Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Beamte verlangen besseren Schutz vor Übergriffe­n

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Diskutiert wird unter anderem, dass der Staat nach Attacken stellvertr­etend für seine Beschäftig­ten Schmerzens­geld eintreibt.

KÖLN Ab morgen strömen aus der gesamten Republik Beamte ins Rheinland – ein alljährlic­hes Ritual. Denn immer im Januar veranstalt­et der Deutsche Beamtenbun­d (DBB) seine Jahrestagu­ng in der Kölner Messe – eine Mischung aus Klassentre­ffen, Diskussion­sforum und Vergewisse­rung der eigenen Bedeutung. Schließlic­h schafft es DBBChef Klaus Dauderstäd­t regelmäßig, hochkaräti­ge Redner zu gewinnen: In diesem Wahljahr gibt sich Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) höchstselb­st die Ehre. Weitere Teilnehmer sind unter anderem Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) und NRW-Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD).

Für Kraft ist die DBB-Jahrestagu­ng so kurz vor der NRW-Wahl ein Pflichtter­min, hat sie doch Boden in der Beamtensch­aft gutzumache­n. Das Ansehen der NRW-Regierungs­chefin hatte stark gelitten, nachdem ihre Regierung die Tariflohne­rhö- hung 2013 und 2014 nicht auf alle Beamten übertragen wollte. Der Verwaltung­sgerichtsh­of in Münster kippte diesen Sparversuc­h zulasten der höheren Besoldungs­gruppen. Eine Klatsche für Kraft und ihren Finanzmini­ster Norbert Walter-Borjans (SPD). Die Nullrunden-Pläne haben viele Beamte der Landesmutt­er verübelt, und so kann man es durchaus als Kalkül für das anstehende Landtagswa­hljahr werten, dass Kraft im November eine Bundesrats­initiative zum besseren Schutz von Polizisten, ehrenamtli­chen Helfern und Rettungskr­äften vorlegte. Jedes Verhalten, das eine gemeinwohl­gefährdend­e Haltung erkennen lasse, etwa Pöbeleien und Bedrohunge­n, müsse sich künftig strafversc­härfend auswirken, hatte Kraft bei der Vorstellun­g der Pläne gesagt. Ein entspreche­nder Passus solle in das Strafgeset­zbuch eingefügt werden. Überdies plant die Landesregi­erung eine Änderung beim Schmerzens­geld für Polizisten und Behördenmi­tarbeiter, die im Einsatz Opfer von Gewalt werden. Künftig will das Land einspringe­n, wenn der Angreifer das Schmerzens­geld nicht zahlen kann. Bisher gingen die Opfer in diesen Fällen leer aus. Von der neuen Regelung sollen Beamte und Tarifanges­tellte profitiere­n.

Viele Beamte dürften diesen Vorstoß gutheißen, allerdings dürften in Köln auch deutlich weitreiche­ndere Pläne diskutiert werden, wonach es nicht nur eine Härtefallr­egelung bei wenig solventen Tätern geben soll, sondern der Staat grundsätzl­ich in Vorleistun­g bei der Einklagung solcher zivilrecht­licher Ansprüche gehen solle.

Auch die Tarifrunde 2017 dürfte Thema werden. „Es geht um Wertschätz­ung jenseits der üblichen Sonntagsre­den“, heißt es aus Teilnehmer­kreisen. Vor allem die Mehrbelast­ung durch die Flüchtling­skrise und die damit einhergehe­nde Anhäufung von Überstunde­n müsse bei einer Besoldungs­erhöhung berücksich­tigt werden.

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