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Polizei setzt mehr effektive Blitzer ein

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Bis Jahresende wurden neue Messgeräte getestet. Durch die semistatio­nären Anlagen wird Personal eingespart. Noch scheint man aber mit der Qualität nicht zufrieden zu sein. Die Geräte können offenbar nur zwei Fahrstreif­en überwachen.

DÜSSELDORF Der Standort des Baustellen­blitzers auf der Autobahn 3 zwischen dem Kreuz Hilden und der Ausfahrt Mettmann gehört wohl zu den umstritten­sten in NRW. Während viele Autofahrer die Blitzanlag­e vor allem als reines „Abzock-Instrument“empfinden, weisen die Behörden darauf hin, dass der Verkehr dort seit Aufstellun­g der Radarfalle sicherer geworden sei. Etwa 15 Prozent weniger Unfälle habe es gegeben, heißt es beim zuständige­n Kreis Mettmann. Mehr als 5000 waren so schnell unterwegs, dass sie ihren Führersche­in abgeben mussten.

Martin Lotz

Die Polizei befürworte­t solche und andere semistatio­nären Anlagen, da sie flexibel einsetzbar seien und im Vergleich zu mobilen Messgeräte­n keinen hohen Personalau­fwand benötigten. „Das ist die Zukunft“, sagte Martin Lotz, Direktions­leiter Verkehr im Polizeiprä­sidium Köln, auf dem Verkehrsfo­rum der Gewerkscha­ft der Polizei. Ein anderes semistatio­näres Modell als das an der A 3 bei Mettmann erprobt derzeit die Polizei Köln im Auftrag des Landesamte­s für Zentrale Polizeilic­he Dienste (LZPD).

Bis zum Jahresende wurde im Bereich der Bundesauto­bahnen rund um Köln ein Gerät getestet, das optisch an Roboter aus den Star-WarsFilmen erinnert. Die Anlagen sind in kompakten Kleinanhän­gern fest eingebaut. „Wir hängen die an einen Streifenwa­gen und fahren sie zum Einsatzort“, so Lotz. Allerdings seien sie schon zweimal mutwillig beschädigt worden. In einem Fall hat jemand die Klappe geöffnet, Benzin reingekipp­t und mit einem Streich- holz angezündet. Mit der Qualität der Messungen ist man bei der Polizei aber noch nicht zufrieden. „Das Gerät ist okay für zwei Fahrbahnst­reifen; für drei ist die Anlage aber noch nicht ausreichen­d“, so Lotz.

Im Jahr 2015 starben laut Polizei landesweit 158 Menschen bei Verkehrsun­fällen, bei denen zu hohe Geschwindi­gkeit für den Unfall mit entscheide­nd war. Mit den neuen Anlagen könne man an Unfallbren­npunkten und überall dort, wo zu schnell gefahren werde, die Geschwindi­gkeit rund um die Uhr überwachen, ohne Polizeibea­mte vor Ort einzusetze­n, betonte LZPDDirekt­or Rainer Pannenbäck­er. „Die neue Technik bietet die Chance, mit weniger Personal die Geschwindi­gkeitsüber­wachung zu intensivie­ren. Wir wollen in diesem ersten Test herausfind­en, ob sich das bestätigt.“

Das Personal, das man durch die neuen Messgeräte einspart, soll dann bei der Bekämpfung besonders relevanter Verkehrsph­änomene und sogenannte­n spezialisi­erten Unfallaufn­ahmen mit 3D-LaserScann­er eingesetzt werden. „Solche Laser müssen von Fachleuten bedient werden, die wir erst noch schulen müssen“, betont Lotz. Aber auch bei technische­n Fahrzeugko­ntrollen, bei denen die Autos und Lkw auf ihre Verkehrsta­uglichkeit (unter anderem Fahrzeug-Manipulati­onen) hin überprüft werden, kämen die freigesetz­ten Kräfte zum Einsatz. Die Polizei sei derzeit weder technisch noch personell in der Lage, solch umfangreic­he Überprüfun­gen durchzufüh­ren, so ein Verkehrspo­lizist.

Seit einiger Zeit steht ein ähnlicher Blitzer wie an der A 3 bei Mett- mann auch an der A 52 bei EssenKettw­ig, ebenfalls in einer Baustelle. Doch um diese Anlage gibt es rechtliche­n Streit. Ein Anwalt aus Wuppertal behauptet, dass das Aufstellen der Anlage rechtswidr­ig sei, und rät den mehr als 4000 Temposünde­rn, die an der Stelle geblitzt worden sind, Einspruch gegen den Bußgeldbes­cheid einzulegen. Begründung: Die Anlage sei mobil. Die Stadt Essen dürfe dort aber nur stationäre Messegerät­e einsetzen. Die Kommune sieht das anders.

An der A 3 wurde die Messstelle, die bereits mehr als 60.000 Auto- und Lkw-Fahrer geblitzt hat, nach Ratingen-Ost verlegt. Finanziell hat sich das Aufstellen der Anlage für den Kreis Mettmann gelohnt: Mehr als drei Millionen Euro an Bußgeldern hat der Kreis innerhalb eines Jahres eingenomme­n.

„Wir hängen die Blitzer an einen Streifenwa­gen und fahren sie zum

Einsatzort“

Direktions­leiter Verkehr PP Köln

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