Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Eine „Mrs. Books“für zwei Läden

- VON REGINA GOLDLÜCKE

Maxi von Zittwitz musste nach dem Tod ihrer Mutter plötzlich Verantwort­ung für zwei Buchhandlu­ngen übernehmen.

Monate der Trauer, Monate des Neubeginns: Maxi von Zittwitz erlebte in diesem Jahr ein Wechselbad der Gefühle. Vorherrsch­end ist der Verlust ihrer Mutter, der in Meerbusch hochgeschä­tzten Buchhändle­rin Dorothee von Zittwitz. Die Seele von „Mrs. Books“starb Ende Juli mit 65 Jahren, keiner aus der Familie hatte damit rechnen können.

Für ihre Tochter bedeutete das von einem Tag auf den anderen ein Höchstmaß an Verantwort­ung. Bisher hatte sie das zweite Buchgeschä­ft in Osterath geführt. „Dass ich die Nachfolge meiner Mutter in Lank antrete, hätten wir uns vielleicht in zehn Jahren vorstellen können“, sagt sie. „Meine Tochter Fritzi ist zweieinhal­b, ich kann momentan gar nicht Vollzeit arbeiten.“Doch dann war sie plötzlich in der Pflicht. „Erst fragte ich mich, wie ich das bloß schaffen soll. Aber zum Glück habe ich in beiden Läden Superteams, das erleichter­te mir die Übernahme“, erzählt sie.

Ihr Vater Christian von Zittwitz, Cheredakte­ur des Magazins „BuchMarkt“, ist zwar formell noch Inha- ber von „Mrs. Books“, hält sich aber wie eh und je aus dem operativen Geschäft heraus. Ihre Lehre als Buchhändle­rin machte Maxi von Zittwitz (39) in Lank. „Ich liebäugel- te kurz damit, Schauspiel­erin zu werden, aber meine Mutter meinte, ich solle mir erst eine solide Basis verschaffe­n. Sie hatte Recht, denn bald war ich mir sicher, es könne keinen schöneren Beruf geben.“Der Erfahrung wegen wechselte sie nach Hamburg zu Thalia. „Eine gute Schule“, sagt sie. „Es war interessan­t und hilfreich, Einblick bei einem Großbuchhä­ndler zu bekommen. Und sei es nur, um zu wissen, wie man es nicht haben will. Ich profitiere heute noch davon.“Einen kleinen Seitenspru­ng gestattete sich Maxi von Zittwitz aber doch noch. Sie studierte Indonesisc­h und Geographie, bis ihr Entschluss endgültig gereift war: „Ich bin mit Leib und Seele Buchhändle­rin.“

Sie kehrte nach Meerbusch zurück, als ihre Mutter den Laden in Osterath eröffnete. „Mir ist die Kundschaft dort richtig ans Herz gewachsen“, sagt sie. „Ein bisschen vermisse ich meine Osterather, weil ich jetzt häufiger in Lank bin. Anderersei­ts habe ich mich auch sehr auf die Lanker gefreut, viele Gesichter sind mir aus meiner Lehre noch vertraut.“

Die Programme mit Lesungen und Veranstalt­ungen werden in beiden Buchhandlu­ngen wie gewohnt fortgeführ­t. Maxi von Zittwitz unterstütz­t ihre Mitarbeite­r darin, das Sortiment mit Büchern nach deren eigenem Geschmack zu bereichern. So hat jeder Laden seine besondere Prägung, und überall lassen sich liebevoll ausgesucht kleine Perlen entdecken. Das Einzige, was der jungen Chefin in diesen spannenden Zeiten abgeht, ist die Muße zum Lesen. „Das schaffe ich jetzt nur am Abend oder in der Mittagspau­se, aber ich kann ganz gut quer lesen“, sagt sie. Allzu geduldig müsse man nicht sein, wenn die Lektüre einen nicht packt, empfiehlt sie. „Auch ein Bestseller ist kein Qualitätsm­erkmal. Ich höre dann nach spätestens 50 Seiten auf. Alles andere wäre Zeitversch­wendung – wo es doch so viele tolle Bücher gibt.

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