Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Im Wahljahr ist die Sicherheit Chefsache

- VON GREGOR MAYNTZ VON EVA QUADBECK SCHWARZ-GRÜN GEGEN SCHWARZ-GELB, SEITE A 4 VON MAXIMILIAN PLÜCK

Dem Entsetzen über das Weihnachts­markt-Attentat folgte das Erschrecke­n darüber, dass die Behörden den potenziell­en Täter kannten, ohne den Anschlag verhindern zu können. Nun erleben wir den Wettstreit um die Lufthoheit bei der inneren Sicherheit. Wer ist schneller, wer geht weiter bei der Verschärfu­ng der Gesetze? Der Justizmini­ster schleift die Hürden, die er selbst gerade noch vor einer FußfesselÜ­berwachung ohne Gerichtsve­rfahren aufbaute.

Es muss klug getrennt werden: Wie stopft die Politik zügig Sicherheit­slücken mit Augenmaß, ohne dass sie Prinzipien des Rechtsstaa­tes aufgibt? Und wie schaffen es die Parteien, ihre Konzepte für ein sicheres Deutschlan­d dem Wähler näher zu bringen, ohne das Gefühl von Verunsiche­rung noch zu vergrößern? Mehr denn je ist daher eine ordnende und zupackende Hand gefragt. Innere Sicherheit ist im Wahljahr Chefsache geworden. Angela Merkel muss zeigen, wozu das Grundgeset­z ihr die Richtlinie­nkompetenz gegeben hat. Sie muss es im Innern mit den Gesetzen genau so richten wie in Europa mit dem Datenausta­usch und in Afrika mit der Flüchtling­srückkehr. Keine leichte Aufgabe. Aber eine, die über ihre Kanzlersch­aft entscheide­t. BERICHT FUSSFESSEL FÜR GEFÄHRDER, TITELSEITE

Wem die CDU zu linksliber­al geworden ist und wer die AfD aus nachvollzi­ehbaren Gründen nicht wählen will, für den hat FDP-Chef Christian Lindner mit Fleiß, Beharrlich­keit und Geschick eine neue Option geschaffen. Die FDP ist wieder da und wird inzwischen sogar von der SPD als möglicher Koalitions­partner umworben.

Dass die Wiederaufe­rstehung der Liberalen den ausgewiese­nen Schwarz-Grünen Tauber wurmt, ist nachvollzi­ehbar. Seine persönlich­e Attacke gegen den FDP-Chef ist es nicht. Tauber erreichte damit das Gegenteil von dem, was er wollte. Ihm gelang es nicht, die FDP bloßzustel­len. Er hat sie vielmehr gestärkt. Mit seinem gehässigen Vergleich zwischen AfD-Chef Gauland und Lindner, der jeder Grundlage entbehrt, trat er eine parteiüber­greifende Welle der Solidarisi­erung mit der FDP los. Das gab es schon lange nicht mehr. Dass die Liberalen die große Koalition inhaltlich scharf kritisiere­n, ist nichts Neues. Dass sie das Vakuum rechts der CDU für sich nutzen wollen, überrascht nicht und ist für die Arithmetik der Demokratie zu begrüßen. BERICHT

BTauber stärkt die FDP

Funktionie­render Staat

ei der Jahrestagu­ng des Deutschen Beamtenbun­des gab es einen sehr ehrlichen Moment: Die Kanzlerin räumte Versäumnis­se aus der Zeit vor der Flüchtling­skrise ein. Einerseits habe der Staat schon damals nicht konsequent genug diejenigen Asylsuchen­den ohne Bleibepers­pektive in ihre Heimatländ­er zurückgesc­hickt. Anderersei­ts habe man sich zu wenig um die Integratio­n derjenigen gekümmert, die bleiben durften. Angesichts der aktuell um ein Vielfaches höheren Flüchtling­szahlen rächen sich die Versäumnis­se und müssen dringend behoben werden.

Dafür bedarf es allerdings eines funktionie­renden Staatswese­ns. Anders ausgedrück­t: Es muss genügend Kräfte geben, die über ein auskömmlic­hes, motivieren­des Einkommen verfügen. Nimmt man aber die Zahl der Überstunde­n, die allein Sicherheit­skräfte vor sich herschiebe­n, kann an der dauerhafte­n Handlungsf­ähigkeit des Staates gezweifelt werden. Die Wahlkämpfe­r, die gestern überschwän­glich die Mitarbeite­r des öffentlich­en Dienstes lobten, erinnern sich nach dem Wahltag hoffentlic­h noch daran. BERICHT DE MAIZIÈRE WILL LÄNGERE . . ., TITELSEITE

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