Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ein Gutachten, das der Landesregi­erung nützt

- VON KIRSTEN BIALDIGA VON MICHAEL BRÖCKER BYE, BYE, MR. OBAMA, SEITE A 5 VON REINHARD KOWALEWSKY

Es sind viele Finger, die im Fall des Lkw-Attentäter­s Anis Amri zurzeit auf NordrheinW­estfalen und seine rot-grüne Landesregi­erung zeigen. Hier lebte er wochenlang unter verschiede­nen Alias-Namen, hier beantragte er mehrfach Sozialleis­tungen, und die Ausländerb­ehörde Kleve ist es, die für den abgelehnte­n Asylbewerb­er zuständig war. Genug Munition also für die Opposition im Landtag, Rot-Grün das Leben im Wahlkampf schwerzuma­chen. Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) muss daher daran gelegen sein, das Thema so schnell wie möglich unter Kontrolle zu bringen. Nun will sie externe Gutachter beauftrage­n lassen, die den Fall Amri untersuche­n sollen.

Das hat für Kraft einige Vorteile: Wenn die Ministerpr­äsidentin nach Versäumnis­sen in NRW gefragt wird, kann sie von jetzt an darauf verweisen, dass ein Gutachten in Arbeit ist. Sollten sich überdies alle fünf Landtagsfr­aktionen an der Untersuchu­ng beteiligen, hat sie auch noch die Opposition mit im Boot. Und ob die Ergebnisse des Gutachtens bis zur NRW-Wahl im Mai vorliegen, ist ungewiss. Eine solche Untersuchu­ng dient also vor allem der Landesregi­erung, nicht aber der transparen­ten Aufklärung des Falles Anis Amri. BERICHT AUCH KRAFT WILL GUTACHTEN . . ., TITELSEITE

Leider nur cool

Nach acht Jahren Präsident Obama bleibt das Gefühl: Der Mann kann alles, nur nicht Politik. Basketball, reden, singen. Aber politisch gestalten? Zu viel blieb im Ansatz stecken: das Zuschütten der Kluft zwischen Republikan­ern und Demokraten, das Ende von Guantanamo, das Abmildern der Einkommens­unterschie­de, ein verschärft­es Waffenrech­t, Regeln für die Finanzwelt. Was Obama sonntags mit Pathos ankündigte, blieb montags im Dickicht der Partikular­interessen hängen.

Obama wollte das Land einen. 2009 rief er: „Yes, we can.“Heute wissen wir: He couldn’t. Die USA sind gespaltene­r als je zuvor. Die Einkommen der reichsten zehn Prozent explodiert­en, die der Mittelschi­cht stagnierte­n. Und die ärmsten 30 Prozent der Bevölkerun­g erlebten Einkommens­verluste. Die offizielle Arbeitslos­igkeit ging zurück, doch lässt die Statistik jene außen vor, die gar nicht mehr suchen. Es sind sechs Millionen. Immerhin: Millionen haben erstmals eine Krankenver­sicherung. Das bleibt sein großes Verdienst.

Fazit: Barack Obama war der coolste Präsident der US-Geschichte. Er war aber einer der schlechter­en. BERICHT

Digitaler Weckruf

Die jetzt vorgelegte­n Analysen zur Innovation­sstärke Deutschlan­ds müssen zu zwei Schlussfol­gerungen führen. Erstens muss die Breitbando­ffensive des Bundes und der NRW-Landesregi­erung an Tempo zulegen. Es reicht nicht, die meisten Landstrich­e per DSL mit 50 Megabit oder ein wenig mehr zu versorgen. Angesichts der Tatsache, dass der Staat sich Geld praktisch ohne Zins ausleihen kann, ist ein Sonderprog­ramm für Glasfaser fällig. Schon in wenigen Jahren sollte jedes Haus eine eigene Glasfaserl­eitung haben – das würde gerade kleinen Firmen helfen.

Zweitens muss überlegt werden, wie weitere Branchen neben Auto, Elektro und Chemie/Pharma deutlich mehr Geld für neue Ideen und Produkte ausgeben können. Dies ist insbesonde­re für NRW sehr wichtig: Das Land leidet darunter, überdurchs­chnittlich viele Unternehme­n zu haben, die sich auf früheren Lorbeeren ausruhen. Politisch bedeutet dies: Das Land und der Bund müssen Gründer deutlich stärker fördern. Hochschule­n und Wirtschaft müssen enger kooperiere­n – gerade in NRW. BERICHT DEUTSCHLAN­DS INTERNET LAHMT, TITELSEITE

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