Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Seine Leica lehrte ihn das Fotografieren
Eine Ausstellung in der Mahn- und Gedenkstätte erinnert an den Fotofragen Fred Stein. Der aus Dresden stammende Künstler flüchtete vor den Nazis über Frankreich in die USA. Viele seiner Arbeiten sind weltberühmt geworden.
Eine neue Ausstellung der Mahnund Gedenkstätte trägt den Titel: „Fred Stein: Auf dem Weg. DresdenParis-New York“. Der Weg ist die Flucht- und Lebensstrecke eines deutschen Juden, der als hoffnungsvoller Jurist begann und dann, der Not gehorchend, zum Fotografen wurde – zu einem eher unterschätzten, aber ganz großen der Porträtund Stadtfotografie, wie diese Ausstellung zeigt. Vor drei Jahren war sie bereits im Jüdischen Museum Berlin zu sehen. Die Mahn- und Gedenkstätte nimmt in einer Erweiterung den Menschen Fred Stein, seine Familie und deren Weg ins Exil in den Blick.
Der am 3. Juli 1909 geborene Alfred (später Fred) Stein war der Sohn des Dresdner Rabbiners Leopold Stein und Eva Wollheim Stein. Er studierte Jura in Leipzig und schloss sich bereits als Jugendlicher den Sozialisten an. Noch Anfang des Jahres 1933, als die Nationalsozialisten die Macht ergriffen, verteilte er vom Fahrrad aus antifaschistische Flugblätter.
Dann wurde es höchste Zeit, den neuen Hitler-Staat zu verlassen. „Das Meer der Hakenkreuzfahnen erleichterte den schweren Abschied“, erinnerte er sich später. Zunächst ging es nach Paris und dann, als die Deutschen Frankreich besetzten, weiter nach New York. Dort starb Fred Stein am 27. September 1967.
In der Ausstellung werden 72 Bilder und Personenporträts gezeigt. Das ist nur ein Bruchteil der Arbeiten dieses Künstlers. Über 1200 Menschen ließen sich von ihm fotografieren, und die Namen lesen sich heute wie ein „Who’s who“herausragender Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Stein hat scheinbar keine besondere besondere Technik. Er lässt seinen Personen Raum zur Selbstdarstellung: Thomas Mann am Schreibtisch, André Malraux mit Zigarette als Intellektueller, Arthur Koestler beim Intensivstudium von Zeitungsausschnitten. Extra für die Düsseldorfer: Gustaf Gründgens als Mephisto. Und natürlich die Porträt-Ikone Albert Einstein. Diese Aufnahme fand 2005 eine erneute Verwendung bei der Gestaltung einer bundesdeutschen Gedenkbriefmarke. Gleiches geschah mit einem Foto von Hannah Arendt. Die Publizistin bedankte sich bei Fred Stein mit den Worten: „Ich bin der ehrlichen Meinung, dass Sie einer der besten zeitgenössischen Porträtfotografen sind.“
Dabei hatte alles sehr bescheiden angefangen. Mit einer Leica, die das Ehepaar Alfred und Liselotte einander zur Hochzeit geschenkt hatten: „In Dresden hatten wir mit der Leica gerade mal drei Filme verknipst.“In der kleinen Pariser Wohnung wurde der Flur zum Fotostudio und das Bad zur Dunkelkammer. Trotz dieser Enge waren die Steins freundliche Gastgeber deutscher Emigranten. Einer von ihnen war der junge Willy Brandt. Mit ihm verband die Steins eine lebenslange Freundschaft. Als Stein 1958 erstmals nach der Emigration wieder Deutschland besuchte, fotografierte er wieder Willy Brandt, in den Folgejahren auch Heinrich Lübke, Günter Grass