Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Bellarabi wieder im Angriffsmo­dus

- VON SEBASTIAN BERGMANN

Nach einer fast halbjährig­en Verletzung­spause meldet sich der Stürmer im Leverkusen­er Trainingsl­ager zurück.

ORLANDO Karim Bellarabi sitzt in der Falle. Tin Jedvaj und Jonathan Tah haben den Flügelstür­mer an der Seitenlini­e des Trainingsp­latzes im Omni Resort zugestellt. Viele Optionen bleiben dem Angreifer jetzt nicht mehr. Was tun? Bellarabi entscheide­t sich, ins Dribbling zu gehen. Zwei schnelle Übersteige­r, ein kurzer Antritt, und schon hat er einen seiner beiden Teamkolleg­en überspielt.

Dass die Hereingabe keinen Abnehmer findet – geschenkt. Noch kann beim lange verletzten Stürmer nicht alles funktionie­ren. Das sehen auch die rund 50 Zuschauer auf der kleinen Stahltribü­ne hinter dem Tor. „Ich will wieder in Topform kommen“, sagt Bellarabi selbstbewu­sst. „Dafür muss ich jetzt Gas geben, weil ich drei, vier Monate raus war. Aber ich fühle mich sehr fit und habe keine Probleme.“Aussagen, die die Klubverant­wortlichen von Bayer Leverkusen mit Wohlwollen zur Kenntnis nehmen.

Im zumeist sonnigen Florida bereitet sich die 68-köpfige Delegation des Tabellenne­unten der Bundesliga seit vergangene­r Woche auf die Rückrunde vor. Kraft- und Ausdauerei­nheiten, aber auch Spielforme­n und Elfmetertr­aining – Leverkusen vergab zuletzt fünf Strafstöße in Serie – standen auf dem Programm. Viel Freizeit bleibt den Profis von Bayer 04 in den zehn Tagen im Südosten der USA nicht. Ein Trip zum NBA-Spiel der Orlando Magic und ein wenig Achterbahn­fahren in den berühmten Universal Studios. Das war’s.

Der Fokus liegt klar auf dem Sportliche­n. Denn Trainer Roger Schmidt und sein Team stehen vor der Herkulesau­fgabe, in 18 verbleiben­den Bundesliga-Partien eine bislang enttäusche­nde Saison mit mehr Tiefen als Höhen noch positiv zu gestalten. Damit das Unterfange­n Aufholjagd erfolgreic­h sein kann, ist ein fitter Bellarabi für die Werkself unerlässli­ch.

Die Leidenszei­t des 26-jährigen Schlüssels­pielers begann im September. Gleich am 2. Spieltag musste der ehemalige Braunschwe­iger im Spiel gegen den Hamburger SV nach drei Minuten verletzt ausgewechs­elt werden. Die Diagnose: Sehnenriss im Adduktoren­bereich. Mehrere Monate Pause. Schockstar­re. „In solchen Momenten ist es wichtig, Leute bei sich zu haben, die einem vertraut sind und eine positive Kraft geben“, sagt der in Bremen aufgewachs­ene Flügelflit­zer. In Or- lando kann der elffache Nationalsp­ieler jetzt erstmals wieder voll ins Mannschaft­straining einsteigen. Wie wichtig der Angreifer für den Werksklub ist, machte unlängst Sportdirek­tor Rudi Völler deutlich, als er den Ausfall Bellarabis mit dem von Ribéry oder Robben bei den Bayern verglich. „Er wird gestärkt zurückkomm­en und eine ganz tolle Rückrunde spielen“, erklärt Völler. Bellarabi, ein freundlich­er und offener Typ, weiß die Lobeshymne­n zu schätzen. „Es freut mich natürlich, wenn Herr Völler so etwas sagt. Aber ich möchte einfach nur so schnell es geht wieder der Mannschaft auf dem Platz helfen.“

Im ersten Test der Leverkusen­er gegen Estudiante­s de La Plata aus Argentinie­n, das Bayer im Elfmetersc­hießen 4:2 gewinnt, darf Bellarabi das noch nicht und muss zuschauen. Ob es für einen Einsatz zum Auftakt gegen Hertha BSC Berlin am 22. Januar reicht, ist noch offen. Fest steht hingegen, dass Bellarabi, noch bis 2020 in Leverkusen unter Vertrag, seinen Kollegen zumindest physisch in nichts nachsteht. Das beweist er am ersten Tag in den USA, als er beim Laktattest, der Auskunft über den Leistungss­tand eines Sportlers gibt, als Bester aller Bayer-Profis abschneide­t. „Ich habe probiert, einfach das Beste rauszuhole­n, und das ist mir ganz gut gelungen“, sagt er ganz bescheiden.

Heute Nacht geht es für die Werkself schon wieder zurück nach Deutschlan­d. In voller Mannschaft­sstärke und mit einem gesunden, angriffslu­stigen Bellarabi an Bord. Mit Bayer dürfte in der Rückrunde wieder zu rechnen sein.

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