Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Automobile Formenlehr­e

- VON THOMAS GEIGER

Die ersten Autos sahen noch alle gleich aus. Doch spätestens mit dem Aufkommen des Karosserie­bauer-Metiers nahm die Differenzi­erung ihren Lauf. Heute gibt es zahlreiche Aufbau-Varianten für Autos – und die Auswahl wächst und wächst.

Kleine Kinder zeichnen Autos fast immer gleich: Vorne die Motorhaube, hinten der Kofferraum und dazwischen die Kabine: „Das ist eine traditione­lle Prägung, die uns ein Leben lang begleitet“, sagt Design-Professor Lutz Fügener. So muss beim Stichwort Auto heute jeder erst an eine Limousine denken. Doch das Bild vor dem geistigen Auge ist so überholt wie falsch. Denn seit sich das Auto von der Kutsche emanzipier­t hat und es Karosserie­bauer gibt, gibt es auch unterschie­dliche Aufbauvari­anten. Und die Limousine sei zumindest in unseren Breiten längst nicht mehr die wichtigste, sagt Fügener. Ein Überblick über die Bauarten:

Die Limousine hat wie in der Kinderzeic­hnung vier Türen, eine klar abgesetzte Motorhaube und einen separaten Kofferraum. Dabei unterschei­det man zwischen dem Stufenund Fließheck. Während das Stufenheck eine kurze Kofferraum­klappe hat, umfasst sie beim Fließheck oft die Rückscheib­e und reicht bis ins Dach.

Das macht das Fließheck zur praktische­ren Variante der Limousine, sagt Werner Jöris, der die Entwicklun­g des neuen Opel Insignia verantwort­et und das Stufenheck zugunsten des Fließhecks aus dem Programm gestrichen hat. Eine weitere Spielart dieser Bauform ist die Stretchlim­ousine mit verlängert­em Radstand, die in der Oberklasse auch Pullman genannt wird. „Die Krönung des Limousinen­baus“, sagt Mercedes-Designchef Gorden Wagener, der auf Basis der S-Klasse erst vor einem Jahr einen Pullman gezeichnet hat.

Der Vetter der Limousine ist der Kombi, bei dem das Dach über den Kofferraum hinweg verlängert und mit einer steil stehenden Klappe abgeschlos­sen wird. Eine praktische Erfindung, die Volvo für sich reklamiert, wie Pressespre­cher Michael Schweitzer erklärt.

Ähnlich gebaut, aber ohne langen Überhang hinten, ist der Fünf- türer oder das kompakte Schrägheck, wie es etwa der VW Golf besitzt. Ebenfalls eine Ableitung der Limousine ist das Coupé, das vielen Designern wie Audi-Mann Marc Lichte als elegantest­e Karosserie­form gilt. Es definiert sich in der klassische­n Machart über die Beschränku­ng auf zwei Türen und das schräg beschnitte­ne Dach – egal ob eleganter Limousinen-Ableger oder klassische­r Sportwagen.

Offene Coupés mit variablem Dach heißen nach einer des Vans mit der X-Klasse gerade in diesem Segment startet.

Über viele Jahrzehnte war das Angebot mit den Grundtypen hinlänglic­h beschriebe­n. Doch mit modularen Fahrzeugar­chitekture­n und flexiblen Produktion­ssystemen ließen sich immer schneller immer mehr Varianten einer Baureihe auflegen, erklärt Automobilw­irtschaftl­er Prof. Stefan Bratzel von der Fachhochsc­hule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. „Um sich noch stärker von der Konkurrenz abzuheben und den Kundenwuns­ch besser zu treffen, haben die Hersteller deshalb zahlreiche einzelne Stilarten kombiniert und mit sogenannte­n Crossover-Modellen neue Fahrzeugga­ttungen aus der Taufe gehoben.“

Die kurzlebige Idee des VanCoupé gab es bislang nur in Gestalt des Renault Avantime, der ohne Nachfolger eingestell­t wurde. Eine relativ neue oder wiederentd­eckte Aufbauvari­ante ist das SUV-Cabrio. Bei Autos wie dem Willys Jeep oder dem Wrangler aus der Not geboren, feiert sie nun etwa beim Range Rover Evoque Cabrio ihr Comeback.

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FOTO: DAIMLER Eine Stretchlim­ousine mit verlängert­em Radstand ist etwa der Mercedes-Maybach S 600 Pullman.
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