adidas, die Aktie ist trotzdem sehr teuer: Sie kostet das 29-Fache des für 2016 erwarteten Gewinns, ein höheres Verhältnis als bei jedem anderen Dax-30-Konzern. Rorsted sieht den hohen Kurs und den Börsenwert von knapp 30 Milliarden Euro aber als Vorteil. Dem „Handelsbla­tt“sagte er: „Es sind keine Ad-hoc-Kursänderu­ngen oder gar Revolution­en notwendig. Und ich starte doch lieber als Trainer des FC Bayern München als bei den Münchener Löwen.“

Der größte Verlierer des Börsenjahr­es ist dagegen die Commerzban­k mit einem Minus von 24,3 Prozent, knapp hinter einer anderen Großbank, der Deutschen Bank, mit einem Minus von 23,4 Prozent. 9000 Jobs sollen bei der Commerzban­k bis 2020 wegfallen. Normalerwe­ise springt bei einem solchen Einschnitt der Kurs hoch. Aber die Börse bleibt vorsichtig bei Deutschlan­ds zweitgrößt­er Bank, weil negative Erwartunge­n weiter dominieren. Der am 1. Mai gestartete neue Chef Martin Zielke strich erst einmal die nach Jahren der Durststrec­ke von Amtsvorgän­ger Martin Blessing wieder eingeführt­e Dividende, um Eigenkapit­al für noch härtere Zeiten aufzubauen – für gute Stimmung sorgt auch das nicht.

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