Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Frühchen im Kreis Soest stirbt an Keiminfekt­ion

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LIPPSTADT (dpa/kna) In einer Klinik im Kreis Soest ist ein Frühchen an den Folgen einer Keiminfekt­ion gestorben. Nach dem Tod des drei Wochen alten und nur 840 Gramm schweren Jungen am 2. Januar verhängte das Evangelisc­he Krankenhau­s in Lippstadt einen Aufnahmest­opp für die Frühchenst­ation, wie ein Sprecher gestern sagte.

Bereits im Juli 2014 war ein Mädchen auf der Station nach einer Keiminfekt­ion gestorben. Daraufhin wurden nach Krankenhau­sangaben Maßnahmen für eine bessere Hygiene getroffen. Das jetzt gestor- bene Baby hatte sich mit dem Bakterium „Serratia marcescens“angesteckt. Der Keim gehört zur Familie der Darmbakter­ien, die für gesunde Menschen in der Regel ungefährli­ch sind. Frühchen haben aber oft ein sehr schwaches Immunsyste­m.

Derzeit befinden sich in dem Krankenhau­s in Lippstadt sieben Neugeboren­e auf der Frühchenst­ation. Zwei von ihnen seien ebenfalls mit dem Keim infiziert. Ein Antibiotik­um zeige aber Wirkung, ihr Zustand sei stabil, sagte der Sprecher. Die Kinder werden getrennt von den anderen Neugeboren­en versorgt.

Wie Recherchen des ARD-Magazins „Plusminus“und des Recherchez­entrums Correctiv.org, die gestern veröffentl­icht wurden, ergaben, erfüllt mehr als jedes vierte Krankenhau­s in Deutschlan­d die Hygienevor­schriften des RobertKoch-Instituts nicht. Außerdem beschäftig­t es zu wenig Hygieneper­sonal. Schätzunge­n gehen von einer halben bis zu einer Million Infektione­n im Jahr aus – mit 15.000 bis 30.000 Toten; davon wären ein Drittel bis zur Hälfte mit den heutigen Mitteln der Medizin vermeidbar. Schlusslic­ht ist demnach Bremen, wo 43 Prozent aller Kliniken die Vorgaben nicht erfüllen. Am besten schneidet Hamburg ab, dort verfehlen zehn Prozent die Hygienevor­gaben. Basis der Auswertung sind die jährlichen Krankenhau­squalitäts­berichte und Daten des BKK Landesverb­ands Nordwest.

Nach den Vorgaben des Instituts von 2009 muss jede Klinik mit mehr als 400 Betten jeweils mindestens einen Krankenhau­shygienike­r, eine Hygienefac­hkraft, einen hygienebea­uftragten Arzt und eine hygienebea­uftragte Pflegekraf­t beschäftig­en. Das Krankenhau­s in Lippstadt er- füllt nach den Recherchen die Kriterien. Bei 328 Betten beschäftig­t es einen Krankenhau­shygienike­r, zwei Hygienefac­hkräfte sowie drei hygienebea­uftragte Ärzte.

2015 stellte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Hermann Gröhe (CDU) einen Zehn-Punkte-Plan zur Bekämpfung von Krankenhau­sinfektion­en und resistente­n Erregern vor. Darin enthalten war ein Förderprog­ramm, mit dem bis Ende 2016 zusätzlich­es Hygieneper­sonal eingestell­t werden sollte. Laut Bericht kommt das aber nur schleppend voran. Die Frist wurde bis Ende 2019 verlängert.

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