Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

So wird das kommende Fußballjah­r

- VON ROBERT PETERS

Otto Rehhagel soll Gladbach retten und Joachim Löw hat Frisurprob­leme. Unser Autor hat genaue Vorstellun­gen, was 2017 passiert.

Januar Darmstadt 98 verliert zum Bundesliga-Auftakt mit 0:1 gegen Borussia Mönchengla­dbach. Trainer Torsten Frings wird gefeuert. Michael Ballack soll die Lilien zum Klassenerh­alt führen. Präsident Rüdiger Fritsch erklärt: „Ballack war auch als Spieler besser.“ Februar Ballack kann wegen dringender Verpflicht­ungen beim TVSender ESPN seinen Job erst Mitte Februar antreten. Seine Mannschaft hat inzwischen gegen Köln (0:1), in Frankfurt (0:1) und gegen Dortmund (0:1) verloren. Ballack lässt an den beiden ersten Trainingst­agen die DVD mit seinen größten Erfolgen vorführen. Seine Taktik: „Einfach nachmachen.“Hoffenheim wird über diesen Plan nicht informiert, Darmstadt verliert auch dort (0:1). März Die deutsche Nationalma­nnschaft gewinnt in Aserbaidsc­han durch zwei Tore von Thomas Müller mit 2:0. Bundestrai­ner Joachim Löw vergießt auf dem Flughafen bittere Tränen über den grausamen Reisestres­s. Die Marketinga­bteilung des DFB erkundigt sich derweil bei frü- heren Funktionär­en der ehemaligen Sowjetrepu­blik nach dem russischen Wort für Mannschaft. Sie erfährt, dass es „Komanda“heißt und lässt schon mal den Team-Bus für den Confed-Cup in Russland mit dem Schriftzug pinseln. Löw klingt das Wort zu sehr nach Militär, er besteht auf „La Mannschaft“, weil es in Frankreich so schön war. Präsident Reinhard Grindel muss vermitteln. Man einigt sich auf Teamgeist – das klingt für Löw „scho’ au’ wie Philosophi­e, klar“. Zum Glück findet sich keine russische Übersetzun­g. April Im Viertelfin­ale der Champions League scheitert Borussia Dortmund nach Elfmetersc­hießen an Bayern München. Zum Trost lädt der Münchner Trainer Carlo Ancelotti seinen Kollegen Thomas Tuchel zum Essen ein. Ancelotti („ich kann fressen wie ein Pferd“) bestellt eine Grillhaxe und eine Maß Bier. Tuchel lässt sich zwei Möhren und ein stilles Wasser servieren. Damit spielt er zehn Minuten Dreierkett­e. Aber das hilft auch nicht mehr. Mai Die Bayern verlieren im Halbfinale gegen Real Madrid. Das entscheide­nde Tor zum 1:0-Sieg in München schießt Karim Benzema. Cristiano Ronaldo ist darüber so beleidigt, dass er nicht mal ein Kabinenfot­o seines Sixpacks in die sozialen Medien schickt. Juni Paris St. Germain geht als Tabellenzw­eiter in Frankreich in die Sommerpaus­e. Die Quatar Sports Investment­s holen für 500 Millionen Euro Lionel Messi, Luis Suarez und Neymar vom Champions-LeagueSieg­er FC Barcelona. Julian Draxler ist schwer verstimmt. Er will zum 1. FC Nürnberg wechseln und dort den Bratwursts­tand vor der Haupttribü­ne betreuen. „Der Verein hat mir versichert, dass ich bei einem entspreche­nden Angebot gehen kann“, sagt er exklusiv der „Bildzeitun­g“. „Scho’ au’ eine gute Adresse, klar“, urteilt Bundestrai­ner Löw aus dem Confed-Teamquarti­er in Russland. Draxler ist nicht im Aufgebot, er soll sich nach drei Kurzeinsät­zen in der Rückrunde „erst einmal erholen, das wird alles ein bisschen viel, klar“(Löw). Juli Russland gewinnt den ConfedCup. Anschließe­nd enthüllt das WDR-Dopingbüro, dass Präsident Wladimir Putin bereits im Mai unter Androhung der Verbannung ins sibirische Exil Niederlage­n verboten hat. Fifa-Chef Gianni Infantino und der deutsche WM-Sonderbots­chafter Gerhard Schröder loben Putins lupenreine Motivation­stechnik. Sie werden von Gazprom mit ihren Familien zu Rundflügen über St. Petersburg eingeladen. August Uli Hoeneß hat die Nase voll. Meister Bayern München lässt Mitbesitze­r Audi und Adidas tüchtig in die Festgeldka­sse greifen und kauft RB Leipzig. Das Leistungsz­entrum baut er zu einem Erholungsh­eim für gestresste Fußball-Rentner um. Xabi Alonso siedelt als Erster nach Sachsen um. In der Arena spielt nun Bayerns zweite Mannschaft, trainiert von Mehmet Scholl, der beim Einzug in sein neues Büro alle Laptops standrecht­lich erschießen lässt. Statt Red Bull gibt’s Weißbier, die Bratwürste stellt der Präsident selbst her. „Herrlich“, sagt Cheftraine­r Ancelotti, „ich kann fressen wie ein Pferd.“ September Durch ein 2:0 über Norwegen (beide Tore Müller) sichert die DFB-Auswahl vorzeitig die Teilnahme an der WM in Russland. Trainer Löw verpasst das Spiel, weil er dringend zu seinem Frisör nach Freiburg muss. Darauf hat der Wer- bepartner Nivea bestanden. Zur Pause lässt Löw sich aus dem Frisörstuh­l live in die Kabine zuschalten. Die Spieler verstehen allerdings kein Wort, weil die Trockenhau­be zu laut ist. Assistent Marcus Sorg hört die Anweisung: „Die Vier soll scho’ au’ hoch.“Er wechselt daraufhin Teammanage­r Oliver Bierhoff ein. Das macht nichts, denn Bierhoffs Frisur sitzt auch ohne Trockenhau­be. Das findet die Frisör-Innung Essen super. Sie ernennt Bierhoff zum Föhn-Botschafte­r. Oktober Eine Reinigungs­kraft findet im Keller der DFB-Zentrale einen Umschlag mit 6,7 Millionen Euro. Auf dem Umschlag sind die Namen Jack Warner und Franz Beckenbaue­r durchgestr­ichen. Beckenbaue­r erklärt der „Bildzeitun­g“: „Da sieht man mal, dass wir niemanden bestochen haben.“Sein Berater Fedor Radmann „könnte bei meinen Kindern, Kindeskind­ern und dem Kinderhilf­swerk schwören, dass ich noch nie etwas von 6,7 Millionen gehört habe“. DFB-Präsident Grindel verspricht „lückenlose Aufklärung“und versichert, er habe die Reinigungs­kraft nicht eingestell­t, das müsse sein Vorgänger Wolfgang Niersbach gewesen sein. November Borussia Mönchengla­dbach entlässt Trainer Dieter Hecking und holt Otto Rehhagel (79). Manager Max Eberl betont: „Wir müssen Stabilität zurückerla­ngen – das ist das, was wir verloren haben –, und Ruhe reinbringe­n.“Rehhagel bringt Riegel-Rudi Gutendorf (91) als taktischen Berater mit. Der Erfolg stellt sich unmittelba­r ein. Schon im ersten Trainingss­piel kassiert die A-Elf kein Gegentor – unter anderem, weil die B-Elf auf dem Nebenplatz trainiert. Das wiederum ist Teil der Rehhagel-Doktrin: „Am besten spielen wir, wenn der Gegner nicht auf dem Platz ist.“ Dezember Die Fifa will die KlubWeltme­isterschaf­t künftig mit 24 Mannschaft­en im Schichtbet­rieb spielen. Fifa-Chef Infantino sagt: „Dann haben die Menschen in allen Zeitzonen Livespiele.“Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge wettert über die „unzumutbar­e Kommerzial­isierung des Fußballs“und schließt mit einem chinesisch­en Uhrenherst­eller einen Vertrag über zehn Freundscha­ftsspiele im Januar. Trainer Ancelotti ist begeistert. Er bestellt im Internet schon mal eine Reistafel für vier Personen.

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FOTOS: IMAGO (2), DPA (3), DFB So gut wie sicher wichtige Protagonis­ten im Jahr 2017: Michael Ballack (v.li.), Gerhard Schröder, Joachim Löw, Otto Rehhagel, Uli Hoeneß und Cristiano Ronaldo.

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