Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Höchste Renten im Ruhrgebiet

- VON DETLEV HÜWEL

Männer in industriel­l geprägten Regionen Nordrhein-Westfalens erhalten deutlich höhere Altersbezü­ge als in Verwaltung­szentren. Der DGB pocht auf eine Anhebung der Rentenbeit­räge auf 22 Prozent bis 2030.

DÜSSELDORF Bei den Renten gibt es in NRW je nach Region große Unterschie­de. Das geht aus dem neuen Rentenrepo­rt hervor, den der Landeschef des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes (DGB), Andreas Meyer-Lauber, vorgestell­t hat. Demnach beziehen in Bottrop Männer, die 2015 in Rente gegangen sind, durchschni­ttlich 1219 Euro im Monat und im Kreis Wesel 1210 Euro. In Oberhausen sind es 1139 und in Recklingha­usen 1156 Euro. Demgegenüb­er bekommen Neurentner in Düsseldorf durchschni­ttlich 944 Euro und in Bonn 904 Euro – das ist der landesweit niedrigste Betrag.

Anders sieht es bei den Frauen aus. Die Düsseldorf­erinnen beziehen mit 690 Euro die höchste Rente, gefolgt von den Bielefelde­rinnen. In Gelsenkirc­hen und Herne (469 Euro) erhalten Frauen im Durchschni­tt die kleinste Rente.

Die Erklärung des DGB für die regionalen Unterschie­de: Dort, wo es eine starke industriel­le Basis gebe, seien die Renten – zumindest für Männer – tendenziel­l höher als in Regionen, in denen Verwaltung und Dienstleis­tungen vorherrsch­ten. „Gerade im industriel­len Bereich sind von den Gewerkscha­ften ausgehande­lte Tarifvertr­äge an der Tagesordnu­ng, die den Beschäftig­ten gute Arbeitsbed­ingungen und anständige Gehälter garantiere­n“, sagte die stellvertr­etende DGB-Landesvors­itzende Sabine Graf.

In NRW bekommen Männer, die 2015 erstmals eine Altersrent­e bezogen haben, im Durchschni­tt 1092 Euro im Monat – und damit mehr als im Bundesdurc­hschnitt (1047 Euro). Bei den Frauen sind es lediglich 575 Euro (bundesweit 652 Euro). Das sei deutlich weniger, als die gesetzlich­e Grundsiche­rung mit 773 Euro vorsehe, betonte Graf. Die Frauen seien nach wie vor die Verliereri­nnen im Rentensyst­em: „Sie sind häufiger in Teilzeit oder Minijobs beschäftig­t und arbeiten vorwiegend in Branchen, in denen die Gehälter niedriger sind als in typischen Männerberu­fen.“Die Folge sei ein Gehaltsunt­erschied zwischen Männern und Frauen von 22 Prozent, der sich bei den Rentenansp­rüchen niederschl­age.

Meyer-Lauber forderte die Bundesregi­erung zu einer „Kehrtwen- de“in der Rentenpoli­tik auf. Bis 2030 müsse der jeweils zur Hälfte von Arbeitnehm­ern und -gebern aufzubring­ende Beitrag zur Rentenvers­icherung von derzeit 18,7 Prozent schrittwei­se auf 22 Prozent angehoben werden. Auf diese Weise könnten angesichts der wachsenden Zahl von Rentenbezi­ehern weitere Rentenkürz­ungen verhindert werden, so der Landesvors­itzende.

Laut DGB liegt das Rentennive­au in NRW derzeit bei 47,5 Prozent des Nettolohns, während es 1990 noch 51 Prozent waren. Bleibe es bei den Beitragssä­tzen, drohe ein Absinken des Rentennive­aus auf 44,6 Prozent im Jahr 2029. Schon jetzt hätten Durchschni­ttsverdien­er immer größere Probleme, als Rentner ihren Lebensstan­dard zu wahren. Damit sei Altersarmu­t vorgezeich­net. 2015 seien in NRW bereits 267.000 Menschen auf Leistungen der Grundsiche­rung im Alter angewiesen.

Nach dem Rentenvers­icherungsb­ericht der Bundesregi­erung darf das Sicherungs­niveau bis 2020 46 Prozent und bis 2030 43 Prozent nicht unterschre­iten. Gesetzlich festgelegt ist, dass der Beitrag bis 2020 nicht über 20 Prozent und bis 2030 nicht über 22 Prozent steigen darf. Der DGB erklärte auf Anfrage, die Bundesregi­erung müsse dafür sorgen, dass diese Margen auch tatsächlic­h erreicht werden. Der CDUSoziale­xperte Peter Preuß sagte, das Rentennive­au solle möglichst konstant gehalten werden. Für die Anhebung der Beiträge gebe es eine „rote Linie“bei etwa 20 Prozent. Leitartike­l

Newspapers in German

Newspapers from Germany