Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Der sympathische Entertainer: Bernd Begemann im FFT
Seine größten Hits, „Unten am Hafen“zum Beispiel, „Ich habe nichts erreicht außer dir“oder „Schluss mit dem Quatsch“, stimmt er an diesem Abend beinahe schon heimlich an. Und auch sonst umschifft Bernd Begemann die Plattitüden des Showgeschäfts schlafwandlerisch. Dabei kommt doch keine Schilderung seines Schaffens ohne dieses seltsame, etwas altmodische und für ihn auf den ersten Blick so ungewöhnliche Etikett aus: Entertainer.
Nach Düsseldorf reiste er, inklusive Autopanne, gleichsam in geheimer Mission: Auf dem Programm stand ein intimes Solokonzert. Ein Mann und seine E-Gitarre, ein bisschen Playback-Klamauk vom iPod, mehr nicht. Das wegen der Brandschutzregelungen wie immer hell erleuchtete Foyer des FFT wäre für all das ein eher unfreundlicher Ort. Stünde da nicht diese raumgreifend charismatische Erscheinung auf der Bühne. Dieser emotionale Kochtopf, der andauernd überzuschäumen droht. Also doch ein Entertainer.
Jeder Gitarrenanschlag eine Erschütterung, leidenschaftlich in Szene gesetzt von zuckenden Gesichtsverrenkungen, die in ihrer Af- fektiertheit selbst Teil der Darbietung sind. Damit, vor allem aber mit seinen Texten prägte Bernd Begemann im Dunstkreis seiner Wahlheimat Hamburg eine ganze Musikergeneration.
Mittlerweile ist er 52 Jahre alt, man glaubt es kaum. Er könnte sich bei seinen Auftritten eigentlich zurücklehnen, sollte man meinen, sich auf die Zuneigung der Fans und auf die eigene Routine verlassen. Tut er aber mitnichten. Das offenbart schon das sichtbare Fehlen eines festen Programms. Es ist alles Improvisation.
Mal gleiten die Songs ineinander über, als entsprängen sie einem Erinnerungsstrang an sein circa 20 Alben umfassendes Oeuvre, den er nicht abreißen lassen will, selbst wenn der Kapodaster weg muss – er spielt einfach weiter. Mal werden sie von assoziativ dahergenuschelten Ansagen unterbrochen. Die Palette reicht von Zuneigung bis zur augenzwinkernden Beschimpfung der circa 60 Anwesenden. Doch sie wähnen sich in guten Händen: Die wenigen und jedes Mal ziemlich heiteren Momente, in denen der Mensch Bernd Begemann dann doch mal kurz unter dem Tarnmantel seiner Kunstfigur hervorblitzt, erweisen ihn als ausgesprochenen Sympathen.